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Chance mit beiden Händen gepackt

Von Christine Krüger 08.08.2006, 15:41

Wolfen/MZ. - Er ist einer von insgesamt elf Jugendlichen, denen diese Chance geboten worden ist. Ein Jahr haben sie, die bereits einen Teil ihrer Maler-Lehre hinter sich aber den Abschluss aus den unterschiedlichsten Gründen nicht geschafft haben, bereits im Berufsbildungszentrum und in ihren Praktikums-Betrieben praktisch gelernt. Über verschiedene Qualifizierungsbausteine haben sie sich im praktischen Teil des Lehrganges wieder in das Maler- und Lackierer-Handwerk eingearbeitet.

Am Dienstag begann die Vorbereitung auf die theoretische Prüfung - der wahrscheinlich für sie schwierigere Teil der Ausbildung, wie Lehrmeister Andreas Wauer, der seit 29 Jahren junge Leute zu Malern und Lackierern ausbildet, meint. "In der Praxis sind sie alle gut, da gibt es nichts auszusetzen", lobt er die Fertigkeiten seiner Schützlinge. "Aber die Theorie gehört nunmal dazu, die ist mindestens ebenso wichtig wie die Praxis."

Dieser Lehrgang, sagt der Geschäftsführer des Bildungszentrums Wolfen-Bitterfeld, Olaf Richardt, sei bislang einmalig. Dabei sind die Zugangsvoraussetzungen sogar recht streng - Qualifizierungsnachweise müssen erbracht werden, die Einschätzung des Praktikumsunternehmen ist wichtig, die Einstellung der Azubis. "Wer nicht mitmacht, bekommt Sanktionen", so Richardt. "Man legt jetzt strengere Maßstäbe in der Förderpolitik an. So mussten die jungen Leute zum Beispiel auch unterschreiben, dass sie bereit sind, überall im Bundesgebiet zu arbeiten."

Bei bestandenen Prüfungen bekommen sie zwar nicht den Abschluss als Maler und Lackierer, für den eine dreijährige Ausbildung Voraussetzung ist. Sie haben nach zwei anerkannten Ausbildungsjahren das Zeugnis eines Gebäude- und Objektbeschichters in der Tasche - ein von der Handwerkskammer anerkannter Berufsabschluss - sozusagen der eines Teilfacharbeiters.

Den will Simon Schröter unbedingt schaffen. Den muss er schaffen, weiß er, denn sonst sind die ohnehin geringen Chancen auf dem hiesigen Arbeitsmarkt noch geringer. Nach dreieinhalb Jahren Lehre hatte er eine der nötigen Prüfungen damals nicht geschafft. Dann rief der Bund. Danach arbeitete er als Monteur. "Dann habe ich in der Arbeitsagentur Druck gemacht und bin in eine Trainingsmaßnahme integriert worden", sagt er. "Ja, und dann kam das Angebot hier." Da hat er zugegriffen. Sämtliche Prüfungen muss er nun nochmal ablegen. Doch Simon ist zuversichtlich, wohl wissend, wie wichtig der Facharbeiterbrief ist. "Ich hätte sogar schon was", meint der 24-Jährige aus Pouch, "in Holland. Hier gibt's doch sowieso nichts."

Auch für Marko Bahr ist arbeiten in Holland eine Alternative. Mit der Arge, sagt er, habe er gute Erfahrungen gemacht. Da habe er sich nicht allein gelassen gefühlt. Auch Simon. "Wenn man denen ordentlich seine Vorstellungen erklärt, läuft das."