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Die Brücke am Spittel Die Brücke am Spittel: Wie die Spittelbrücke in Jeßnitz vor Jahrhunderten zu ihrem Namen kam

Von Helmut Ernst Aktualisiert: 19.07.2024, 12:13
Die Spittelbrücke in Jeßnitz wurde zum Ende des Zweiten Weltkriegs, am 20. April 1945 um 13 Uhr gesprengt.
Die Spittelbrücke in Jeßnitz wurde zum Ende des Zweiten Weltkriegs, am 20. April 1945 um 13 Uhr gesprengt. Helmut Ernst

Jeßnitz - Die Bauarbeiten an der neuen Spittelbrücke sind planmäßig fertig gestellt. Unterhalb dieser Brücke sind noch Restarbeiten erforderlich. Doch nur wenige wissen, woher der Name der Spittelbrücke kommt. Wir müssen einige Jahre in die Geschichte zurückblicken.

Jeßnitz war nie von einer Mauer umgeben, dafür aber von Wasser. Die Stadt besaß viele Brücken, die ständig erneuert oder repariert werden mussten. Heute kaum vorstellbar, aber ein Teilstrom der Mulde floss unter der Brücke. Auch war die Fläche ein größerer See - das sogenannte Ratswasser. Dieses wurde jeweils an einen Fischer verpachtet.

Im Jahr 1612 war wieder einmal ein Neubau der Brücke erforderlich. Die Kosten beliefen sich auf 267 Taler. Als Hohe Brücke wurde sie bezeichnet. Sicher könnte man hier über ihre Konstruktion etwas ableiten. Strenge Winter und Eisgang schädigten oft die Holzpfeiler. Laufend wurde bei der fürstlichen Regierung wegen der Baufälligkeit gemahnt. Endlich 1664 konnte ein Neubau erfolgen. Hier tauchte erstmals in den Akten der Name Hospital, aber auch Spittelbrücke auf.

Schon um 1600 lässt sich ein Hospital oder Spittal, aber auch Spittel nachweisen

Schon um 1600 lässt sich ein Hospital oder Spittal, aber auch Spittel nachweisen. In einem Vermerk heißt es: 1593 im Spittel gestorben. Das Hospital stand außerhalb der Stadt. Man kann den Standort heute kurz hinter der neuen Spittelbrücke auf der Fahrstraße einordnen.

Das Hospital war kein Krankenhaus im heutigen Sinne. Auch diente es nicht den Jeßnitzer Einwohnern. Durchreisende und Kranke von außerhalb wurden dort untergebracht. Auch fand einmal ein verarmter Bürger ohne Wohnung dort eine Unterkunft. Im Hospital wohnte der Spittelmann, der um 1700 für die Miete 7 Taler zahlte. Er erledigte Grabschachtungen, Läuten der Glocken und andere Aufgaben in der Stadt.

Welche Größe das Hospital hatte, darüber geben die Akten keine Auskunft. Es dürfte aber mit Ziegeln gedeckt gewesen sein, denn eine Rechnung 1699 weist für einen Transport 500 Dachsteine und Latten aus. Der Stall war strohgedeckt. Wie lange es als Hospital diente, ist nicht bekannt. Bis 1812 hat es noch gestanden. Sicher unbenutzt und marode, denn es wurde für einen geringen Preis von 19 Talern verkauft. Wie lange es nach dem Verkauf noch bestand, dazu gibt es keine Aussage.

Seit dem Jahr 1664 gibt es eine Brücke in Jeßnitz

Nun wissen wir: Seit dem Jahr 1664 gibt es eine Brücke in Jeßnitz, die den Namen Spittelbrücke trägt. Aber auch das sogenannte Ratswasser heißt nun Spittelwasser.

Eine andere Besonderheit ist, es gab auch eine Spittelgasse. Diese hat aber nichts mit der gleichnamigen Brücke zu tun. In Jeßnitz standen verschiedene Torschreiber-Häuser, da es zu Kursachsen bzw. Preußen die Grenze bildete. 1828 ist Anhalt dem Zollverein beigetreten und all diese Gebäude wurden nicht mehr benötigt.

Die Stadt wollte im Bärtor ein Hospital einrichten, da sich die Cholera von Halle nach Jeßnitz ausbreiten würde. Ein Hospital ist es nicht geworden, aber mit dem Kauf von der Herzoglichen Regierung 1851 ein Armenhaus. Die heutige Bärgasse war vormals die Spittelgasse. (mz)

Die neue Brücke über das Spittelwasser wurde neben der alten gebaut und im November 2018 fertiggestellt.
Die neue Brücke über das Spittelwasser wurde neben der alten gebaut und im November 2018 fertiggestellt.
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