Bitterfeld-Antwort bei "Wer wird Millionär?" Bitterfeld-Antwort bei "Wer wird Millionär?": Oberbürgermeisterin Wust schreibt an RTL
Bitterfeld - Die durch das Spiegel-Online-Video ausgelösten Wogen haben sich noch nicht geglättet, da folgt schon die nächste Image-Attacke. Eigentlich liegen die Zeiten, in denen Bitterfeld als schmutzigste Stadt Europas galt, weit zurück. Oder? So sicher war sich da ein Kandidat der TV-Quiz-Sendung „Wer wird Millionär?“ nicht.
"Wo liegt denn Bitterfeld, Herr Jauch?"
Der Kölner Mohamed Mahjoubi stieg nach erfolgreichem Auftakt vor fünf Wochen am Montag erneut auf den heißen Stuhl: Mit vier Jokern und 8.000 Euro in der Tasche galt er laut Moderator Günther Jauch als „gefährlicher Kandidat“. Gefährlich wurde es dann auch - bei der 64.000-Euro Frage: „Wofür braucht man als deutscher Individualtourist eine Genehmigung des Umweltbundesamtes?“ Nach dem 50/50-Joker blieben eine Reise zur Antarktis oder ein Ausflug nach Bitterfeld übrig.
Doch schon bei der geografischen Verortung haperte es bei dem Juristen: „Wo liegt denn Bitterfeld, Herr Jauch?“ Der gab eine kurze Geschichtslektion über das einstige Chemiezentrum mit verseuchten Böden und kranken Menschen. Das erinnerte den Kandidaten spontan an Tschernobyl, wo man bestimmt auch nicht so einfach hinreisen könne. Bitterfeld als deutsches Tschernobyl? Dieses Bild wollte Jauch nicht so stehen lassen. „Tschernobyl: Ja. Bitterfeld als das deutsche Tschernobyl zu bezeichnen, da mahne ich. Das wird der Landschaft, der Stadt und den Menschen nicht gerecht“, gab er zu bedenken. „Sie sagen also, in Bitterfeld kann man sich frei bewegen“, schloss Mahjoubi. Und loggte die korrekte Antwort Antarktis ein.
Unkenntnis und Arroganz
Bei Bitterfelder Zuschauern aber löste die Antwortmöglichkeit „Ausflug nach Bitterfeld“ ebenso böse Reaktionen aus wie im Rathaus. Oberbürgermeisterin Petra Wust hat gestern ihrer Empörung in einem Brief an RTL und Günther Jauch Luft gemacht. Es sei „unfassbar, dass eine solche Antwortmöglichkeit überhaupt vorgegeben wird“, heißt es darin. Das zeuge von „Unkenntnis und Ignoranz“.
Stadtsprecherin Katrin Kuhnt erklärte: „In den anderen Optionen ging es um Regionen, hier aber wurde eine konkrete Stadt als schwarzes Schaf hingestellt.“ Im Brief schildert die OB den Wandel Bitterfelds in den vergangenen 25 Jahren. Die Ratesendung aber habe ein Bild transportiert, das diese Bemühungen vieler Menschen teilweise wieder zunichte mache. Auch wenn Jauch dies zu korrigieren versuchte, habe das Ganze einen „faden Beigeschmack“
Einladung für RTL
Damit sie sich selber ein Bild machen können, hat Wust nun Günther Jauch und das RTL-Team eingeladen. Ob auch Kandidat Mahjoubi nach Bitterfeld kommt, bleibt abzuwarten. Mit den 125.000 Euro, die er am Ende gewann, kann er sich das jedenfalls leisten - auch ohne Genehmigung aus Dessau. (mz)