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Bitterfeld Bitterfeld: Das ganze Lebensgefühl liegt im Tango Argentino

Von MICHAEL MAUL 06.03.2011, 19:15

BITTTERFELD/MZ. - Feurig und leidenschaftlich ist er, zärtlich und fordernd, werbend und stolz - wie die Liebe. Er gilt als ihr Tanz. Der Tango ist einer der faszinierendsten Tänze, vereint er doch Einflüsse nahezu gegensätzliche Temperamente. Und er gehörte zu Kurt Weills Leidenschaften. "Kurt Goes Tango" hieß so auch das Programm, das während des Kurt-Weill-Festes als einzige Veranstaltung in Bitterfeld geboten wurde.

Der Abend im mit 350 Plätzen völlig ausverkauften Auditorium des Bitterfelder Audi-Terminals stand ganz unter dem Zeichen dieser Musikrichtung, der sich der gebürtige Dessauer mit vielen Stücken gewidmet hatte. Mit Brillanz und Können lieferten die vier Musiker des Ensembles "Tango Fusión" den Beweis dafür, wie der Tango die Lebensweise der argentinischen Bevölkerung widerspiegelt. Mal tragend und gefühlsbetont und dann wieder schnell und mitreißend stellten Lothar Hensel (Bandoneon), Dragan Radosavievich (Geige), Ulf Borgwardt (Cello) und Oliver Potratz (Kontrabass) die Weillschen Stücke vor.

Der Umstand, dass das Konzert in einem Autohaus stattfand, machte den Musikern keine Schwierigkeiten, wie Lothar Hensel sagte. Wichtig für sie sei, dass die Menschen die Botschaft der einzelnen Stücke verstehen, dass sie ihr Herz erreichen. Um sie den Gästen nahe zu bringen, erklärte er die einzelnen Inhalte und auch, wie und warum die Lieder entstanden sind.

Hensel, der 1961 in Dormagen geboren ist, studierte in Buenos Aires und Paris Bandoneon bei berühmten Tangomusikern und hinterließ mit dieser Art Musik bei den Gästen des Abends bleibenden Eindrücke. Nicht minder eindrucksvoll zeigte der Serbe Dragan Radosavievich auf seiner Stradivari, wie er Tango versteht. Wenn er bei dem Titel "Ich pfeif ihr hinterher" auf der Geige die Stimme eines zwitschernden Vogels imitiert, fühlt man geradezu, wie der Tango lebt. Auch die beiden anderen Mitglieder der Band können auf eine sehr erfolgreiche Zeit zurückblicken. Ulf Borgwardt beschreitet mit dem Quartett Cellomania neue musikalische Wege und Oliver Potratz zählt derzeit zu den gefragtesten Kontrabassisten im Tango und Jazz.

Am 2. März wäre der in Dessau ge borene Kurt Weill 110 Jahre alt geworden. Der Musiker starb 50-Jährig in New York, hinterließ aber mit seinen Werken und seinem Schaffen eine Spur des Aufbruchs, die die 20-er und 30-er Jahre in Amerika ausmachten. Eine Spur, die auch heute noch erkennbar und erlebbar sei, sagte der Präsident der Kurt-Weill-Gesellschaft, Thomas Markworth. Damals sei es die industrielle Revolution gewesen, die Weill inspiriert habe, und heute sei gerade in der Region um Bitterfeld-Wolfen dieser Aufbruch auch wieder erkennbar, zieht der Präsident einen weiten Bogen.

Kurt Weill, der schon mit fünf Jahren mit Begeisterung am Klavier saß und im jugendlichen Alter die ersten Kompositionen schrieb, hat in seiner kurzen Lebenszeit eine Reihe von bedeutenden Stücken zu Papier gebracht. Das bekannteste darunter ist wohl die Dreigroschenoper mit der Moritat von Mackie Messer, zu der Berthold Brecht den Text lieferte.

Die Gäste, die zum Teil aus Berlin, Leipzig, Halle, aber auch aus Bitterfeld-Wolfen und Umgebung kamen, waren vom Abend rundum begeistert. "Wir sind hierher gekommen, weil wir diese Art Musik einmal kennen lernen wollten", sagten Simone und Jürgen Quast aus Sandersdorf. Auch Familie Marbach aus Jeßnitz konnte sich nur lobend über die Veranstaltung äußern und ist sich mit den anderen Gästen darüber einig, dass die Qualität dieser Veranstaltung ausstrahlen wird.

Der Bitterfelder Autohaus-Chef Jörg Schopf ist glücklich. Nach der Veranstaltung sagte er: "Ich kann mir bei dieser Resonanz vorstellen, noch weitere Abende mit diesem Niveau hier im Haus zu gestalten." Und das kann sich nicht nur der Geschäftsführer vorstellen. Auch die 200 Leute, die keine Karten bekommen hatten, werden sich zur nächsten Gala sicher sehr zeitig melden.