Bitterfeld Bitterfeld: Hilfe in Ausnahmesituation
BITTERFELD/MZ. - Mit einem aktuellen Fall möchte er die Installation der Klappe jedoch nicht in Verbindung bringen. "Den gab es hier einfach nicht."
Für den Mediziner wäre es sogar der Idealfall, die Babyklappe würde überhaupt nicht in Anspruch genommen werden. "Doch auch wenn sie nur ein einziges Mal in Jahren helfen kann, dann hat sie ihre Berechtigung nachgewiesen", die Meinung des Chefarztes. Beier verschließt die Augen nicht vor dem dichten Netz an Beratungsangeboten, die gemeinnützige Einrichtungen oder Jugendämter vorhalten. Für ihn wäre es auch die beste Variante, würde dort eine Lösung für mitunter ausweglos scheinende Situationen gefunden werden. Aber, fragt er, was wäre, wenn das System einfach nicht greife?
Was, wenn die Kindesmutter oder der Kindesvater nicht weiter wissen, sich durch welche Gründe auch immer in einer absoluten psychischen Ausnahmesituation befinden, in der sie durchaus zu schwer nachvollziehbaren Paniksituationen neigen? Das Angebot, das Kind anonym über die Babyklappe zunächst in die Obhut des medizinischen Personal und damit letztlich auch des Jugendamtes zu geben, ist für ihn ein notwendiges. "Zumindest besser, als das Kind irgendwo im Freien abzulegen."
Der Chefarzt räumt auch mit einem möglichen Trugschluss auf. Wäre das Kind abgegeben, bedeute das nicht zwangsweise, dass eine Rückkehr zur leiblichen Mutter ausgeschlossen sei. "Die Möglichkeit besteht", sagt er und spricht von Informationsmaterial, das sich in der Klappe selbst befinde und mitgenommen werden könne. Darin sind auch Fragebögen enthalten, in der über das Kind natürlich später anonym Auskunft gegeben werden könne. "Wir wissen doch nichts von dem Neugeborenen. Da ist jeder Hinweis wichtig." Letztlich erleichtere das auch, Mutter und Kind im gewünschten Fall doch wieder zusammenzuführen.
Die Babyklappe ist an der Außenseite der Kinder- und Jugendklinik angebracht. Schilder im Klinik-Gelände machen auf sie aufmerksam. Hohe Sichtblenden sollen Anonymität garantieren. Auch technisch erklärt der Chefarzt die Babyklappe. Die wäre in jedem Fall nur ein einziges Mal von außen zu öffnen. Das Kind würde abgelegt, eventuell Informationsmaterial mitgenommen. Die Klappe schließt sich und in der Klinik wird über Akustik- und Lichtsignale der Hinweis gegeben, dass sich ein Kind darin befindet. "Unser Personal wird sich sofort des Säuglings annehmen, ihn versorgen und untersuchen."
Danach werde das System des im Hause selbst tätigen sozialmedizinischen Dienstes in Gang gesetzt über das dann auch unverzüglich das Jugendamt kontaktiert wird. "Schön wäre es, alles bleibe nur bei der Theorie", hofft Dr. Beier.