Bitterfeld Bitterfeld: Teile der Goitzsche für 2,9 Millionen verkauft
Bitterfeld/Pouch/MZ - Einen 42-seitigen Kaufvertrag samt 60 Seiten Anhang musste der Geschäftsführer der Blausee GmbH, Hans-Martin Oettinger, am Dienstag beim Notar Punkt für Punkt durchgehen, ehe er am Ende mit seiner Unterschrift den Kauf von 1?150 Hektar Wasser- und 350 Hektar Landflächen in Bitterfeld und Muldestausee bestätigte. Nach dem Eintrag in das Grundbuch sind damit zwei Drittel der Goitzsche und nicht zusammenhängende Grundstücke im Eigentum der eigens gegründeten Goitzsche-Grundstücksgesellschaft - einer hundertprozentigen Tochter von Blausee, die zum Firmenverbund des verstorbenen Milliardärs und Ratiopharm-Gründers Adolf Merckle gehört.
Blausee setzte sich gegen Mitbieter durch
Möglich wurde der Kauf, weil ein kommunaler Firmenverbund - dem die Flächen gehörten - in finanzielle Schieflage geraten war. Der Anwalt und ehemalige FDP-Fraktionschef im Landtag, Veit Wolpert, wurde mit der Abwicklung betraut. In einem Bieterverfahren hatte sich Blausee vor knapp zwei Wochen mit rund 2,9 Millionen Euro gegen einen Konkurrenten durchgesetzt. Nach Bekanntwerden der Privatisierung des Sees wurden öffentlich Befürchtungen laut, dass das Gelände bald nicht mehr frei zugänglich sein könnte.
Die Blausee GmbH ist eine Tochtergesellschaft der Aalener Blauwald GmbH & Co. KG. Das ist ein Forstwirtschaftsunternehmen im Besitz der Familie Merckle. Es zählt mit seinem Grundbesitz zu den größten privaten Forstbetrieben in Deutschland. Der verstorbene Unternehmer Adolf Merckle (ratiopharm) hatte die Gesellschaft 2004 gegründet.
„Doch schwimmen, segeln, Rad fahren oder wandern sind auch weiterhin möglich“, versicherte Oettinger gegenüber der MZ. „95 Prozent der umlaufenden Flächen werden offen bleiben, maximal fünf Prozent bebaut.“
Zum einen sei der Gemeingebrauch - also die öffentliche Nutzung - vertraglich geregelt und der Rundweg um den See in kommunaler Hand. Zum anderen wolle man das Areal unter dem Namen „Goitzsche - Die Perle Mitteldeutschlands“ bis 2020 touristisch weiterentwickeln und dafür bis zu 20 Millionen Euro investieren. Ziel sei es, die Besucherzahl der Region von heute 500?000 auf jährlich 1,5 Millionen zu erhöhen. Zwei Schwerpunkte der Entwicklungen sollen zukünftig eine Fläche in der Nähe des Bitterfelder Stadthafens und die Poucher Halbinsel sein. Hier könnten insgesamt zwei Hotelanlagen entstehen.
Verträge für "Spring Break" und "Motorboot-WM" laufen weiter
Bestehende Verträge - etwa mit den Veranstaltern vom „Sputnik-Spring-Break-Festival“ oder der „Motorboot-WM“ - würden fortgeführt. Für die Halbinsel werde zudem überlegt, sie nach dem Vorbild der Blumeninsel Mainau bei Konstanz zu entwickeln und als touristisches Naherholungsgebiet zu etablieren. Bis zu zehn weitere Projekte seien derzeit in Planung. Mit der Unterzeichnung des Vertrages hat Blausee auch den Bitterfelder Berg erworben. „Der dort stehende Bogen gehört der Stadt Bitterfeld-Wolfen. Der Zugang ist also weiterhin gewährleistet“, sagte Bitterfeld-Wolfens Oberbürgermeisterin Petra Wust (parteilos). Sie sieht auch zukünftig die Einflussmöglichkeiten der Kommunen gewahrt. „Wir haben schließlich die Planungshoheit.“
Auch Oettinger unterstrich, dass alle geplanten Projekte nur zusammen realisiert werden könnten. Um die angestrebte nachhaltige Entwicklung transparent zu gestalten, werde man eine Fachgruppe ins Leben rufen. Hierin seien unter anderem die Stadt Bitterfeld-Wolfen, die Gemeinde Muldestausee und der Landkreis Anhalt-Bitterfeld vertreten. „Wir wollen so sicherstellen, dass viele bei der Entwicklung der Erholungslandschaft eingebunden sind“, so Oettinger.