Cox Habemma haucht mit Anekdoten einem altem Film neues Leben ein
WOLFEN/MZ. - Da "Leben mit Uwe" eine recht komplizierte Erzähltechnik besitzt und weder in den Kinos der DDR noch später auf große Resonanz stieß, darf angenommen werden, dass der Erfolg des Abends vor allem auf der Anwesenheit von Cox Habbema beruhte, die aus Amsterdam angereist war und sich als brillante Anekdotenerzählerin erwies. Sie hatte "Leben mit Uwe" seit der Uraufführung nicht mehr gesehen.
Der Film bot dem Kenner das Wiedersehen mit einer Reihe bekannter DDR-Künstler. Da ist vor allem des großen, im Jahr 2005 verstorbenen Regisseurs Lothar Warnecke zu gedenken, der in der Wolfener Reihe "Filme wiederentdeckt" vor einigen Jahren noch "Franziska Linkerhand" vorstellen konnte, die Verfilmung von Brigitte Reimanns Roman. Reimanns einstiger Mann, Siegfried Pietschmann, hatte das Drehbuch zu "Leben mit Uwe" geschrieben, Eberhard Esche die männliche Hauptrolle gespielt.
Im Grunde kreisen alle Geschehnisse des Films um den Tag, da Uwe Polzin seine Dissertation an der Rostocker Universität verteidigen soll. Er ist verheiratet, hat zwei kleine Mädchen, die schon im Kindergartenalter sind. Und doch steht die Ehe vor der Scheidung, denn Alla Polzin (Cox Habbema) und Uwe hatten immer beides gewollt: Liebe und Arbeit, Kinder und Karriere. In den Wochen vor dem alles entscheidenden Tag kümmert sich der Mann nur noch um seinen großen Auftritt und merkt gar nicht, wie weit sich seine Frau schon von ihm entfernt hat.
Die spröde Machart des Films beruht vor allem auf den zahlreichen Rückblenden und hoch symbolischen Szenen. Aus der real existierenden DDR der Mittsiebziger wird in Traumsequenzen hineingeschnitten und sofort wieder zurück. Da war es schon gut, dass Cox Habbema Deutungshilfen gab und hinter die Kulissen blicken ließ. "Dank meines Aussehens wurde ich lange Zeit immer als die Blonde mit Busen besetzt oder als die Intellektuelle mit Brille. Da war ,Leben mit Uwe' wie ein Nach-Hause-Kommen."
Großes Gelächter, als sie von der schwierigsten Szene des ganzen Films berichtete: "Da sollten meine Filmkinder im Streit das Wohnzimmer mit ihrem Spielzeug verwüsten - aber kriegen sie mal brav erzogene DDR-Kinder dazu, so was zu tun. Als es dann aber endlich klappte, gerieten sie völlig außer Rand und Band." Der Film, der passenderweise am Internationalen Frauentag 1974 Premiere hatte, passte im Grunde nicht in die Zeit, denn er verdeutlichte die Schwierigkeit, wenn nicht Unmöglichkeit, dass jeder Ehepartner seinen Traum leben kann. "Der Schluss war doch schrecklich: Mein Filmmann sagt, er schämt sich. So hat man sich natürlich eine DDR-Ehe nicht vorgestellt."
Zur Zeit schreibt die viel beschäftigte Schauspielerin und Regisseurin ein neues Buch. "Diesmal über all die wunderbaren Schauspieler hier, mit denen ich gespielt habe. Eine Generation von Kriegskindern, die - jedes auf seine Weise - Schäden davongetragen hat."
Der Berliner Kulturwissenschaftler Paul Werner Wagner kündigte für den 1. April die nächste Folge von "Filme wiederentdeckt" an: "Und nächstes Jahr am Balaton" (Herrmann Zschoche).