Betreutes Wohnheim in Friedersdorf Betreutes Wohnheim in Friedersdorf: Muldestausee setzt sich gegen Ministerium durch

Friedersdorf/Pouch - Für die Muldestausee-Gemeinde hat sich das lange Ringen mit übergeordneten Behörden gelohnt: Nachdem das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr Sachsen-Anhalt eine geplante Altersresidenz in Friedersdorf zunächst eher kritisch sah, ist es der Verwaltung nun gelungen, die Bedenkenträger umzustimmen und grünes Licht aus Magdeburg zu erhalten.
Damit kann das Vorhaben von Matthias Burkhardt in die Tat umgesetzt werden. „Im Auenweg soll auf einer Fläche von mehr als 5.000 Quadratmetern ein betreutes Wohnheim mit 20 Apartments entstehen“, sagt der Investor. Sein Konzept sehe vor, dass die Menschen im Alter selbstbestimmt leben und bei Bedarf Pflegedienstleistungen nutzen können.
Diese sollen dort rund um die Uhr angeboten werden. „Damit können ältere Menschen nun in ihrer Heimatgemeinde betreut werden und müssen nicht mehr in Nachbarkommunen umziehen, wenn sie nicht mehr allein in ihrer bisherigen Wohnung leben können.“
„Es fehlt einfach an ausreichend Pflegeeinrichtungen in unserer Gemeinde“
Möglich wird dies, weil Muldestausee-Bürgermeister Ferid Giebler (parteilos) gegen eine Stellungnahme des Ministeriums, das das Vorhaben kritisch bewertete, intervenierte. Er sieht dafür gewichtige Gründe: „Denn es fehlt einfach an ausreichend Pflegeeinrichtungen in unserer Gemeinde. Derzeit gibt es solche Angebote nur in Schlaitz und Burgkemnitz. Sie sind allerdings zu 100 Prozent ausgelastet“, erklärt Giebler. Dass der Bedarf da ist und weiter wachsen wird, veranschauliche auch ein Blick auf die Statistik. „Die Auswertung der Wegzüge von Einwohnern, die über 65 Jahre waren, ergab, dass uns allein im Zeitraum von 2010 bis heute 485 Menschen verlassen haben. 231 von ihnen sind nachweislich in Pflegeheime außerhalb gewechselt.“
Altersgerechtes Wohnen soll Einwohner von Muldestausee zum Hierbleiben bewegen
Dies lege den Schluss nahe, dass die Umzüge deshalb erfolgten, weil kein altersgerechter Wohnraum direkt in der Gemeinde vorhanden ist. „Sonst wären die Weggezogenen vielleicht hier geblieben.“ Diese Aussage decke sich auch mit einer Vielzahl von Bürgergesprächen.
„Ich bin immer wieder darauf hingewiesen worden, dass viele Menschen hier geboren wurden, viele Jahrzehnte positiv zum Gemeinwesen in Vereinen, Feuerwehren und im Rahmen nachbarschaftlicher sowie freundschaftlicher Beziehungen beitrugen und deshalb im Alter selbstbestimmt weiter hier in ihrer Heimat leben wollen“, so schildert es der Bürgermeister.
Allerdings führen die fehlenden altersgerechten Angebote dazu, dass Hauseigentümer quasi über Nacht in Wohnungen umliegender Kommunen ziehen müssen, wenn physische Beeinträchtigungen ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen Wänden nicht mehr zulassen.
Die Umsetzung dieses Zieles könne die Gemeinde Muldestausee nicht allein bewerkstelligen
„Unsere Einwohner bauen aber darauf, in der Gemeinde bis zu ihrem Lebensabend wohnen zu können.“ Daher habe man diesen Aspekt ganz bewusst in das Integrierte Gemeindeentwicklungskonzept (IGEK) aufgenommen. „Wir streben an, eine familien- und kinderfreundliche Kommune zu werden“, so Giebler.
„Eines unserer Teilziele lautet: die Sicherung und gezielte Förderung eines barrierefreien Bestandes an medizinischen Versorgungs- und Betreuungseinrichtungen und Apotheken sowie an ambulanten und stationären Einrichtungen der Pflege und Betreuung“, sagt das Gemeindeoberhaupt.
Doch die Umsetzung dieses Zieles könne die Gemeinde Muldestausee nicht allein bewerkstelligen. Deshalb brauche es notwendigerweise private Investoren, die entweder leerstehende Immobilien umnutzen oder - so wie nun in Friedersdorf geplant - gleich komplett neu bauen. Zumal es für eine Altersresidenz im Auenweg bereits mehrere Reservierungen von Bürgern aus der Gemeinde gebe.
Der Baustart soll noch in diesem März erfolgen. Voraussichtlich Mitte nächsten Jahres soll die Einrichtung dann eröffnet werden. (mz)