Der Reichtum der Provinz Der Reichtum der Provinz: Museum im Zörbiger Schloss soll mehr Auftrieb bekommen

Zörbig - Das Heimatmuseum im Schloss Zörbig steuert auf seinen 100. Geburtstag zu. 2023 wird das Jubiläum gefeiert. Bis dahin soll das Haus sein Gesicht verändert haben. „Ein lebendiges Museum soll es sein“, sagt Stefan Auert-Watzik. Der Historiker ist einer der federführenden Akteure, wenn es um Museumskonzept und Sammlungskonzeption geht.
Die Mitglieder des Zörbiger Stadtrates haben beiden Papieren zugestimmt. Damit steht fest, dass das Museum im Schloss über kurz oder lang den „Reichtum der Provinz“ - so Auert-Watzik - auf andere Art präsentieren wird.
Die Neukonzeption mit der Konzentration auf die Schwerpunktbereiche Ur- und Frühgeschichte, Mittelalter, Residenzstadt sowie die großen Söhne und Töchter Zörbigs ist offenbar zwingend nötig. Mit derzeit gut 1.000 Besuchern steht das seit Jahrzehnten praktisch unveränderte Museum am Scheideweg. Es sind zu wenige Gäste, um wirklich Akzente so setzen. Und es sind deutlich mehr Besucher drin. Mit 5.000 Personen rechnet Auert-Watzik.
18.000 Sammlungsstücke gehören aktuell zum Museum – 4.500 sollen es künftig maximal sein
Denn Zörbig habe Potenzial, könne zum Beispiel mit der Verbindung zum Herrscherhaus der Wettiner und dem einst im Schloss residierenden Herzog August von Sachsen-Merseburg punkten. Auch die Blüte Ende des 19. Jahrhunderts mit Zuckerrübenverarbeitung, Saftbahn und Rühlmannscher Orgelbauanstalt sowie das literarische Wirken von Victor Blüthgen werden in die Waagschale geworfen. „StadtMachtGeschichte“, ist der Slogan von dem der Historiker überzeugt ist.
Er kann sich das neue Museum im alten Schloss in Gedanken bereits vorstellen. Er schwärmt, weiß aber auch um die großen Herausforderungen, wenn es um den Neustart geht. Da baulich einige Sachen neu angegangen werden und das Museum in der Fläche kleiner wird, muss der Bestand deutlich reduziert werden. 18.000 Sammlungsstücke gehören aktuell zum Museum. 4.500 sollen es maximal sein.
Museale Stücke dürften aber nicht verscherbelt werden, hieß es im Stadtrat. Sollen sie auch nicht. Doch manches zu behalten, mache wenig Sinn, lautet die Botschaft aus dem Schloss. Dutzende Kinderwagen und zahlreiche Alltagsgegenstände aus der Vergangenheit gehören dazu. Aber auch geschnitzte Sitzmöbel, die mit dem barocken Glanz Zörbigs wenig zu tun haben. Die gehen nach Wolmirstedt zurück, von woher sie einst als Leihgabe kamen. Ein Webstuhl soll bald im Zörbiger Ortsteil Quetz in Funktion gezeigt werden. Weniger ist mehr.
Im Schloss sollen künftig auch die Bibliothek, das Stadtarchiv und Vereinsräume untergebracht sein
Nötig sind zudem neue Ausstellungsstücke. Das in der Stadtkirche befindliche Totenbild des Herzogs Augusts gehört dazu. „Es ist ein Prozess“, meint Stefan Auert-Watzik zum Umdenken in Schloss, Museum und Stadt.
Zörbigs Bürgermeister Matthias Egert (CDU) teilt die Auffassung des Historikers, bringt aber auch die finanzielle Seite ins Spiel. Das Schloss kostet. Baulich geht es in Summe schnell um Beiträge im sechsstelligen Bereich. Schließlich sollen im betagten Gemäuer künftig neben dem Museum die Bibliothek, das Stadtarchiv und Vereinsräume untergebracht sein. Auch der Ankauf, die Leihe und die Präsentation von Exponaten schlage ordentlich zu Buche, so Egert. Gerade erst hat die Stadt für Vitrinen und Sammlungsschränke 28 000 Euro freigegeben.
„Wir wollen das Museum“, betont der Rathauschef dennoch und erinnert an eine schon vor Jahren im Stadtrat aufgemach-
te Forderung. „Ein Museum braucht Personal.“ Das zu finanzieren und auch den Unterhalt der Einrichtung zu stemmen, sei ohne Zweifel neben der Neugestaltung die größte Herausforderung in Zörbig. (mz)

