Bauarbeiten an der Goitzsche Bauarbeiten an der Goitzsche: Strommasten der Bahn werden demontiert

bitterfeld/MZ - Kai Butterbrodt will am Mittwochmorgen hoch hinaus. Der 24-jährige Freileitungsmonteur soll die Spitze des 71 Meter hohen Strommastens der Deutschen Bahn in der Straße am Leineufer erklimmen und den Haken des riesigen Krans einhängen. Erst dann können seine Kollegen mit der Demontage des Ungetüms beginnen. Doch daran ist 8.30 Uhr zunächst nicht zu denken, da die Temperatur leicht unter dem Gefrierpunkt liegt und das Stahlskelett mit einer feinen Eisschicht überzogen ist.
„Das bekommen wir aber heute noch in den Griff“, sagt der Projektleiter des Bahnunternehmens DB Energie, Friedrich Krumme. Er nutzt die Zeit und erklärt noch einmal, was es mit den Masten auf sich hat. „Dieser Teil der 110-kV-Hochspannungsleitung verläuft von Muldenstein nach Holzweißig“, sagt er. Aus Altersgründen habe eine Erneuerung der Stromtrasse angestanden. Da die zwei imposantesten Masten mit der bahninternen Nummerierung 16 und 17 am Bitterfelder Stadthafen stehen, verliefen die Leitungen bislang knapp 500 Meter quer über die Goitzsche und haben die Nutzung dieses Bereichs für Schiffe und Boote stark eingeschränkt. „Daher hat die Bahn zusammen mit der Stadt überlegt, was man machen kann“, so Krumme. Und so habe man sich für einen neuen Trassenabschnitt entlang der Bahnstrecke zwischen Muldenstein, Bitterfeld und Holzweißig entschieden. „Am 2. Oktober wurde sie komplett in Betrieb genommen.“ Während die DB Energie hier 30 neue Masten errichtet hat, wurde die alte Trasse still gelegt und ein Teil bereits zurückgebaut.
„Jetzt können wir auch hier anfangen“, ruft Peter Grottke gegen 11.30 Uhr. Der Bauleiter der Firma LTB Leitungsbau spricht kurz mit dem Kranführer Norbert Fischer von der Firma Mammoet, dann fällt für den Freileitungsmonteur Kai Butterbrodt der Startschuss. Doppelt gesichert, klettert er mit seiner knapp 15 Kilogramm schweren Ausrüstung nach oben. „Da braucht man schon etwas Kondition.“ Nach acht Minuten hat er die Spitze erreicht und hängt den Kranhaken in die dafür vorgesehene Halterung ein. Ein Stück unter ihm befindet sich Jörg Heger. Er durchtrennt mit einem Schneidbrenner die Metallverstrebungen. „Bei Temperaturen von 1 800 Grad Celsius und in dieser Höhe muss jeder Handgriff sitzen“, hatte er zuvor gesagt. Als er die letzte Strebe, die den oberen und den unteren Teil des Mastes verbindet, durchtrennt hat, funkt Butterbrodt den Kranführer an. Kurz darauf bewegt der mit viel Fingerspitzengefühl den Kranarm, schon fliegt die Spitze des Mastes durch Luft und wird dann vorsichtig auf dem Boden abgesetzt. „So arbeiten wir uns Stück für Stück nach unten vor“, erklärt Bauleiter Grottke die Vorgehensweise. Schnell und zügig ginge das. „Bereits am Donnerstag wollen wir so auch den Masten am Stadthafen entfernen.“