1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Bitterfeld: Bitterfeld: Strafanzeige wegen brutaler Fällaktion

Bitterfeld Bitterfeld: Strafanzeige wegen brutaler Fällaktion

Von WLADIMIR KLESCHTSCHOW 12.07.2011, 17:12

WOLFEN/MZ. - Die Polizei ermittelt gegen Personen, die in der Nacht zum Sonnabend im Hof des Reihenhauses der Familie Lehmann in der Thalheimer Straße in Wolfen drei Koniferen gefällt haben. Das bestätigte am Dienstag Bianca Müller, Sprecherin der Polizeidirektion Sachen-Anhalt Ost. "Dem Revierkommissariat Bitterfeld-Wolfen liegt eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung vor", teilte sie der MZ mit. Der Sprecherin zufolge finden in den kommenden Tagen Personenbefragungen statt.

Wie die MZ am Dienstag berichtete, wurden in der nächtlichen Vandalismus-Aktion drei Koniferen der Familie Lehmann vom Nachbargrundstück aus gefällt, wo bis in die frühen Morgenstunden eine Party stattfand. Zum Fällen wurde auch eine Kettensäge eingesetzt.

Waltraud Lehmann (74) und ihr Mann Lothar (76) vergessen nie das Geschehen in jener Nacht. "Die ersten beiden Koniferen haben sie wohl mit einer Handsäge gefällt", sagt Lothar Lehmann. Die Bäume, die dicht an der Grenze zum Nachbarhof standen, sind auf den Hof der Lehmanns gefallen. Dabei haben sie unter anderem eine Wäschespinne zerstört und einen Rhododendron-Busch auseinander gerissen. "Ich habe ein krankes Herz und hatte Angst, dass auch uns etwas passiert", berichtet Waltraud Lehmann.

Die Senioren riefen die Polizei, zwei Streifenwagen seien gekommen. Die Beamten hätten sich den Schaden angeschaut und auf dem Nachbargrundstück die Personalien der Party-Teilnehmer aufgenommen. Doch die Vandalen gaben nicht Ruhe. Nachdem die Polizei weg war, gingen sie an die letzte Konifere - diesmal mit einer Kettensäge. Das Bäumchen fiel, da an ihm zugleich gezogen wurde, auf den Nachbarhof. Die Lehmanns riefen wieder die Polizei. Wieder gingen Beamte auf den Nachbarhof. Das war schon nach zwei Uhr nachts. "Der Party-Lärm setzte sich aber bis gegen halb vier fort", beschreibt das Ehepaar.

Waltraud und Lothar Lehmann sind fassungslos. "Wenn die Nachbarn gesagt hätten, die Koniferen stören, hätten wir diese selbst abgesägt und aus dem Rest eine Hecke gemacht", sagen sie. "Aber so etwas..." In einer der Koniferen war übrigens ein Vogelnest mit drei Kleinen. "Als der Baum fiel, wurden alle drei zerquetscht", so Waltraud Lehmann. "Ich konnte gar nicht hinschauen."

Wer steckt nun hinter dem brutalen Übergriff? Nach bisherigen MZ-Informationen wohnen im Nachbar-Reihenhaus André Krillwitz und seine Eltern. Die beiden Krillwitz-Männer sind in Bitterfeld-Wolfen gut bekannt. André Krillwitz ist Vorsitzender des Bürgervereins "Pro Wolfen" und Chef der gleichnamigen Fraktion im Stadtrat. Der Vater Dieter Krillwitz ist ebenfalls im Verein und in der Fraktion. André Krillwitz bestritt am Dienstag in einem Telefonat mit der MZ jede Beteiligung an der Kettensägen-Aktion. "Ich habe die Koniferen nicht abgesägt. Ich wohne nicht dort. Dort wohnen meine Eltern, sie sind jetzt im Urlaub an der Ostsee. Ich weiß nicht, was die ganze Geschichte soll", sagte er. Die Frage jedoch, ob er in jener Nacht auf dem Grundstück war und ob die Polizei auch seine Personalien aufnahm, bejahte er. "Ich bin erst später hinzugekommen", so Krillwitz. Noch einen Tag zuvor hatte er allerdings behauptet, über den Sachverhalt erst durch eine MZ-Anfrage erfahren zu haben.

Übrigens: FDP-Kommunalpolitiker Bernd Kosmehl und sein Sohn Guido Kosmehl, die ebenfalls dem Stadtrat angehören, haben mit der Geschichte nichts zu tun. Einige MZ-Leser hätten ihn, so Kosmehl Senior, darauf angesprochen.