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Bauruine in Jeßnitz Bauruine in Jeßnitz: «Fünf vor zwölf ist längst vorbei»

Von Ulf Rostalsky 25.02.2004, 17:24

Jeßnitz/MZ. - "Hoffmannsches Haus" nennen es die Räte und wollen ihm endlich den Garaus machen, denn das Gebäude sei nicht allein ein Schandfleck in der Stadt, sein Zustand gefährde auch die öffentliche Sicherheit. "Wir können und wollen uns das nicht mehr gefallen lassen", sagt Stadtrat Werner Zeiler (CDU), den das Haus seit Jahren beschäftigt - im Bauausschuss und in Ratssitzungen. Auch Egbert Jozwiak (CDU) pflichtet ihm bei. "Seit fünf Jahren sitze ich im Rat, seit fünf Jahren ist das Thema immer wieder auf der Tagesordnung."

Bernd Marbach (CDU) kündigt Vehemenz im Handeln an. "Wir werden sie jedes Mal wieder zur Sitzung einladen. So lange, bis das Haus verschwunden ist."

Adressat der Worte ist Andreas Pischke, Leiter des zuständigen Bauordnungsamtes in der Landkreisverwaltung. Er war zur Beratung geladen und betonte, "seit 1997 an der Sache dran" zu sein. Eine Abbruchgenehmigung sei nach Auseinandersetzungen mit dem Denkmalschutz aber erst 1999 ausgesprochen worden. Außerdem sehe er am Haus keine akute Gefahr. Ein Bauzaun sichere das Gelände, und Statiker hätten erst jüngst nach einer Vor-Ort-Begehung erklärt, dass das Haus noch genügend Stabilität aufweise.

Nicht glauben kann das Bernd Marbach, im Hauptberuf Bauingenieur. "Was da vor Weihnachten runterkam, war ein tragender Balken. Statisch ist da nichts mehr zu machen." Untätigkeit will Pischke sich und seinem Amt indes nicht vorwerfen lassen. Es bestehe Kontakt zum Hauseigentümer und der habe mittlerweile von Anwälten erklären lassen, dass das Haus Ende Februar / Anfang März abgerissen werde. "Und wenn nicht? Denken Sie an die Kinder, die auf dem Schulweg ständig dort vorbei müssen", unterbricht Angela Herzog (CDU). Dann werde es zur Ersatzvornahme kommen. "Im Frühsommer und mit Mitteln, die im Landkreisetat für die Gefahrenabwehr eingestellt sind", bekräftigt Pischke. Die Jeßnitzer Räte glauben dem nicht so recht, vermuten gar Schlimmeres. "Wenn das Haus einem gehören würde, der hier wohnt, wäre schon längst etwas passiert. So wird alles auf die lange Bank geschoben", werfen sie dem Bauordnungsamt vor.