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DFB-Stützpunkt im Streitgespräch DFB-Stützpunkt im Streitgespräch: Kontroverse Diskussionen

Von Thomas Tominski 19.08.2002, 13:20

Bevor DFB-Stützpunkt-Koordinator Frank Gifhorn verbal mit der Faust auf den Tisch schlug und mit Fakten der emotional geführten Debatte endgültig den Wind aus den Segeln nahm, hätten die Aussagen der anderen Teilnehmer bis zu diesem Zeitpunkt gereicht, um aus einer laschen Brühe eine feurige Tabasco-Soße zu machen. Fest steht: Seit dem 1. August hat sich im Piesteritzer Volkspark ein Fußball-Stützpunkt des DFB etabliert, der Nachwuchs-Akteuren (Altersklasse 12/18) aus dem gesamten Kreisgebiet die Möglichkeit gibt, außerhalb ihres Vereines ein zusätzliches Training zu absolvieren.

Wittenberg/MZ. Die Vorgaben des Landesverbandes sind konkret. Vier Kinder pro Verein und Altersklasse werden gefördert, der DFB schlüpft hier in die Rolle des Dienstleisters.

Gifhorn mit konzentriertem Blick und erhobenem Zeigefinger: "Die angestellten Trainer dürfen nicht als Vermittler auftreten. Das steht in ihren Verträgen drin, die sie unterschrieben haben." Was wie ein dramatisches Bühnenstück voller gegenseitiger Schuldzuweisungen begonnen hat, katapultierte ab sofort zur geselligen Runde.

Bei Stützpunkt-Trainer Bodo Schulz saß zu Beginn der Diskussions-Runde der Stachel des Vorwurfs, er würde Spieler aus anderen Vereinen beim Training gezielt für den FC Grün-Weiß Piesteritz abwerben jedoch zu tief, um diesen Punkt nicht noch einmal zur Sprache zu bringen. "Wir wollen doch nur den Kinder- und Jugendfußball im Kreis fördern. Außerdem sollte es doch das Ziel jedes Talents sein, auch mal höherklassig spielen zu wollen." Karsten Lüdeholz und Roland Völkel von der SG Zahna/Elster setzten sofort im Doppelpack zum gezielten Konter an. "Wir haben etwas dagegen, wenn Akteure weggelockt und unsere Mannschaften kaputt gemacht werden."

Bevor die Gespräche anfingen sich endgültig im Kreis zu drehen, nahm Edgar Gnauert vom FC Grün-Weiß Piesteritz etwas Brisanz aus der Runde und räumte seitens des Vereins sogar Verfahrens-Fehler ein. "Die Kinder direkt zu kontaktieren war nicht das Nonplusultra. Der Weg über die Eltern oder Übungsleiter hätte uns manchen Ärger gespart." Horst Mahle von der SG Elbaue Süd zeigte Verständnis für Gnauerts Selbstkritik: "Was passiert ist, können wir nicht mehr zurück drehen. Jetzt sollten wir endlich einen gemeinsamen Nenner finden, um weitere Missverständnisse auszuschließen."

Erst Gifhorns Fingerspitzengefühl für brenzlige Situationen drängte die "Kampfhähne" in die Ecke. Seine konkreten Vorschläge: Ausarbeitung eines Konzeptes zum kurzfristigen Aufbau einer Verbandsliga-Mannschaft im A/B-Jugend-Bereich, konzentrierte Zusammenarbeit der einzelnen Vereine, Freigabe junger Talente zur Förderung durch die Stützpunkt-Trainer. "Sachsen-Anhalt ist doch nur ein weißer Fleck auf der Fußball-Karte. Diesen Zustand sollten wir zusammen verändern." Die Entscheidung, wo und wann mit dem Aufbau eines Verbandsliga-Teams begonnen werden soll, überließ Gifhorn den Vertretern der Vereine.

Der Abteilungsleiter des Piesteritzer Nachwuchsfußballs, Joachim Golly, wies jedoch schon in Vorfeld auf mögliche Komplikationen hin. Die Analyse nach geführten Einzelgesprächen zeigt einen deutlichen Trend: Den Eltern wäre der Aufwand zu groß, ihre Kinder auf umliegende Trainingsplätze zu fahren. DFB-Coach Erich Köhler kann diese Feststellung nur bestätigen. "Die Teilnahme an dieser Runde zeigt doch etwas ganz deutlich: Über unseren Stützpunkt diskutieren viele. Mit uns zusammen nur wenige." Kopfschütteln über das Desinteresse an der Arbeit des Trios Hans-Jürgen Fuß/Schulz/Köhler löst beim ihm ein ganz anderer Tatbestand aus. "Die heimischen Übungsleiter der Kinder könnten doch von unserer Arbeit lernen und sich ein paar Tricks ablauschen. Das wäre doch für sie in puncto Weiterbildung eine billige Investition."

Der Präsident des Kreisfußballverbandes, Günter Strauch, versuchte abschließend dem ganzen Meinungs-Wirrwarr endgültig den faden Beigeschmack einer hausgemachten Posse zu nehmen. Ein gemeinsam erstelltes Konzept zwischen KFV und Vereinen soll die Richtschnur für weitere Schritte werden, an einer Konzentrierung - früher besser unter dem Begriff "Kader-Schmiede" bekannt - führe nach seiner Meinung kein Weg vorbei. Der persönliche Favorit des Präsidenten: Piesteritz. "Hier herrschen einfach die besten Bedingungen." Mit der These, dass in fünf Jahren im Männer-Bereich hier vielleicht sogar Oberliga-Fußball gespielt wird, löste in der Runde nur schmunzelnde Mienen aus.

Gifhorns Fingerzeig beendete die Debatte, mit einem freundschaftlichen Händedruck schüttelten sich die Teilnehmer letzte Vorurteile gegenseitig aus den Ärmeln. Gemeinsam statt gegeneinander heißt jetzt das beschlossene Credo, der DFB und die anwesenden Vereine haben dazu in der vergangenen Woche den Grundstein gelegt. 20 Stützpunkte existieren im Land, die Chance, Sachsen-Anhalt als weißen Punkt auf der Karte verschwinden zu lassen, verlangt Disziplin und Verantwortung. Übrigens: Die Verantwortlichen des SV Eintracht Elster, SV Rot-Weiß Kemberg und Allemannia Jessen konnten auf Grund der derzeitigen Hochwasser-Situation nicht an dieser Versammlung teilnehmen.