Bauarbeiten zwischen Bitterfeld und Halle Bauarbeiten zwischen Bitterfeld und Halle: Bahnreisende von der Sperrung überrascht

Bitterfeld - „Kunst ist, wenn bei Bauarbeiten alles in Bewegung bleibt.“ Dieser Satz in einem Bitterfelder Bahnhofs-Schaukasten dürfte dem Berliner Marco Lahr am Dienstagvormittag wie blanker Hohn vorgekommen sein.
Der junge Familienvater ist auf seiner Reise nach Sangerhausen in Bitterfeld gestrandet. Zur Weiterfahrt über Halle wäre Lahr jetzt nämlich auf einen Ersatzbus angewiesen gewesen – wegen der seit Dienstag laufenden Bauarbeiten zwischen Bitterfeld und Halle. Doch niemand konnte dem Mann in Bitterfeld sagen, ob er seinen Anschlusszug in Halle bekommt.
„Ich hätte dort wahrscheinlich noch einmal weitere 50 Minuten warten müssen.“ Er meint daher, dass die Fahrpläne besser aufeinander abgestimmt werden müssten.
Unglücklicherweise hatte der Berliner sein Ticket schon im Oktober gekauft, damit er zwischen den Feiertagen noch problemlos Sitzplätze im Zug reservieren kann. Damals waren die Bauarbeiten aber noch nicht vom System angegeben. „Ich wusste das alles gar nicht. Das ist ärgerlich.“
Sperrung der Strecke zwischen Bitterfeld und Halle aktuell bis April geplant
Vielen andere Frühbuchern dürfte das gleiche Problem treffen.
Lahrs Familie entschied sich angesichts der Umstände gegen eine Weiterfahrt im Zug. Die Schwiegermutter aus Sangerhausen holte die Reisenden aus Bitterfeld selbst ab.
Sicherlich haben sich mittlerweile viele Reisende auf die Sperrung der Gleise bei Hohenthurm eingestellt. Die Bahn informiert im Internet und mit Aushängen an den Bahnhöfen zu den Änderungen, die aktuell bis April gelten.
Dennoch überraschen die Bauarbeiten immer noch viele Menschen. „Uns erreichen zahlreiche Nachfragen“, bilanzierte am Dienstag Christiane Röhl von der Bahnhofsmission in Bitterfeld. Sie findet, dass die Änderungen noch prominenter hätten ausgehangen werden können. An der Anzeigetafel fehlen die stündlich fahrenden Busse nach Halle.
Bahnhofsmission informiert Reisende, obwohl sie gar nicht zuständig wäre
Die Bahn verzichtet bislang auf den Einsatz von Personal, das Fragen von Reisenden beantworten könnte. Das übernimmt die Bahnhofsmission, obwohl die eigentlich gar nicht zuständig ist. Das war auch 2012/2013 bereits so, als die Gleise zwischen Halle und Bitterfeld schon einmal gesperrt waren: „Wir haben das damals eigentlich in Bitterfeld gemanagt“, blickt Röhl zurück.
Immer wieder sei die Bahnhofsmission erster Ansprechpartner für die Reisenden. Doch was ist an den Wochenenden, wenn die Hilfsorganisation geschlossen ist?
Noch mehr Verwirrung in Roitzsch und Brehna
In Roitzsch und Brehna müssen Bahnreisende ganz ohne derartige Unterstützung klarkommen. Dort hängen an den Bahnhöfen und den Ersatzhaltestellen Hinweise zum Schienenersatzverkehr (SEV). Nach Halle Reisende werden tagsüber mit dem Zug bis nach Landsberg oder Bitterfeld gebracht. Dann steigen sie in Busse des SEV.
Nachts und am frühen Morgen pendeln die Ersatz-Busse auch durch die Ortsteile. Etwas verwirrend in Brehna: Der Fahrkartenautomat spuckt als SEV-Halt den Markt aus, der Aushang am Bahnsteig sagt: „Bahnhofstraße/Kindergarten“. Ob der Ersatz-Bus dann womöglich zweimal in Brehna hält, konnte die Bahn gestern auf MZ-Nachfrage noch nicht beantworten.
Kurt Hetke ist gleich auf Nummer sicher gegangen. Bevor er am Dienstagabend mit dem Zug von Brehna nach Roitzsch fuhr, informierte er sich noch einmal direkt am Bahnsteig. „Im Internet war alles etwas unübersichtlich.“ (mz)