Ausstellung in der Galerie am Ratswall Ausstellung in der Galerie am Ratswall: Kurt Richter zeigt lauter Landschaftsliebe

Bitterfeld - Manch einer mag sich noch erinnern: Zeichnungen des Bitterfelders Kurt Richter haben über viele Jahre die Lokalausgaben der „Freiheit“ unter der Rubrik „Unsere schöne Heimat“ bereichert. Vor allem Landschaften und Ortsansichten der Umgebung von Bitterfeld waren seine Motive, die er mit der Feder aufs Papier brachte.
Jetzt ermöglicht eine Ausstellung im Kabinett der Galerie am Ratswall in Bitterfeld, die Erinnerungen aufzufrischen oder überhaupt erstmal Bekanntschaft mit den Arbeiten von Kurt Richter (1900 - 1976) zu machen. Bekannt war Richter auch vielen hier aus seiner Zeit als Lehrer. Er gehörte mit Hermann Schiebel und Kurt Bunge zu jenen, die versucht haben, „etwas Künstlerisches in der Region zu machen“, wie Galerist Ralph Becker feststellt. Mehr noch - sie zählten im weitesten Sinne zu den regionalen Künstlern: Schiebel war von 1934 bis 1945 Direktor der damaligen Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein Halle/Saale, Bunge arbeitete als freischaffender Künstler und Richter, der nach seiner Lehrer-Ausbildung ein Studium an der Kunstgewerbeschule Berlin-Charlottenburg abschloss, weiterhin als Lehrer für kunstgewerbliche Berufe in der Region Bitterfeld. Offenbar war das seine Möglichkeit, die Not von Kriegs- und Inflationszeit zu mildern. „Sie haben das, was Heimat ist, sehr ernst genommen“, so Becker, „sie sind aber keiner Deutschtümelei verfallen, sondern haben gezeigt, wo sie zu Hause sind.“
Kurt Richter wurde im Jahr 1900 in Schkeuditz geboren. Über 50 Jahre lebte und arbeitete er jedoch in Bitterfeld.
Er lernte Lithograph und Zeichner, parallel dazu besuchte er die Abendklassen an der Kunstgewebeschule Burg Giebichenstein Halle.
Drei Jahre arbeitete Kurt Richter als wissenschaftlicher Zeichner an der Landesanstalt für Vorgeschichte Halle, um 1923 ein Lehrerstudium in Berlin am berufspädagogischen Seminar aufzunehmen.
Bis zu seinem Tod 1976 arbeitete er in seinem Beruf in Bitterfeld - er war „Gewerbeoberlehrer mit nebenberuflicher künstlerischer Tätigkeit“, wie sein Sohn Wolfram Richter sagt. Er verwaltet den künstlerischen Nachlass seines Vaters.
Und das wird in der Richter-Ausstellung mit sehr realitätsnahen Aquarellen, Federzeichnungen, Tempera- und Ölbildern sehr deutlich. Ohne lange grübeln zu müssen, sind typische Muldelandschaften zu erkennen, die Loberbrücke am Ratswall, die Kirche von Rösa, der Friedhofseingang in Holzweißig, die für die damalige Zeit typischen dörflichen Lehmhäuser und vieles mehr - genau das, was Dorf damals war. Für Architektur und Landschaft hatte er den Blick, Figürliches indes war weniger Richters Metier.
„Das ist solides Handwerk, was er da abliefert“, sagt Becker über Richters Arbeiten, „er hat sich da auf keine großen Experimente eingelassen. Obwohl er eine zeitlang in Berlin studiert und gelebt hat, hat er nichts von den modernen Strömungen mitgenommen.“ Was Richters Arbeiten auch ausmacht, das ist der Zeitbezug - ohne dass die Motive fotografisch abgebildet werden. Viele Besucher der Ausstellung, sagt Becker, haben ihre Häuser von damals wiedererkannt.
Den Großteil von Richters Lebenswerk als Künstler machen Feder- und Stiftzeichnungen sowie Aquarelle aus, das spiegelt sich auch deutlich in der Ausstellung in der Galerie am Ratswall, die bis zum 18. Januar zu sehen ist, wider. Einige Arbeiten in Tempera und Öl sind ebenfalls zu sehen. Richter wartet mit fast allen grafischen und malerischen Techniken auf. Doch ganz deutlich sichtbar ist, dass seine Stärke im Zeichnen liegt. „Die Zeichnung ist die Grundlage dafür, die Situation künstlerisch zu erfassen“, erklärt der Galerist. „Seine Öl-Bilder sind auch alle in kleinerem Format. Offenbar hat er das selbst erkannt, und die Zeichnung stärker favorisiert.“ (mz)

