Boje in der Burgstraße Boje in der Burgstraße: Kunstaktion soll Bitterfeld-Wolfen wachrütteln

Bitterfeld - Provinz. Für die Frauen und Männer hinter dem Netzwerk RaumUmOrdnung und der Energieavantgarde Anhalt muss das Wort nicht negativ belegt sein. Gerade dann, wenn es darum geht, umzudenken, Stadt neu zu planen und zu leben.
„Viele von uns Künstlern haben bewusst verlassene Orte statt kleine Ateliers in Berlin oder Hamburg gewählt, um zu arbeiten“, sagt Anne Peschken.
Sie steht für ein Kunstobjekt, dass ab 4. Oktober in Bitterfeld eine Woche lang für Aufsehen sorgen wird. Peschkene hat zusammen mit Marek Pisarsky die Wanderboje entwickelt. Das stählerne Monstrum will sie an wechselnden Orten aufstellen: in der Burgstraße zum Beispiel, aber auch an der Goitzsche.
In Bitterfeld-Wolfen soll Stadtentwicklung weitergedacht werden
Die Boje ist Kommunikationsinstrument und ein Hinweis darauf, dass im historischen Bitterfelder Rathaus am 9. und 10. Oktober die dritte Auflage der „Kreativen Provinz“ stattfinden wird. Nach den Stationen Potsdam und Slubice rückt Bitterfeld nicht zufällig auf den Plan.
Hier soll Stadtentwicklung weitergedacht werden. „Spannend ist sicher die Frage: Abriss oder Insellösung?“, sagt Felix Drießen von der Energieavantgarde Anhalt. Große Fläche ist auch für ihn von Vorteil. Energieversorgung auf kleinere, dezentrale Lösungen umzubauen, brauche Platz, sagt er geradeheraus.
Platz hat Bitterfeld. Auch die Brache zwischen Burgstraße und Teichwall gehört dazu. „Sie schreit förmlich danach, zur grünen Messe mit Exponaten zum Thema Energie zu werden“, meint Drießen, der wie Peschken und die anderen Akteure nicht im stillen Kämmerlein agieren möchte.
Mit Kunst den grauen Alltag stören
Sie wollen etwa mit der Boje Passanten wachrütteln, zum Staunen und Fragen bewegen. Dabei ist durchaus erlaubt nachzudenken, warum es die eigentliche 1A-Lage Innenstadt so schwer hat. Die Bitterfeld-Wolfener Verwaltung hat den Andersdenkenden Tür und Tor geöffnet und ist aufgesprungen auf den Zug, dessen Ziel neue Ideen für eine der Zukunft genügende Stadtplanung sind.
„Leute zum Nachdenken über Energie zu begeistern, ist schwer.“ Da redet Drießen nicht um den heißen Brei herum. Deshalb setzt die „Kreative Provinz“ auf Intervention. Sie will mit Kunst im oft grauen Alltag stören. „Kalt.Warm.Heiß“ ist das Projekt von Ursula Achterkamp und Karsten Wittke.
Beide ziehen nächste Woche mit der Wärmebildkamera durch die Stadt. „Es geht nicht um Energiepässe für Häuser. Es geht ums Gefühl für Energie“, meint Achterkamp. Kalt und Heiß sorgen für ein buntes Farbenspiel.
Zusammen über die Stadt nachdenken: Das ist das zentrale Thema
Die Aufnahmen werden im Eiscafé „Rainbow“ in der Burgstraße gezeigt. „Kein Zufall. Der Regenbogen ist so bunt wie unsere Aufnahmen.“
Richtig spektakulär geht Jörg Schlinke ans Werk. Er entzündet in der Bitterfelder Innenstadt Feuer, die möglichst lange brennen sollen. Dafür braucht er Hüter des Feuers. Leute, die praktisch die Glut schüren. Und dabei wiederum ins Gespräch kommen.
Zusammen über die Stadt nachdenken: Das ist das zentrale Thema von „Kreative Provinz“. Dass Mitmachen funktioniert, steht für Sibylle Hofer außer Frage. Sie hat das aktive Bitterfeld-Wolfen mit der Kamera eingefangen und wird mit Plakataktionen und einem Fotoheft auf die Energie der Einwohner der Stadt aufmerksam machen. (mz)
Die „Kreative Provinz“ ist ein Projekt des Künstlernetzwerkes RaumUmOrdnung und der Energieavantgarde Anhalt. Die Stadt Bitterfeld-Wolfen ist als Partner im Boot und stellt das historische Rathaus in Bitterfeld für eine Konferenz am 9. und 10. Oktober zur Verfügung. Gegenstand ist die Frage, wie künstlerische Mittel zur Veränderung städtischen Lebens beitragen können. Die Konferenz ist für Jedermann zugänglich.
Im Vorfeld sollen künstlerische Aktionen zum Nachdenken animieren. Es gibt die Wanderboje, lodernde Feuer, künstlerisch umgesetzte Fototouren mit der Wärmebildkamera und mehr.
