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Sanierung bis 2025 Das Gefängnis am Bitterfelder Amtsgericht ist verschwunden

In gut zwei Jahren steht der erste Umzug an. Die gesamte Sanierung soll im Herbst 2025 beendet sein - mit dann nur einem zentralen und modernen Standort.

15.04.2021, 12:16

Bitterfeld - Der alte Gefängnistrakt hinter dem Amtsgericht in Bitterfeld ist verschwunden. Noch bis in die 1960er Jahre als solcher und zuletzt nur noch zum Aufbewahren weniger alter Akten genutzt, wurde er nun dem Erdboden gleichgemacht. Im vergangenen Oktober war mit den Abrissarbeiten begonnen worden.

Doch schon wächst an dessen Stelle ein neues Gebäude - wie es aussehen wird, ist bereits zu erahnen. Denn nachdem Mitte Dezember die Baugrube ausgehoben wurde, stehen jetzt bereits Untergeschoss und ein Teil des Erdgeschosses im Rohbau. Die Arbeiten gehen sichtbar voran.

Das Amtsgericht soll ein völlig neues Gesicht erhalten

Der Neubau ist Teil eines gewaltigen Vorhabens, mit dem das Amtsgericht in der Lindenstraße in den nächsten Jahren ein völlig neues Gesicht erhalten wird. Von außen allerdings nur im übertragenen Sinne: Denn das Hauptgebäude, ein 1878/79 errichteter und ansehnlicher Klinkerbau, wird sein Aussehen behalten. Doch seine Räumlichkeiten werden ebenso eine Frischzellenkur erfahren. Bis es soweit ist, werden aber noch viele Monate ins Land gehen. Denn vorher müssen der Anbau im Hof samt Treppenhaus, das ihn mit dem Hauptgebäude verbindet, fertig sein. Das ist laut Matthias Paterok, Direktor des Amtsgerichtes Bitterfeld-Wolfen, für Juni 2023 geplant.

„Dann werden alle Mitarbeiter aus dem Hauptgebäude vorübergehend nach hinten umziehen, damit auch das historische Objekt saniert werden kann“, sagt er. Mit entsprechender Sicherheitstechnik, brandschutztechnischer Ausstattung, Barrierefreiheit. Auch dafür sind noch einmal gut zwei Jahre veranschlagt, als endgültiger Fertigstellungstermin steht der September 2025.

Mit dem dann geschaffenen zentralen Justizstandort sind auch die bislang angemieteten Nebenstellen des Amtsgerichtes in den Objekten Lindenstraße 4 (Betreuungs- und Nachlassabteilung) und Lindenstraße 14 (Vollstreckungs-, Zivil- und Familienabteilung) Geschichte. Alle Mitarbeiter werden in den beiden verbundenen Gebäuden ihren Arbeitsplatz haben - modern ausgestattet und unter Einhaltung der nötigen Anforderungen.

15 Millionen Euro fließen vom Land Sachsen-Anhalt in die gesamte Maßnahme

15 Millionen Euro fließen vom Land Sachsen-Anhalt in die gesamte Maßnahme. Laut Finanzministerium gehört der Umbau in Bitterfeld zu zehn Großprojekten, für die in den nächsten Jahren rund 300 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Paterok zeigt sich indes sehr erfreut über das zügige Baugeschehen. „Selbst an den kalten Frosttagen wurde fast durchweg gearbeitet“, berichtet er. Außer wenn zu niedrige Temperaturen gewisse Arbeiten nicht zugelassen hätten. Der gegenwärtige Rohbau wird von der Wittenberger Bauunion realisiert. Auch bei allen anderen Firmen, die bereits ihre Spuren hier hinterlassen haben und künftig noch wirken werden, handele es sich um regionale Unternehmen. „Ärger gab es bisher noch nie“, versichert Paterok.

Natürlich: Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Und Umbauten in solchem Ausmaß sind verständlicherweise oft auch mit Lärm verbunden, den nicht nur die Gerichtsleute in den Ohren spüren, sondern auch benachbarte Firmen und Institutionen. „Doch es ist alles absehbar“, sagt Paterok. „Schließlich planen wir ja schon länger.“ Erste konkrete Vorstellungen seien im Justizministerium bereits 2015 entwickelt worden. Und mit dem zentralen und modernen Standort werde die Arbeit ja auch wesentlich leichter undeffektiver.

„Der Anbau bekommt einen eher zurückhaltenden und schlichten Grauton, damit er sich deutlich vom Klinkerbau an der Straße abhebt“

Wenn alles fertig ist, soll sich der Besucherverkehr hauptsächlich im Klinkerbau abspielen. Dort befinden sich dann auch alle Verhandlungssäle sowie einige Abteilungen. Die anderen Bereiche, weitere Verwaltungsräume und die Zuführzellen werden im Neubau angesiedelt. Der wird neben dem Untergeschoss, das zum Teil in die Erde reicht, und dem bereits im Bau befindlichen Erdgeschoss noch drei weitere Etagen erhalten. Weil die jedoch alle niedriger sind, wächst er nicht über das historische Gebäude hinaus.

Und: „Der Anbau bekommt einen eher zurückhaltenden und schlichten Grauton, damit er sich deutlich vom Klinkerbau an der Straße abhebt“, so Paterok. „Das ist mit dem Denkmalschutz und der Stadt abgestimmt.“ (mz/Silke Ungefroren)