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Brandschutztür bekommt Designerpreis  Brandschutztür bekommt Designerpreis : Teckentrup ist "Architects Darling"

Von christine Färber 09.03.2016, 19:19
Stephan Rothenstein montiert eine Brandschutzverglasung. Teckentrup stellt Türen, Tore und Zagen her.
Stephan Rothenstein montiert eine Brandschutzverglasung. Teckentrup stellt Türen, Tore und Zagen her. Thomas Ruttke

grosszöberitz - Manchmal öffnen sich ganz neue Türen. Und das kann man sehr wohl wörtlich nehmen. In diesem Fall sind es rahmenlose Brandschutztüren aus Glas im Schloss Colditz (Sachsen). Und für die gab es 2014 sogar einen Designerpreis, den „Architects Darling Award“ in Bronze in der Kategorie „Beste Produktinnovation“. Damit hat das in Großzöberitz ansässige Unternehmen Teckentrup, Experte für feuerfeste Türen und Tore sowie Zargen, einen Knüller gelandet, der ihm weitere Türen öffnen wird.

Die Spezialisten für individuelle Türen und sonstige schwierige Fälle waren während der Sanierung des Renaissance-Bauwerks jetzt plötzlich gefragte Leute: Denkmalschützer standen vor dem Problem, den Brandschutz in dem vielbesuchten Märchenschloss in Sachsen zu gewährleisten, zugleich aber auch die Schönheit des Renaissancebaus nicht mit Stahltüren zu verschandeln. „Das Ziel war, trotz Brandschutz uneingeschränkt das Schloss zeigen zu können“, sagt Michael Larisch, der das Projekt bei Teckentrup begleitet hat. Keine Frage - das ist gelungen: Wer heute das Schloss Colditz besucht, blickt nämlich durch gläserne Türen, rahmenlos und also quasi unsichtbar.

Eine besondere Herausforderung

Die Sanierung von Baudenkmälern im öffentlichen Bereich ist eine besondere Herausforderung für Architekten, erklärt Christian Haserodt, Fertigungsleiter bei Teckentrup. „Und das ist ein sehr schönes Projekt gewesen. Außerdem trägt es dazu bei, unsere Vollglas-Brandschutztür bekannter zu machen“, sagt er und verrät, dass kein anderes Produkt auf dem Markt derzeit mit dieser Tür mithalten könne.

Sage und schreibe fünf Jahre hat es gedauert, bis die Tür fertig entwickelt und für die Produktion vom Deutschen Institut für Bautechnik zugelassen worden ist. „Größte Herausforderung für uns war, Beschläge zu entwickeln, die eine thermische Trennung zum Glas haben, damit es nicht zu Temperaturübergängen kommt und die Scheibe zerplatzt“, sagt Hartmut Wegener, technischer Betriebsleiter.

Alleinstellungsmerkmal

Hinter allem steckt ein gewaltiges Sicherheitskonzept. Bis zu 15 Prüfungen in einem Brandlabor muss das Produkt bis zur Produktionsreife bestehen. Die Glastür bewältigte das mit Bravour. Teckentrup übrigens ist das einzige Unternehmen in Deutschland, das eine feuerfeste Vollglastür herstellen kann. Es ist eine Nische, natürlich, denn das ist schon richtig Luxus. Allein eine Feuerschutzprüfung zum Beispiel kostet das Unternehmen bis zu 10.000 Euro.

Das bis aufs i-Tüpfelchen vorbereitete Spezialglas kommt aus Sachsen, doch in Großzöberitz wird erst eine Tür draus. Hier werden Zargen, Beschläge und Schließer ans Glas montiert. Das, das kann man so sagen, ist fast schon das hohe C. „So eine Ganzglastür hat besondere Anforderungen zu erfüllen“, sagt Haserodt. „Doch letztlich: Edelstahl, Glas, Beton - das sieht schon klasse aus.“

Marktführer in Deutschland

Die Vielfalt der Zargen, die die Teckentrup-Mitarbeiter herstellen, erlaubt den Einsatz in fast allen Wandtypen und Wanddicken. Genau das war ausschlaggebend für die Sanierungsarbeiten im Schloss Colditz, das zu den schönsten mitteldeutschen Baudenkmälern des 16. Jahrhunderts gehört. Rund 26.000 Besucher kommen jährlich hierher. Doch wer von ihnen wird wissen, welche innovativen Ideen ihnen den Gang durch das Märchenschloss verschönern?

Schloss Colditz ist ein Renaissance-Schloss in Colditz in Sachsen. Es liegt zwischen den Orten Hartha und Grimma in prädestinierter Lage über der Zwickauer Mulde.

Seine erste Blüte erlebte es als Jagdschloss unter dem sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen (1486–1525). International bekannt wurde es, weil es im Zweiten Weltkrieg als Kriegsgefangenenlager genutzt worden ist.

Die Gefangenen unternahmen viele Ausbruchversuche, über die nach dem Krieg Bücher veröffentlicht und Filme gedreht wurden und die das „Castle Colditz“ vor allem in England bekannt machten. Am 15. April 1945 befreiten amerikanische Soldaten das Schloss Colditz und seine Insassen.

Mit insgesamt 900 Mitarbeitern und einem Umsatz von 140 Millionen Euro im vergangenen Jahr ist das Unternehmen Teckentrup in Deutschland einer der marktführenden Tür- und Torhersteller im Bereich Brandschutz. Nicht nur Schloss Colditz gehört zu den Referenzen, auch der Flughafen Luxemburg, das Konzerthaus Harpa in Reykjavik, das Fußballstadion Hoffenheim und die Elbphilharmonie in Hamburg tragen die Handschrift von Teckentrup.

Hohe Stückzahl und Individualität

In Sachsen-Anhalt ist das in Verl (NRW) mit seinem Mutterhaus ansässige Unternehmen seit 1992 präsent. Was hier mit 18 Mitarbeitern begann, hat sich längst zu einer Erfolgsgeschichte mit heute 250 Beschäftigten entwickelt. Sechsmal ist der Standort inzwischen schon erweitert worden. „Hallenschiffweise wandern wir Richtung Autobahn“, beschreibt es Haserodt fröhlich. „Über 30.000 Quadratmeter Produktionsfläche haben wir jetzt.“

40 Tonnen Stahl werden am Tag verarbeitet - 90 Prozent davon gehen für Türen drauf, der Rest für Roll- und Schwingtore. Die allermeisten nach Kundenwunsch. „Darauf sind unsere Maschinen konzipiert“, so Haserodt, „hohe Stückzahlen, individuelle Türen.“ (mz)

Eingebaut sind solche durchsichtigen Türen im Schloss Colditz in Sachsen.
Eingebaut sind solche durchsichtigen Türen im Schloss Colditz in Sachsen.
Thomas Ruttke
Robuster als man denkt: Diese grazile Tür hält Flammen stand und lässt keinen Qualm durchdringen
Robuster als man denkt: Diese grazile Tür hält Flammen stand und lässt keinen Qualm durchdringen
Thomas Ruttke