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Deutsch-deutsche Lieder Deutsch-deutsche Lieder: Kleiner Kreis hört Songs von zu Haus

Von Ulf Rostalsky 08.10.2001, 17:13

Bitterfeld/MZ. - Reinhard Waag, der Leiter des Bitterfelder Kulturpalastes, wirkt in solchen Momenten kämpferisch. "Wir geben nicht auf, wollen die zum Hause gehörenden kleineren Veranstaltungen nicht untergehen lassen", sagt er und resümiert wenig später, dass sich das Engagement durchaus gelohnt habe.

Denn auch wenn der kleine Saal des Kulturpalastes am Freitagabend recht spärlich gefüllt war: "Wir werden immer mehr, das ist schön so." Gäste an diesem Abend waren Musiker des Ensembles Theatrum vom Schloss Hohenerxleben, die deutsche-deutsche Unterschiede und Gemeinsamkeiten auf ihre ganz spezielle Art erklären wollten. Ina Friebe, in Ostdeutschland geboren, und Hubertus John, ein Westdeutscher, hatten sich im vorigen Jahr zu einem Liederabend inspirieren lassen und nennen das Programm "ihr Lieblingskind". Das wurde vor genau zwölf Monaten schon einmal im Bitterfelder Rathaus aufgeführt und hat "laufen gelernt", es entwickelt sich.

Ina Friebe baut nun auf musikalische Unterstützung durch Jens Bettge (Gitarren) und Kaspar Domke (Kontrabass, Gitarre), Hubertus John wird jedoch immer wieder in den Liederabend einbezogen. Als "Wessi", der von seinen Kollegen gern auf der Bühne gesehen wird und auch Titel wie das "Sandmännchenlied" oder "Unsere Heimat" mit vorträgt. Allerdings fragt nicht nur er: "Was ist Heimat? Wem gehört sie?" Der Titel des Liederabends wird zum Programm. "Hier wo ich l(i)ebe", heißt es und ist mehr als ein Wechsel von Liedern und Gedichten.

Es ist auch eine Reise durch die Geschichte einer Nation. "Ouwe", das mittelhochdeutsch vorgetragene Stück Walter von der Vogelweides macht den Auftakt, soll "die Wurzeln deutscher Kultur verdeutlichen". Es folgen als Erinnerung an die deutsche deutsches Nebeneinander "Lilli Marleen", das für Ina Friebe "Ausdruck einer Zeit ist, in der die Ursachen der deutschen Teilung liegen. Die Linde wird in zwei weiteren Titeln zum kulturellen Symbol des Verbindenden. Es folgen russische Lieder, ein osteuropäisches Märchen und die Frage "warum ich singe". Warum? Ina Friebe denkt, dass sie damit am ehesten ihre Gefühle ausdrücken und vermitteln kann.

Gefühle zwischen Nachdenklichkeit und Freude, Erinnerung und Zukunftsvisionen. Die vier Musiker, die schon wegen ihrer Herkunft einen echten deutsch-deutschen Liederabend gestalten, singen sich in die Herzen ihrer Gäste. Sie fordern sie und fördern mit ihrer Art, bekannte Titel vorzutragen, deren Reaktion. Die Gäste honorieren das. Mit Applaus und der Aufforderung zu Zugaben. Ein sichtlich zufriedener Reinhard Waag tut das mit roten Rosen.