Deichbau Deichbau: Eine Lücke wird geschlossen
schierau/MZ - Siegmund Rieger verfolgt aufmerksam die Deichrückverlegung bei Schierau. Es sind gute Tage für den Chef der Wasserwehr in der Ortschaft. Denn bald verschwindet vor den Toren seines Ortsteils ein Brennpunkt an der Mulde. „Ein bisschen Glück gehört immer dazu“, sagt Rieger mit Blick auf die Ortschaften, die auch auf einen neuen Deich warten.
Doch eigentlich hatten Rieger und der Raguhn-Jeßnitzer Ortsteil schon viel Pech. Denn neue Deiche waren im Norden und im Süden bereits fertig. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) hatte einen ersten 1,6 Kilometer langen Bauabschnitt bei Priorau erst im April feierlich übergeben. Nur in der Mitte, bei Schierau und Niesau, fehlte noch ein neuer Deich. Und dort sollten die Arbeiten für den zweiten – 1,9 Kilometer langen – Teil eigentlich Mitte des Jahres beginnen. Doch die Flut machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung und nutzte gleichzeitig die Schwachstelle an den Muldedeichen gnadenlos aus: Zuerst strömte das Wasser über den noch nicht sanierten Altdeich, dann drang es bis zur knapp 200 Meter dahinter liegenden Deichlücke zwischen den bereits fertigen Hochwasserschutzanlagen vor und floss ungehindert in Richtung der beiden Ortschaften. „Das war ein Alptraum. Wir hatten drei schlaflose Nächte“, erinnert sich Rieger. „Ich musste mit ansehen, wie die Mulde-Fluten ungehindert über den Altdeich strömten und Schierau und Niesau in Bedrängnis brachten.“
Das dürfte nach der Fertigstellung des neuen Deiches, der rund 5,6 Millionen Euro kostet, nicht mehr passieren. Dennoch bleiben bis dahin die Sorgen. Wasserwehrleiter Rieger: „Niemand weiß, wann das nächste Hochwasser kommt.“ Und auch wenn die Arbeiten auf Hochtouren laufen, sie werden laut LHW noch mindestens ein Jahr lang dauern. Die Verzögerung ist jetzt schon da, wie LHW-Direktor Burkhard Henning verrät: „Wir haben durch die Ereignisse im Juni knapp acht Wochen verloren.“ Beim Schierauer Wasserwehrchef ist bereits jetzt die Ungeduld da: „Was passiert denn beim nächsten Frühjahrshochwasser?“, fragt er. „Der Altdeich hat arg gelitten. Beim nächsten Hochwasser könnte er versagen. Dann stehen wir komplett ohne Schutz da.“ An dieser Stelle versucht Burkhard Henning zu beschwichtigen. Zum einen biete der alte Deich aus seiner Sicht noch ausreichend Schutz. Zum anderen sei bei möglichen Extremereignissen in nächster Zeit die Deichbau-Firma vor Ort und könne reagieren.
Und wenn der Deich dann fertig ist, kann zumindest bei Schierau in Sachen Flut laut LHW nichts mehr anbrennen: „Dann haben wir eine Schutzanlage, die allen kommenden Hochwassern stand hält.“ Gegenüber dem Altdeich werde der neue um etwa 1,60 Meter erhöht. Der neue Deich sei zudem knappp 200 Meter von der Mulde zurückverlegt worden, um eine Flutungsfläche von 70 Hektar zu schaffen.
Lauter gute Nachrichten für Siegmund Rieger. Jetzt bleibt der Wunsch, dass auch woanders Geld locker gemacht wird: „Wir hoffen, dass es in den anderen Ortsteilen auch bald losgeht.“