Beruf und Leidenschaft Beruf und Leidenschaft: Puppendoktor heilt auch ohne Spritzen
Wittenberg/MZ. - Seit 33 Jahren hat sich der heute 63-Jährige aus Altendorf bei Bamberg der Puppenmedizin verschrieben. Eher unfreiwillig kam er zu seinem Beruf. "Ich wollte Lokführer werden", gibt er zu. Doch die elterliche Autorität setzte sich durch. Über ein Praktikum an der Puppenklinik in Mönchengladbach wurde der gelernte Schneider auf die immer seltener werdende Heilkunde in Deutschland aufmerksam. "Ich hatte fünf Schwestern und deshalb schon immer ein besonderes Verhältnis zu Puppen." Was lag also näher, sich der schmerzfreien Spielzeug-Behandlung zu widmen?
In seinem Heimatort hat sich der Oberfranke eine Praxis eingerichtet. Und mit seinem Notarztwagen tourt er auf Einladung von Hotels durch halb Europa. Immer mit an Bord sein beeindruckendes Lager von rund 10 000 Ersatzteilen. Es gibt praktisch nichts, was Günter Geier nicht reparieren kann. Zu seinen Kunden zählen übrigens nicht nur Kinder und ihre kleinen und größeren Spielgefährten. "Es gibt genügend Puppensammler. Das sind meist ältere Leute, die auf Auktionen schon mal mehrere hunderttausend Euro für ein seltenes Stück ausgeben." Neben der schnellen medizinischen Hilfe für die Wehwehchen des Alltages ist der Altendorfer mit dem Restaurieren 70 bis 90 Jahre alter Puppen beschäftigt. Etwa 400 dieser rüstigen Mädchen und Buben warten in der heimischen Werkstatt auf ihre Schönheitskur. Dabei hat es der Doktor mit den üblichen Altersschwächen zu tun. Kaputte Augen, Schädelbasisbrüche, ausgerissene Glieder: Nach der Operation sind die Patienten wie neu.
Günter Geier hat es sich zudem zur Lebensaufgabe gemacht, Not leidenden Kindern zu helfen. So sammelte er nach der Wende 300 000 Euro für krebskranke Kinder in Jena. In den letzten Jahren war er insgesamt 76 Mal in Bosnien, um den kleinsten Erdenbürgern unter die Arme zu greifen.
Sprechstunde beim Puppendoktor in Wittenberg Dienstag und Mittwoch im Hotel "Klabautermann", Dessauer Straße, jeweils von 9 bis 18 Uhr.