Bahnhof Wolfen Bahnhof Wolfen: «Nichts geht so richtig voran»
WOLFEN/MZ. - Das Hin und Her um das Bahnhofsgebäude Wolfen scheint noch nicht ausgestanden. Jürgen Douglas, der Projektverantwortliche des Privatinvestors, der das Wolfener Bahnhofsgebäude kaufen und sanieren will, war verärgert, als er jüngst in der MZ lesen musste, dass er laut Aussage des Geschäftsbereichsleiters Stefan Hermann noch kein Nutzungskonzept vorgelegt haben soll. "Das stimmt doch alles gar nicht", erklärte er dazu.
Nach eigenen Angaben interessiert sich der Investor bereits seit 2008 für das Bahnhofsgebäude. Es liegt dem Vitalis-Forum, das er seit 2008 "sehr erfolgreich" betreibt, genau gegenüber und wird im April zu 100 Prozent ausgelastet sein. Dann werden 4 400 Quadratmeter komplett vermietet sein.
Auf das Bahnhofsgebäude hatte Douglas die Oberbürgermeisterin Petra Wust aufmerksam gemacht, als er nach weiteren Betätigungsfeldern suchte. Der Gedanke gefiel ihm, und so wurde bereits Mitte 2008 mit der Prüfung der Ansiedlung einer Dialysestation begonnen. Immerhin fahren mehr als 100 Menschen aus der Region um Bitterfeld-Wolfen dreimal in der Woche zur Dialyse nach Dessau, wie Douglas recherchiert hat.
Die Kassenärztliche Vereinigung in Magdeburg wollte von einer Neuansiedlung allerdings nichts wissen, aber der Projektverantwortliche fand einen jungen Arzt aus einer Dessauer Dialyse-Praxis, der in Wolfen eine Zweigstelle aufbauen will. "Die Dialyse kommt also bestimmt", sagt er. Bislang sei aber noch nicht klar, in welchem Gebäude sich der Arzt niederlassen wird. Douglas würde es natürlich gefallen, wenn er es im Bahnhofsgebäude tun würde.
Ob das allerdings möglich sein wird, steht derzeit in den Sternen, denn Douglas und dem Investor läuft regelrecht die Zeit davon. "Nichts geht so richtig voran."
Zwar gibt es hin und wieder Kontakt zur Verwaltung, aber von einem intensiven Kontakt, wie ihn die Stadtverwaltung bezeichnet, könne überhaupt keine Rede sein. Und das gehe schon über die Jahre so. Douglas hat, obwohl er sein Interesse für das Gebäude angemeldet hatte, nicht offiziell von der Verwaltung, sondern über den ständigen Kontakt mit André Krillwitz, Vorsitzender der Fraktion "Pro Wolfen", erfahren, dass schon über den Abriss des Gebäudes diskutiert wurde, dass unter gewissen Bedingungen die Sanierung der Außenhülle finanziell gefördert werden könne und dass sein Nutzungskonzept offenbar nicht ausreichend sei.
Letzteres soll bereits im vergangenen Jahr eingereicht worden sein. Darin sei nachzulesen, dass er das Gebäude für eine bestimmte Summe kaufen wolle und dort eine Dialysestation eingerichtet werden soll. "Ich habe aber zudem deutlich gemacht, dass ich das Bahnhofsgebäude auch kaufe, wenn die Dialyse nicht kommt. Dann schweben Douglas bzw. dem Investor ein medizinisches Versorgungszentrum und Wohnungen vor. All das wisse die Stadtverwaltung, doch es gehe nicht voran. Derzeit wartet Douglas auf den Kaufvertrag. Vor zwei Tagen habe er eine Mail bekommen, dass es noch dauere, weil dieser noch beim Notar liege. "Ich habe das Gefühl, dass die Verwaltung bewusst alles hinauszögert, damit ich den Termin 30. Juni nicht schaffen kann." Denn bis dato - so lautet der Beschluss des Stadtrates aus dem Dezember - muss eine Baugenehmigung für das Gebäude beantragt sein.
Angenommen, der Kaufvertrag wird Ende Februar abgeschlossen, dann steht erst einmal die Eintragung ins Grundbuch an, die ebenfalls mindestens vier Wochen dauern könnte, dem schließt sich die Projektentwicklung an, und für die Ausstellung einer Baugenehmigung kann sich das entsprechende Amt drei Monate Zeit nehmen. "Das ist fast nicht zu schaffen", sagt Dieter Krillwitz von der Fraktion "Pro Wolfen", die sich seit Monaten für den Erhalt des Bahnhofes einsetzt. Dabei sei es ihnen zu verdanken, dass der 30. Juni im Beschluss verankert wurde, wie Fraktionsvorsitzender André Krillwitz unterstreicht. Die Verwaltung habe ursprünglich den 2. Februar favorisiert.
"So geht man nicht mit einem Investor um", sagt die Fraktion "Pro Wolfen". Diese Auffassung machte André Krillwitz auch im Rahmen der jüngsten Haushaltsdiskussion im Stadtrat deutlich. Trotz all der riesigen finanziellen Schwierigkeiten, in der die Stadt steckt, sollte die Verkaufssumme für den Bahnhof nicht auf der Einnahmenseite verbucht werden. Die Begründung der Verwaltung dafür war recht dürftig ausgefallen. Auf Antrag der Fraktion "Pro Wolfen" wurde die Summe dann eingestellt. Dieser Beschluss wurde mehrheitlich gefasst.
Die Verwaltung , erneut auf die Problematik Bahnhof angesprochen, unterstrich, dass dem Investor alle Unterlagen zugeschickt worden wären. Und dass bis dato noch kein Nutzungskonzept vorliegen würde. Das wiederum dementierten Douglas und der Investor.