Leben mit dem Bus Das Vetter-Familienunternehmen aus Salzfurtkapelle besteht nunmehr seit 75 Jahren
Auch wenn es jetzt um die Zukunft geht, lohnt der Blick zurück. Die Chronik wird fortgeführt.

Salzfurtkapelle - Leben mit dem Bus. Im Familienbetrieb Vetter in Salzfurtkapelle Realität. „Leben mit dem Bus“ wurde auch das Buch genannt, das die Vetter GmbH vor gut zehn Jahren herausgegeben hat. Es zeigt die Entwicklungsgeschichte des Unternehmens mit allen ihren Höhen und Tiefen - entstanden anlässlich seines 65-jährigen Bestehens.
Hans-Jürgen Wolf, über vier Jahrzehnte in der Firma tätig und langjähriger Betriebsleiter dort, arbeitet seit den 1990er Jahren an der Chronik des Betriebes. Hat Texte und Fotos zusammengetragen, geordnet, archiviert.
Weitere Recherchen laufen für Aktualisierung der Firmen-Chronik laufen
Das alles stellte er damals dem Journalisten Ehrenfried Keil zur Verfügung. Der war viele Jahre MZ-Redakteur und ist durch seine Berichterstattung über den Busbetrieb zu einem treuen Wegbegleiter und Freund der Familie geworden. Um das Jubiläums-Buch zu erarbeiten, kehrte er aus seinem neuen Wohnort Eberswalde an die Stätte seines ehemaligen journalistischen Wirkens zurück.
Hans-Jürgen Wolf, seit 2019 in Rente, arbeitet seitdem weiter an der Chronik. Und Ende dieses Jahres soll das „Leben mit dem Bus“ durch seine fortführenden Recherchen seit 2011 bis heute neu aufgelegt werden - erneut mit der journalistischen Unterstützung aus Brandenburg. Der Anlass liegt auf der Hand: Der Vetter-Betrieb besteht nun seit 75 Jahren.

Corona hat auch hier seine Spuren hinterlassen
Eine „Party“ gab und gibt es zu diesem erneuten Jubiläum nicht. Corona hat auch hier seine Spuren hinterlassen. Die Pandemie und die allgemeinen wirtschaftlichen Probleme im Mittelstand lassen Feierlaune nicht so recht aufkommen, sagt Geschäftsführer Wolfdietrich Vetter. Doch das dreiviertel Jahrhundert des Betriebes soll gewürdigt werden - vor allem mit der Sicht nach vorn.
„Denn der Blick zurück bringt nichts mehr.“ Zumal die Kinder immer mehr die Zügel selbst in die Hand nehmen: Sohn Thomas leitet schon seit vielen Jahren gemeinsam mit ihm den Linienverkehr, Tochter Kristin mit seiner Frau Birgit die Reiseverkehrsgesellschaft. Nun ist also die dritte Generation auf dem Vormarsch. „Eigentlich schon die vierte“, sagt Wolfdietrich Vetter, der den Betrieb nach der Wende mit seinem Vater Wolfgang reprivatisiert hat. „Denn der alte Laster, mit dem 1946 die ersten Leute gefahren wurden, stammt aus dem Kolonialwarenbetrieb meiner Großeltern.“ Und damit geht der Blick dann doch zurück.

Nach der Wende steigt Sohn Wolfdietrich ein, dessen Frau Birgit gründet das Reisebüro Vetter-Touristik
Am 2. Januar 1946 gründet Wolfgang Vetter den Busbetrieb, wird von seiner Frau Gisela unterstützt. Erfolge und Rückschläge prägen die ersten Jahrzehnte. Trotz zweimaliger Enteignung bleibt Vetter auch in der DDR der Chef, bringt das Geschäft zum Florieren, baut unter anderem den Stadtverkehr in Wolfen auf.
Nach der Wende steigt Sohn Wolfdietrich ein, dessen Frau Birgit gründet das Reisebüro Vetter-Touristik. Das Anrufbussystem wird beispielgebend, das Unternehmen engagiert sich weiterhin in der Region, baut in den 1990er Jahren zum Beispiel die Nordpassage in Wolfen-Nord.
Seit vielen Jahren ist der Familienbetrieb ein Unternehmensverbund mit 13 Firmen, in denen heute 1.100 Leute in Lohn und Brot stehen - in ganz Mitteldeutschland bis hin zu Nordsachsen und Brandenburg. Und täglich gibt es neue Herausforderungen, müssen andere Wege beschritten werden - gegenwärtig beispielsweise mit der Beteiligung an Mietwagenbetrieben. Wettbewerbskämpfe waren durchzustehen, neue Konzepte mussten erarbeitet werden ...

„Es passiert unheimlich viel, die Leute haben Reiselust“
Die Corona-Pandemie, so sagen Eltern und Kinder - also alle vier Geschäftsführer -, hat sie noch näher zusammenzurücken, sich gegenseitig unterstützen lassen - den Blick trotz aller Schwierigkeiten in die Zukunft zu richten. Vor allem auch dank einer leistungsfähigen und einsatzfähigen Belegschaft, wie Kristin Vetter hervorhebt. Denn gerade das Reisebüro hat Corona seit dem vorigen Jahr quasi auf Eis gelegt, die meisten Leute sind noch in Kurzarbeit. Doch sie und ihre Mutter sind trotz der Situation zuversichtlich, alle stehen in den Startlöchern.
„Es passiert unheimlich viel, die Leute haben Reiselust.“ Der Internetauftritt wurde völlig verändert, erste digitale Buchungen für Busreisen im Spätherbst gibt es bereits. Selbst wenn an Kreuzfahrten nicht vor 2022 gedacht wird: An die Wiedereröffnung der 34 Reisebüros in Sachsen-Anhalt und Sachsen glauben sie fest.
Auch die neue Chronik wird ein Dank sein an den Firmengründer und Vater, Opa und Uropa Wolfgang Vetter, der im März vorigen Jahres im Alter von 93 Jahren gestorben ist. Und natürlich an seine Frau Gisela, die die Familie vier Jahre vorher verlassen hat. (mz)