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Bergmänner ohne Alter Bergmänner ohne Alter: Bitterfelder will Rätsel um Bergmann-Skulpturen lösen

Von Christine Färber 17.11.2018, 13:00
Wer weiß, in welchem Jahr die Figurengruppe des Raguhner Künstlers Gerhard Markwald entstanden ist?
Wer weiß, in welchem Jahr die Figurengruppe des Raguhner Künstlers Gerhard Markwald entstanden ist? Michael Maul

Bitterfeld - Gerhard Zeder ist Bergmann - mit ganzer Seele. Auch jetzt noch, wo er doch schon längst im Ruhestand ist. Einmal Bergmann - immer Bergmann. Der Senior lächelt und nickt. „Ja“, meint er, „ich lebe dafür heute noch, weil’s mir Spaß macht.“

Auch, weil es ihm wichtig ist, die Erinnerung wach zu halten an das, was war. Dazu gehört freilich auch die Kunst. Gerhard Zeder holt eine Mappe hervor. Gesammelt hat er darin alles, was mit dem hiesigen Bergbau und Kunst zu tun hat. Er zeigt Fotos, breitet Artikel aus, erzählt Geschichten. Die der Bergmann-Skulptur aus Betonguss zum Beispiel, die heute am Traditionskabinett der Bitterfelder Bergleute steht.

Zeder weiß so ziemlich alles über sie, die den Kohleabbau in der Goitzsche symbolisiert. Er zeigt die Fotos, die den Umzug der auf einem gemeinsamen Sockel stehenden Figuren von der einstigen Hauptverwaltung des Braunkohlenkombinats am Kreuzeck in Bitterfeld zur Station II an der B100 zeigen. 1996 ist das, das Kombinat ist da schon Geschichte. Man sieht den Kran, der den Betonkoloss in die Baugrube balanciert. Männer dirigieren den Kranführer. Neugierige schauen zu. „Die Figurengruppe hat für immer hier ihren Platz, das gehört doch alles zusammen“, sagt Zeder.

Die Geschichte der Skulptur von Gerhard Markwald ist unvollständig

Doch ist die Geschichte der Skulptur unvollständig. Und das ärgert ihn seit Jahren. Denn, wann sie der aus Raguhn stammende Bildhauer Gerhard Markwald geschaffen hat, das konnte Zeder bislang nicht herausfinden. Er habe seine Fühler schon nach allen Richtungen hin ausgestreckt, sagt er. Markwalds Sohn hat er befragt und das Stadtarchiv, das Kreismuseum und den Raguhner Heimatverein, er hat das Denkmalschutz-Verzeichnis des Landes durchstöbert - ohne übereinstimmendes Ergebnis.

Die Angabe der Jahreszahl lässt mit 1958 und 1966 sogar eine erhebliche Lücke. Das Verzeichnis weist lediglich darauf hin, dass die Figuren „streng archaisch“ erscheinen und im Stil der 30er Jahre geschaffen wurden. Aber wann sie wirklich entstanden - das findet sich auch hier nicht. „Vielleicht gibt es ja wen, der mir weiterhelfen kann.“ Der solle sich melden unter 03493/2 07 29. Darauf setzt er jetzt seine Hoffnung.

Nicht viel anders sieht es mit der Zschornewitzer Betonguss-Skulptur eines Bergmanns aus, die von Stil und Ausführung her zu der Bitterfelder Figurengruppe gehört. In Zschornewitz hat sie ihren Platz vor dem ehemaligen Kulturhaus. Gedacht war sie für den Tagebau Golpa-Nord, erklärt Zeder. Sie wurde schon einmal restauriert, das Gesicht war verwittert. Sogar ein Foto des Mannes, der damals für den Bergmann Modell stand, hat er in seiner Sammlung.

Skulpturen des Künstlers Gerhard Markwald finden sich auch in Dresden, Berlin, Dessau oder Cottbus

Keine Frage - der Mann ist im Bilde über die Markwaldschen Kunstwerke. Arbeiten des Bildhauers, der bis in die 60er Jahre hinein den künstlerischen Zirkel der Filmfabrik leitete, stehen auch in Dresden, Berlin, in Ilmenau, Wittenberg, Aschersleben, in Dessau, Cottbus und anderswo. Auch die berühmte Filmfrau vor dem Rathaus in Wolfen und die Figurengruppe „Singende Kinder“ vor der Bibliothek sind Arbeiten des Raguhner Künstlers. „Die Kinder-Skulptur ist entstanden zum 20. Jahrestag der DDR. Sie wurde am 7. Oktober 1969 aufgestellt“, weiß Zeder.

Zusammen mit ehemaligen Kollegen hat er einen neuen Joker im Ärmel: Ähnlich der großer Schautafel zum Muldestausee am Haus am See in Schlaitz sind sie gerade dabei, eine zur Goitzsche zu erarbeiten. Damit das, was war, nicht vergessen wird. (mz)