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Bobbaus Nummer eins Bobbaus Nummer eins: Nach 26 Jahren gibt Dieter Ullmann sein Ehrenamt ab

Von Christine Färber 09.01.2021, 13:00
26 Jahre war Dieter Ullmann (CDU) der erste Mann von Bobbau. Nach dem 650. Jahrestag der Ortes gibt er nun sein Amt weiter.
26 Jahre war Dieter Ullmann (CDU) der erste Mann von Bobbau. Nach dem 650. Jahrestag der Ortes gibt er nun sein Amt weiter. André Kehrer

Bobbau - Als Handballtormann lief er mit der Nummer eins aufs Parkett. Die Nummer eins ist ihm auch nach der aktiven Sport-Zeit geblieben: 26 Jahre lag das Geschick seines Heimatortes Bobbau maßgeblich in der Hand von Dieter Ullmann (CDU). Und auch hier hat er wohl so manches Tor gehalten. Bei dem Bürger- und späteren Ortsbürgermeister und Stadtrat von Bitterfeld-Wolfen liefen die Fäden aufeinander zu, die den kleinen Ort zusammenhalten.

Ideen, wie der sich entwickeln soll, die gingen ihm und seinem Ortschaftsrat nie aus. Auch die Puste nicht. Und die Lust. Das alles hat der heute 75-jährige ruhige Mann mit den hellwachen Augen und dem sympathischen Lächeln, der zuhören und begeistern kann, freilich immer noch. Und trotzdem gibt er sein Amt ab.

Die Zeit ist reif, findet er. „Ich will nicht als etwas senile Galionsfigur rumgeschubst werden“, sagt er. Das klingt keineswegs traurig - weil er weiß, dass er weit, weit davon entfernt ist.

Ullmann macht die Zusammenarbeit mit einem Teil der Stadträte „keine Freude mehr“

Ein weiterer Grund hat seine Entscheidung beeinflusst: „Seit der Wahl 2019 stellt aus meiner Sicht ein Teil der Stadträte, der sich sehr wirkungsvoll inszeniert, private Interessen vor die der Stadt.“ Er sei gewöhnt, über fachliche Argumente sachlich zu diskutieren. Und genau das sei jetzt nahezu ausgeschlossen. „Es macht keine Freude mehr.“

Doch mit Freude ist er angetreten damals. Er wollte das Amt für Bobbau besser machen als seine Vorgängerin, sagt er. Als Leiter der Investabteilung der Filmfabrik hatte er da jede Menge Kenntnis und Erfahrung. Die Freude aber ist es, die ihn und seinen Rat immer wieder beflügelt hat, für Bobbau durchs Feuer zu gehen. „Es ist schön, wenn man Erfolge sieht. Es gibt ja viele Ehrenämter, als Bürgermeister sieht man die aber unmittelbar.“

Das wichtigste ist ihm, dass es gelungen ist, alle Straßen des Ortes grundhaft zu sanieren. 11,5 Millionen Euro sind in diesem Stück Infrastruktur verbaut, seit er der Ortschef ist. Dem Ganzen lag ein Plan eines Ingenieurbüros zugrunde, von dem er sich „bis auf ganz wenige Ausnahmen“ hat leiten lassen.

Dieter Ullmann ist Stolz auf das, was er für Bobbau erreicht hat

So stand nie ein Vorwurf im Raum, einer hätte dem anderen womöglich einen Gefallen getan. „Das war mir ganz wichtig. Die Straßen, ja, das war der größte Brocken.“

Aber auch dass der Wasserturm als Bürgerhaus und Festplatz und die Alte Schule als ein Haus für die Vereine zu neuem Leben und so zu wichtigen Orten im Orte wurden, zählt er als Erfolg. „Da bin ich auch stolz drauf.“ Vor allem, dass in der einstigen Schule wieder Licht brennt, die Jalousien hoch gehen, sagt er, das findet er richtig schön. Und nicht nur er. „In der Schule war ja jeder von uns.“

Hilfe für kommunale Projekte kam oft auch über das Dorferneuerungsprogramm

Doch mischt sich in seinen Abschied auch ein Misston. „Es ist nicht gelungen, dass wir auf dem Friedhof eine Toilette haben. Das ärgert mich wirklich sehr“, sagt er. Bleibt noch ein dringender Wunsch an die Stadträte: dem Städtischen Eigenbetrieb mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung zu widmen. „Wenn wir an Sauberkeit sparen, locken wir keine Leute in die Stadt.“

Hilfe für kommunale Projekte kam oft auch über das Dorferneuerungsprogramm. Die Fördermittel allerdings fallen keinem in den Schoß. Da habe er „viel Freizeit drauf verwendet“. Und die wird er wohl auch weiter für sein Bobbau verwenden, wenn auch nicht mehr als die Nummer eins. Der Heimatverein bietet noch manchen ungehobenen Schatz. Der große Garten daheim wartet, die Enkel, das Urenkelkind. Und vielleicht auch mal wieder ein Handballspiel, bei dem er „angestrengter als die Spieler“ im Rang sitzt. (mz)

Das imposante Wasserturm-Ensemble wird genutzt als Bürgerhaus.
Das imposante Wasserturm-Ensemble wird genutzt als Bürgerhaus.
Ruttke