Bitterfeld-Wolfen Bitterfeld-Wolfen: Entscheidung für die Sicherheit
BITTERFELD-WOLFEN/MZ. - Nun muss die Enkelin täglich in die Krippe der Kita "Spatzennest" und der Enkel in den Kindergarten der Kita "Buratino" - beide Einrichtungen befinden sich Wolfen - morgens hingefahren und abends wieder abgeholt werden. Grund dieser Veränderung ist die kurzfristige Schließung der Bitterfelder Einrichtung wegen der Rissbildungen im Anbau der Kita "Bussi-Bär" (die MZ berichtete).
Deren Leiterin, Anja Friebe, gibt chronologisch noch einmal die Geschehnisse zu Protokoll. "Die Risse im Gemäuer haben wir bereits 2007 schriftlich angezeigt", sagt sie. Nach den diesjährigen Betriebsferien haben einige Kolleginnen Mitte August festgestellt, dass die angebrachten Gipsmarken immer weiter gerissen waren. Daraufhin hat Friebe die Stadt Bitterfeld-Wolfen, der die Räumlichkeiten gehören, und die Johanniter-Unfall-Hilfe, die Träger dieser Einrichtung ist, zu einem Gespräch vor Ort eingeladen. Das war am 24. August. "Die Ereignisse von Nachterstedt waren gerade noch gegenwärtig", sagt sie, "daher wollten wir wissen, ob das Gebäude für ein weiteres Jahr, also bis zur anstehenden Sanierung, stabil ist." Weder der Statiker der Stadt noch der Gutachter der Johanniter-Unfall-Hilfe konnten diese "Standsicherheit" zusagen. "Bei uns herrschte einfach die Angst", sagt Anja Friebe.
Also wurde noch am gleichen Abend in Rücksprache mit dem Kreisvorstand der Johanniter Unfall-Hilfe der "Ad hoc-Umzug" beschlossen. Doch wohin so schnell mit den Krippen- und Kindergartenkindern? An dieser Stelle kommt Joachim Teichmann ins Spiel. Der Geschäftsbereichsleiter der Haupt- und Sozialverwaltung suchte nach freien Kapazitäten im Stadtgebiet und stieß auf die Einrichtung "Buratino" für die 63 Kindergartenkinder und auf das "Spatzennest" für die 32 Krippenkinder. "Wir haben uns dann mit den Trägern der Einrichtungen in Verbindung gesetzt", sagt er, "diese haben uns sofort unterstützt." Dann begann für Anja Friebe und die elf Erzieherinnen auch schon der Stress. "Wir mussten den laufenden Betrieb abdecken, den Umzug bewerkstelligen und die Eltern informieren", sagt sie. Am 26. August konnten die Kinder dann bereits in die beiden neuen Einrichtungen. Doch was so einfach klingt, stellt - wie im Fall der 70-jährigen Rosel Henze, ihrer Tochter und der beiden Enkel - einige Eltern und Angehörige vor Schwierigkeiten. "Wir wissen nicht, wie lange die Situation noch anhält", sagt Henze. Und auch eine Nachfrage bei der Stadt Bitterfeld-Wolfen bringt keine gesicherten Erkenntnisse. Voraussichtlich Mitte der nächsten Woche werden die Baugrunduntersuchungen abgeschlossen sein, heißt es. Erst dann wird sich herausstellen, wie lange die Übergangsphase andauern wird. "Doch wir versuchen für die Eltern und die Kinder vieles möglich zu machen", beschwichtigt Anja Friebe. Angefangen bei den fünf Gruppen und Erzieherinnen, die zusammen bleiben konnten, über einen Shuttle-Bus, der zumindest einige Krippenkinder zwischen der ehemaligen Bitterfelder Einrichtung und den Wolfener Kitas fährt, bis hin zu veränderten Betreuungsverträgen. "80 Prozent der Eltern haben für diesen Umzug Verständnis", sagt Friebe, "wir haben ja die Maßnahmen zum Schutz der Kinder getroffen."