Die Lautlosen Die Lautlosen: Poucher Boote GmbH gewährt Einblicke

Pouch/MZ - „Hut ab vor der Leistung der Poucher Bootsbauer“, sagt Gerald Felgner. „Sie haben nach der Wende zugepackt, nicht hingeschmissen.“ Und es habe sich gelohnt. Und wie. Felgner kam mit seiner Familie aus Jesewitz (Sachsen) herüber, um am Sonnabend jenen zu begegnen, die seit Jahrzehnten im Wassersport einen Namen haben. Nicht nur bundes-, sondern weltweit. Der Tag der offenen Tür bei der Poucher Boote GmbH machte es möglich.
Es ist eine leise Welt, für die sich die Bootsbauer ins Zeug legen: gleiten auf der Wasseroberfläche inmitten von Mutter Natur. All das ohne Nass zu werden und doch mittendrin zu sein. Stefan Nitschke, Juniorchef, des Traditionsunternehmens, kommt ins Schwärmen. Die Abenteuer, die er erlebt hat, haben meist auch etwas mit Einer oder Zweier zu tun. Er sei mit den Booten aufgewachsen. Mittlerweile haben die Poucher sieben Bootstypen in ihrem Sortiment. Der neueste trägt den Namen „Touringeiner LE’14“.
In 20 Minuten aufgebaut
Das Boot überzeugt durch sein großzügiges Platzangebot, die komfortable Einstiegsluke und ein kleines Packmaß, erzählt Nitschke. Apropos packen: in zehn bis 20 Minuten ist so ein Faltboot aufgebaut. Auch Laien schaffen es ohne Probleme, davon ist Nitschke überzeugt. Es handelt sich um einen werkzeuglosen Aufbau. Keine Schraube, keine Mutter sind vonnöten. Da wird gesteckt und geklipst - fertig.
„Wir sind der letzte deutsche Hersteller, der vor Ort Faltboote baut“, informiert er. Andere Firmen hätten ihre Produktion mittlerweile ins Ausland verlegt. „Wir sind so ziemlich die einzigen, die jedes Jahr ein bis zwei neue Bootsmodelle auf den Markt bringen.“ 350 bis 500 Faltboote werden jährlich in Handarbeit gefertigt.
Zu DDR-Zeiten waren es 7000 in 365 Tagen. Da gab es aber auch 300 Mitarbeiter, die im Dreischichtsystem arbeiteten.
Heute sind sie an zwei Händen abzuzählen. Die neun Mitarbeiter haben aber alle Hände voll zu tun. Wie Tischler Ronny Rückauf, dem man Samstag am Goi-tzscheufer begegnen konnte. Von ihm gab’s - quasi aus erster Hand - so manche Information rund ums Faltboot.
Boote aus Pouch in aller Welt
Doch die Poucher Boote GmbH setzt nicht nur auf Neubau, sondern auch auf Reparatur und Planenbau. „Wir reparieren markenunabhängig“, betont Nitschke. Egal welches Baujahr. Und dann komme noch der Planenbau hinzu. So erhalten zum Beispiel Swimming-Poole einen besonderen Schutz und Stabilität. Bei der Reichstagsverhüllung á la Christo im Jahr 1995 in Berlin wurden auch Planen aus Pouch vernäht, berichtet Nitschke.
Pouch ist eben weltweit in aller Munde. Es gebe keinen Kontinent, auf dem nicht Faltboote aus Sachsen-Anhalt zu Wasser gelassen werden. Das mache auch ein wenig stolz. Eines der schnittigen Wasserfahrzeuge des Traditionsunternehmens wird übrigens schon bald in Jesewitz „ankern“. Da sind sich Gerald Felgner und seine Frau einig. „Wir kaufen nämlich jetzt ein Faltboot.“
