Aussiedlerkinder Aussiedlerkinder: Paten helfen über Klippen
Wolfen/MZ. - In der Erich-Weinert-Sekundarschule Wolfen begann jetzt ein bundesweit einmaliges Projekt. Zusammen mit den Euro-Schulen Bitterfeld/Wolfen wurden freiwillige Schülerpartnerschaften ins Leben gerufen, in denen in der Regel deutsche Schüler die Patenschaft über Schüler aus Spätaussiedlerfamilien übernehmen. Etwa 20 wurden feierlich mit beider Unterschriften besiegelt.
Zwei von ihnen sind Dina, die im Dezember 2000 aus Russland nach Wolfen kam, und Sandy. Beide gehen in die 8 a. Außer einem gemeinsamen Kinobesuch vor wenigen Tagen haben sie bisher wenig direkt miteinander zu tun gehabt. "Sie gefällt mir einfach", sagt Sandy. Und deshalb wolle sie ihr helfen, so schnell wie möglich Deutsch zu lernen und andere Klippen des Alltags zu meistern. Noch etwas wagemutiger ist Alexander. Der Schüler der 9. Klasse hat sich Alex ausgesucht, der in die 8. Klasse geht. Er habe ihn sich einfach ausgeguckt, sagt Alexander. "Ich finde ihn sympathisch", meint er. Dass Alex, erst wenige Wochen hier, kaum Deutsch spricht, stört ihn nicht. Und auch, dass er kaum etwas über ihn weiß, sieht Alexander eher gelassen. "Das klappt schon", ist er optimistisch. Auch die Mutter bestärke ihn in seinem Vorhaben.
Wie Schulleiterin Marie-Luise Witt sagt, sei es das erste Ziel der Schülerpartnerschaften, dass sich die Spätaussiedlerkinder schneller an die neue Heimat gewöhnen. Das Wichtigste, was sie hier vermissen, sind die zurück gelassenen Freunde. So wird neben dem intensiveren Erlernen der deutschen Sprache und Hillfestellungen für die Schule gerade hier angesetzt. Schülerpartnerschaften - das heißt auch Knüpfen freundschaftlicher Bande, die über das Lernen hinaus gehen, gemeinsame Freizeitgestaltung, gemeinsame Erlebnisse.
Etwa 80 Prozent der Kinder von Spätaussiedlern werden derzeit an der Erich-Weinert-Schule unterrichtet. Die ersten kamen 1992. Jetzt lernen hier etwa 90 Kinder und Jugendliche aus der ehemaligen Sowjetunion. In manchen Klassen sind es bis zu acht. Auch die in anderen Integrationsprojekten erfahrenen Lehrer der Euro-Schulen, so deren Leiter Joachim Soppa, werden die Schülerpartnerschaften unterstützen und begleiten.