Chemiepark im Wandel Chemiepark Bitterfeld-Wolfen im Wandel: Seit fünf Jahren setzt Gelsenwasser neue Akzente

Bitterfeld - Ganz loslassen kann er nicht. Jürgen Preiss-Daimler bleibt weiterhin mit dem Chemiepark verbunden: „Wir schauen immer noch mit einem weinenden Auge auf unser damaliges Baby, das uns immer sehr viel Freude bereitet hat, auch wenn die Zeit noch so anstrengend war. “
Fünf Jahre ist es her, seit er den Chemiepark Bitterfeld-Wolfen an den Wasser- und Energieversorger Gelsenwasser verkauft hat. Seitdem strengen sich neue Köpfe an, um den Standort weiterzuentwickeln. Mit Erfolg. Die Betreibergesellschaft kann 2018 viel Positives verkünden. Neuansiedlungen, Vergrößerungen, Investitionen.
„Wir reden aktuell von bis zu 150 neuen Arbeitsplätzen, die Jahr für Jahr im Chemiepark hinzukommen“, berichtet Geschäftsführer Patrice Heine. Bis 2024 könnten es insgesamt 1.000 zusätzliche Jobs werden, sollte die Konjunktur mitspielen.
Bericht im heute-Journal lobt die Qualität des Bitterfeld-Wolfener Chemieparks
Patrice Heine ist vor fünf Jahren nach Sachsen-Anhalt gezogen und schreibt nun zusammen mit Michael Polk die Erfolgsgeschichte des Chemieparks unter neuer Flagge weiter. Die Gelsenwasser-Tochter ertüchtigt die Infrastruktur für die über 300 ansässigen Betriebe und lockt neue Firmen in die Region. Dafür ist eine gute Außendarstellung des Chemieparks wichtig.
Das glückte zum Beispiel zuletzt im ZDF-heute-Journal mit einem Bericht über die Qualität des Bitterfeld-Wolfener Chemieparks. Drei Millionen Menschen sahen zu. Ein Meilenstein für die neuen Betreiber: „Ich bin stolz auf diesen Bericht. Er färbt nicht schön, sondern beleuchtet objektiv. Darauf haben wir hingearbeitet“, erklärt Patrice Heine.
Der 46-Jährige übernahm 2013 den Geschäftsführerposten von Jürgen Preiss-Daimler und stieg damit zu Michael Polk in die Chef-Riege auf. Absehbar war das nicht, erzählt er. „Die Gelsenwasser AG ist nur zufällig an den Chemiepark gekommen.“ Denn Jürgen Preiss-Daimler hatte offenbar unter anderem eine holländische Firma als Käufer im Blick, Gelsenwasser sei gar nicht angefragt worden.
Eigene Marketing-Abteilung organisierte die Feierlichkeiten zu „125 Jahre Chemieparkregion“
Der Wasserversorger sollte aber die Holländer beraten, bevor die in Deutschland investieren, erinnert sich Heine. Schließlich habe sich der Kaufkandidat in der finalen Phase zurückgezogen. „Der holländische Partner ist uns verloren gegangen. Er konnte nicht kaufen. In dem Moment, als eine Entscheidung nötig gewesen wäre, waren die Holländer nicht entscheidungsfähig.“
Mittlerweile hatte aber Gelsenwasser so viel Gefallen an dem Chemiepark gefunden, dass dessen Chefs schließlich selbst 94 Prozent der Unternehmensanteile von Jürgen Preiss-Daimler erwarben. Geschäftsführer Michael Polk hat den Eigentümerwechsel live miterlebt und ist geblieben: „Gelsenwasser ist auf dem Beifahrersitz zum Chemiepark gekommen.“
Seitdem ist viel passiert. Der neue Eigentümer tauschte Hinweistafeln an den Rohrbrücken aus, sanierte unter anderem sein Hauptquartier, setzte auch intern andere Akzente. Demnach ist laut Heine die Marketing-Abteilung aufgestockt worden. Sie organisierte jetzt die Feierlichkeiten zu „125 Jahre Chemieparkregion“.
Jährlich investiere die Chemiepark-GmbH fünf Millionen Euro in die Infrastruktur
Jährlich investiere die Chemiepark-GmbH fünf Millionen Euro in die Infrastruktur. Straßen, Rohrbrücken, Leitungen müssen regelmäßig erneuert werden. Die Hausherren wollen attraktiv bleiben für die ansässigen Unternehmen und für jene, die kommen könnten.
Für die Region geben sie laut eigenen Angaben heute ein Vielfaches an Sponsorengeldern aus als der vorherige Eigentümer. „Das Budget ist von Jahr zu Jahr gestiegen“, so Heine. Die Profiteure heißen unter anderem VC Bitterfeld-Wolfen, der Bitterfelder Schwimmverein oder das Reitturnier in Greppin.
„Ich erkenne weiterhin eine gute Entwicklung“, lobt der ehemalige Eigentümer Jürgen Preiss-Daimler seine Nachfolger. Er hält noch immer sechs Prozent der Chemiepark-Anteile. Für ihn sind die Strukturen, die die PD Group hinterlassen hat, weiterhin erkennbar.
Zukunft des Kulturpalasts: „Im Moment zeichnet sich eine Lösung ab“
„Das einzige, was wir anders gemacht hätten: Wir hätten den Kulturpalast für die Bevölkerung weiter gemanagt. Auch wenn dabei einige Verluste eingefahren wurden“, sagt der frühere Eigentümer. Aber auch die Chemiepark-GmbH hat ihre Abrisspläne gestoppt. Denn es gibt einen ernsthaften Interessenten für den Kulturpalast: Matthias Goßler von der „Splitter“-Veranstaltungsagentur.
„Im Moment zeichnet sich eine Lösung ab“, berichtet Heine. Es gebe Gespräche über einen Eigentümerwechsel. „Mindestens sieben Millionen Euro müssten aber investiert werden, um der Splitter-Promotion dort einen Start zu ermöglichen. Das ist kein Pappenstiel.“ Verschiedene Akteure würden derzeit versuchen, dieses Paket zu schnüren. „Ob das gelingt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.“ (mz)
