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Bahnhof Pratau Bahnhof Pratau: Vandalismus nur aus Frust

Von Ute Otto 27.05.2004, 15:55

Pratau/MZ. - Es sind die Anzeigen der Bahn AG aus den vergangen zwei Jahren, in denen der Haltepunkt Pratau immer wieder Ziel von Vandalismus wurde - Anzeigen gegen unbekannt. Doch der Bundesgrenzschutz konnte die Täter ermitteln: acht Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 20 Jahren aus Pratau und Umgebung.

Bevor sie die Vorladung zur Vernehmung bei der Polizei bekamen, hat Dietmar Sette, der zuständige BGS-Bürgerkontaktbeamte, mit den Jugendlichen gesprochen. "Da haben die meisten", berichtet Sette, "ihre Taten eingestanden und auch die Eltern zeigten sich betroffen". Doch bei der offiziellen Befragung durch die Ermittler hätten sie ihre Beteiligung vehement zu leugnen versucht. Sette und Lezio haben keinen Zweifel daran, dass da die Eltern eingewirkt haben. "Ich finde es fatal, wenn die Eltern verhindern, das junge Menschen ihre Taten aufarbeiten müssen", sagt der Chef-Ermittler.

Ratlos sind auch die Pratauer Ortsbürgermeisterin Veronika Dorn und Jugendklubleiterin Heike Rachow: "Wie können wir so etwas verhindern, wenn wir die Eltern nicht hinter uns haben?" Dass der Ort, dem so viel Hilfe nach der Flut zuteil wurde, dadurch einen Imageschaden erleidet, fürchtet Frau Dorn zudem. Bahnhofsmanager Klaus Hiltrop beschwichtigt sie: "Sehen Sie sich um in Radis, Gräfenhainichen, Wittenberg West - wir haben überall diese Probleme." An 55 Stationen in seinem Bereich summieren sich die Vandalismus-Schäden auf rund 180 000 Euro. "Und die Pratauer Jugend - das sind doch nicht nur acht Leute!"

"Frust" und "Wir wissen nicht, wohin wir sonst sollen", haben die Jugendlichen als Motive genannt. Für Hiltrop kein Argument: Wenn sich jemand einen Aufenthaltsort selbst wählt - warum zerstört er ihn dann? "Es ist einfach sinnlose Zerstörungswut", sagt Lizio. Dabei seien die Täter nicht nur mit brachialer Gewalt vorgegangen, sondern auch in höchstem Maße leichtsinnig mit ihrem eigenen Leben: Es wurden auch Steine von den Gleisen aus geworfen. "Der ICE passiert diesen Bereich mit 160 Stundenkilometern", erinnert Sette.

Eben jener Beamte, der unermüdlich durch die Schulen zieht, um über die Gefahren im Bahnbereich aufzuklären und Straftaten vorzubeugen. Ist seine Arbeit gescheitert? "Ohne diese Präventionsarbeit hätten wir womöglich in Pratau nicht ,nur' acht, sondern doppelt so viele Straftäter", lautet Lizios Auftrag: "Weitermachen!"