1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Ausgehen auf Abstand: Ausgehen auf Abstand: Restaurants und Gaststätten in Bitterfeld-Wolfen dürfen unter Auflagen wieder öffnen

Ausgehen auf Abstand Ausgehen auf Abstand: Restaurants und Gaststätten in Bitterfeld-Wolfen dürfen unter Auflagen wieder öffnen

Von Andrea Dittmar und Tim Fuhse 19.05.2020, 08:20
Am Stadthafen Bitterfeld genossen die Gäste das Wetter.
Am Stadthafen Bitterfeld genossen die Gäste das Wetter. Andrea Dittmar

Bitterfeld-Wolfen - Noch hängen die Stoffstücke an einem Kleiderständer. Schwarze Schutzmasken mit Gummizug. Darauf: ein prustender Stier. Das Steakhouse „El Rancho“ im Bitterfelder Hotel Central hat sein Logo auf schwarze Mund-Nasen-Tücher drucken lassen. Schon bald werden die Mitarbeiter sie überstreifen. Denn in etwa zwei Stunden ist die Corona-Zwangspause endlich vorbei.

„Wir stehen in den Startlöchern“, sagt Carolin Krause, die angehende Geschäftsführerin des Familienbetriebs, am Montagnachmittag. Das Steakhouse ist eines von zehn Lokalen im Altkreis Bitterfeld, die mit dem Wochenbeginn wieder geöffnet haben. Sie dürfen unter strengen Hygienevorschriften Gäste bewirten - das hat der Landkreis übers Wochenende in einem Hauruck-Verfahren genehmigt.

Für die Freigabe hat Familie Krause ein umfangreiches Hygienekonzept ausgearbeitet. „Wir nehmen Corona schon ernst“, sagt Tochter Carolin. „Das erwarten wir auch von unseren Gästen“. Im Foyer sind Wartebereiche auf dem Boden abgeklebt. Abstand: 1,50 Meter. Hier müssen Besucher zunächst ihre Kontaktdaten hinterlegen, dann werden sie an einen Platz geleitet. Auf den Gängen ist ein Mundschutz Pflicht - am Tisch darf er natürlich abgenommen werden.

Maximal fünf Personen dürfen zusammen am Tisch sitzen

Das sind nur die Grundlagen für den Infektionsschutz. Carolin Krause und ihr Vater, Inhaber Jörg Krause, schildern eine Reihe weiterer Maßnahmen. Reduzierte Tischzahl, Schichtsystem und unterschiedliche Eingänge für die Mitarbeiter. Verschärfte Hygienemaßnahmen auf den Toiletten. „Wir wollen unsere Gäste schützen“, sagt Carolin Krause.

Maximal fünf Personen dürfen zusammen am Tisch sitzen, erklärt Lili Fotopoulou vom Restaurant Athos in Wolfen. Das griechische Lokal konnte sich schon am Montagmittag über die ersten Gäste freuen, für die gesamte Woche sind Reservierungen eingegangen. „Wir wurden vermisst und wir haben unsere Gäste vermisst“, sagt die junge Frau, die auch Tochter des Chefs Theocharis Fotopoulos ist. Wie das Servieren mit Hygiene-Abstand funktioniert, müsse man in den nächsten Tagen sehen.

Untätig war das achtköpfige Team während der Zwangspause nicht: Zum einen wurde ein wenig renoviert im Athos, zum anderen wurden die Mitarbeiter zu den besonderen Bestimmungen geschult. Neu sind im Restaurant Athos jetzt die Öffnungszeiten: Um 22 Uhr muss das Lokal schließen. Außerdem dürfen Gäste höchstens zwei Stunden bleiben. Allen Änderungen und Vorschriften zum Trotz: Der Karte ist der Chef treu geblieben, und das schöne Wetter lädt auf die große Terrasse ein.

„Wir gehen hier gern hin und haben gesehen, dass jetzt wieder offen ist“

Die Lust aufs Draußensein hat auch Conny Eckartt mit Janett, Laura und Robert an den Bitterfelder Stadthafen gelockt. Die vier Gäste genießen das Wetter und kalte Getränke. „Wir gehen hier gern hin und haben gesehen, dass jetzt wieder offen ist“, sagt Conny Eckartt. Sie freut sich, dass die Restaurants wieder aufmachen und hat sich vorgenommen, Lokale vor Ort öfter zu besuchen. Solche warmen Worte freuen Inhaberin Evelyn Unger.

Übers Wochenende hatte die Belegschaft das Restaurant am Stadthafen nach den neuen Bestimmungen umgestaltet und Tische gekennzeichnet, die frei bleiben müssen. „Die Gäste waren bisher sehr verständnisvoll“, sagt sie. Viele seien froh, wieder essen gehen zu können, so dass auch wegen der Kontaktliste keine Diskussionen entstanden. Auf dieser Liste muss das Servicepersonal die Daten aller erfassen, die gemeinsam am Tisch sitzen.

Erster Test für die Hygienekonzepte: Himmelfahrt

Der erste ernsthafte Test für die Hygienekonzepte steht am Donnerstag an: Himmelfahrt. Der Feiertag treibt die Menschen für gewöhnlich in großer Zahl nach draußen. Deshalb beschränkt der Gasthof zur Becherwette in Pouch sich übermorgen auf das Geschäft an der frischen Luft. „Donnerstag machen wir nur einen Freisitz auf“, sagt Inhaberin Anke Edler. Das habe man in den vergangenen Jahren auch so gehalten. Ob der gewohnte Besucherandrang komme, sei aber unklar. „Ich weiß nicht, ob wirklich viele Leute unterwegs sind“.

Das Restaurant selbst öffnet am Dienstag. Dafür habe man einige Tische herausgeräumt, andere gesperrt. Am Montag hat Edler das Konzept nochmals vor Ort mit einer Mitarbeiterin des Ordnungsamts besprochen. Die Gastwirtin will sich gewissenhaft an die Regeln halten. „Wie machen keine Kompromisse“, sagt sie. Eher ein Kompromiss sei allerdings die aktuelle Situation - auch jetzt, wo der Gasthof wieder öffnen darf. „Wir machen unseren Hauptumsatz eigentlich durch Familienfeiern und den Partyservice“, so die Inhaberin. „Deshalb versuchen wir jetzt, das mitzunehmen, was möglich ist“. (mz)

Nur mit Mundschutz wird im Restaurant Athos bedient.
Nur mit Mundschutz wird im Restaurant Athos bedient.
Dittmar