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Bürgermeister Andy Grabner in Sandersdorf-Brehna Bürgermeister Andy Grabner in Sandersdorf-Brehna: Alles bleibt anders

13.04.2015, 18:05
Andy Grabner bleibt für weitere sieben Jahre der Herr im Rathaus von Sandersdorf-Brehna.
Andy Grabner bleibt für weitere sieben Jahre der Herr im Rathaus von Sandersdorf-Brehna. Thomas Ruttke Lizenz

Sandersdorf-Brehna/ - In Sandersdorf-Brehna tritt Bürgermeister Andy Grabner (CDU) am 1. Juli seine zweite Amtszeit an. Macht er weiter wie bisher oder wird nun alles anders? Das wollte Frank Czerwonn von ihm wissen.

Wie haben Sie nach der Bekanntgabe Ihres Wahlergebnisses den späteren Sonntagabend noch verbracht?

Grabner: Wir haben noch so bis 23 Uhr nett im Kreise der Gäste zusammengesessen und angestoßen.

Dem fehlenden Gegenkandidaten haben Sie wohl nicht nachgetrauert?

Grabner: Nein, das war eher Bestätigung dafür, dass die Arbeit der vergangenen Jahre nicht umsonst war und ich was erreicht habe. Ich habe im Vorfeld auch mit anderen Parteien gesprochen, die haben bestätigt, dass die Zusammenarbeit gut funktioniert. Ein Wahlkampf im eigentlichen Sinne war natürlich nicht zu führen. Aber ich habe mit Bürgern und Gewerbetreibenden gesprochen, um zu erfahren, was wir besser machen können.

Trotzdem sind nur gut 17 Prozent zur Wahl gegangen. Enttäuscht?

Grabner: Das sorgt schon für etwas Wehmut. Aber ich kann das den Leuten nicht verdenken. Und wer mich nicht wollte, konnte das ja durch die Abgabe einer ungültigen Stimme zeigen. Ich danke allen, die für mich gestimmt haben und sehe es als Ansporn, jene zu überzeugen, die den Stimmzettel ungültig gemacht haben.

Nach außen macht Sandersdorf-Brehna jedoch den Eindruck, dass das Zusammenwachsen der Ortsteile funktioniert. Von Problemen oder gar Streit hört man selten. Verstecken Sie das nur gut oder ist die Stadt eine Insel der Glückseligen?

Grabner: Auch wir brauchen Zeit, um zusammenzuwachsen. Und haben Meinungsverschiedenheiten wie andere Städte oder Gemeinden auch. Aber wir versuchen, die auf sachlicher Ebene auszutragen - zum Wohl der ganzen Stadt. Klar klappt das mit einigen Ortschaften besser als mit anderen. Aber die Ortschaftsräte geben sich große Mühe. Auch der Stadtrat entscheidet im Sinne der Ortschaften. Ein einziges Mal ist ein Ortschaftsrat überstimmt worden, weil der Beschluss sonst rechtswidrig gewesen wäre. Trotzdem ist nicht alles rosig bei uns. Es gibt Ortschaften, die sich benachteiligt fühlen, zum Beispiel beim Straßenbau.

Was heißt das für Ihre zweite Amtszeit: Erwartet uns ein ganz neuer Bürgermeister Grabner oder bleibt alles beim Alten?

Grabner: Ich lerne ja im Laufe der Zeit auch dazu. Aber natürlich werde ich an Geschafftes anknüpfen. Die große Frage ist, inwieweit dies gelingen kann. Denn Sandersdorf-Brehna muss den Gürtel enger schnallen. Hoffentlich nicht gleich vier Löcher, sondern nur ein oder zwei. Das hängt vom Land ab. Wir müssen ja jetzt schon einsparen. Vermeiden wollen wir Einsparungen im Bereich Kinder und Jugend.

Aber irgend jemand wird bluten müssen, oder?

Grabner: Wir werden die Vereine in die Verantwortung nehmen und im Erwachsenen-Bereich ein Stück weit zur Kasse bitten - aber in erträglichem Maße. Natürlich wollen wir nichts kaputt machen, doch es ist fraglich, ob wir den erreichten Standard überall halten können.

Das wird vielen nicht gefallen und auch den Bürgermeister fordern. Was sind Sie auf dem Chefsessel für ein Typ? Eher ruhig und ausgleichend oder hauen Sie auch mit der Faust auf den Tisch?

Grabner: Ich kann sowohl als auch. Wenn alles funktioniert, pfusche ich nicht ins Handwerk. Die Fachbereichsleiter haben schon einen gewissen Spielraum. Andererseits mache ich mir gern selber ein Bild von vielen Dingen, auch von Lappalien wie einem Nachbarschaftsstreit. Deshalb bin ich oft draußen unterwegs und versuche, ein Gefühl für die Stimmung unter den Leuten zu bekommen.

Also einmal Bürgermeister - immer Bürgermeister? 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche?

Grabner: Ja, ich gebe den Bürgermeister nicht an der Haustür ab. Selbst im Urlaub gibt es keinen Tag ohne Telefonat oder das Checken von E-Mails. Da verdreht meine Lebensgefährtin schon mal die Augen. Mich stört aber nicht, wenn mich die Leute ansprechen, ich will die Stadt immer bestmöglichst verkaufen. Ich sehe mir eben im Urlaub auch in anderen Städten Rathäuser an, spreche mit Bürgermeistern, schaue, wie Schulen oder Spielplätze aussehen.

Rathaus ist ein gutes Stichwort. Wollen Sie noch immer ein neues bauen?

Grabner: Wir müssen definitiv etwas tun. Denn den Sanierungsstau können wir nicht bewältigen. Etliche Bereiche sind baulich eine Katastrophe. Es fehlt ein zweiter Fluchtweg, es gibt Brandschutzmängel und Schimmel. Wir prüfen verschiedene wirtschaftliche Möglichkeiten, reden zum Beispiel mit Partnern, die das Rathaus bauen, in das wir uns dann einmieten. Ich weiß, dass die Dringlichkeit nicht alle Einwohner und Stadträte so sehen. Aber innerhalb der nächsten drei Jahre muss etwas passieren.

Mission Olympic erhält schon in diesem Jahr eine Art Fortsetzung mit dem Sieben-Seen-Lauf. Laufen Sie mit?

Grabner: Ich bin gerade wieder aktiv ins Training eingestiegen.

Der Name sorgte anfangs für Irritation. Viele Einwohner fragten sich, wo hier sieben Seen sein sollen ...

Grabner: (lacht) Die gibt es wirklich, auch wenn einige eher Tümpel sind. Aber der Lauf soll auch Heimatkunde sein und zeigen, wieviel Grün, Wasser und Erholungsmöglichkeiten es hier gibt. Sportlich wollen wir uns auf dem Mission-Olympic-Erfolg nicht ausruhen, sondern jedes Jahr etwas Neues ins Leben rufen und manches - wie den Sieben-Seen-Lauf - zu einer Tradition werden lassen.

Haben Sie entschieden, in welches Projekt die 30 000-Euro-Siegprämie fließt?

Grabner: Wir werden es nicht wie anfangs geplant in ein einzelnes Projekt stecken, sondern prozentual nach Einwohnern in die Ortschaften geben. Schließlich haben sich auch alle an Mission Olympic beteiligt. Und auch wenn eine kleine Ortschaft davon nur ein neues Spielgerät kaufen kann, steigert das die Attraktivität.

Wecken die Erfolge als Bürgermeister höhere politische Ambitionen?

Grabner: Solange mich die Wählerinnen und Wähler von Sandersdorf-Brehna haben möchten und Gesundheit und Familie es zulassen, will ich als Bürgermeister meine Ideen umsetzen. Nicht nur in dieser, sondern auch in einer dritten Amtszeit. Ich bin mit Leib und Seele Bürgermeister und kann mir derzeit nicht vorstellen, zum Beispiel in die Landespolitik zu gehen.

Apropos Familie: Läuten in der zweiten Amtszeit auch die Hochzeitsglocken für den Bürgermeister?

Grabner: Das würde ich mir sehr wünschen. Meine Lebensgefährtin zu heiraten, ist mein nächstes persönliches Ziel. (mz)