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Arbeitsgesuch Arbeitsgesuch: Gesicht zeigen für neuen Job

Von Detmar Oppenkowski 12.03.2013, 17:50
Sven Bachmann sucht per Plakat einen neuen Job.
Sven Bachmann sucht per Plakat einen neuen Job. MZ Lizenz

Wolfen/MZ - Mehr als 40 Bewerbungen hat Sven Bachmann in den vergangenen sechs Monaten geschrieben - und bislang ebenso viele Absagen kassiert. „Mir fällt zu Hause langsam die Decke auf den Kopf“, sagt der 32-jährige Wolfener. Daher hat er sich eine außergewöhnliche Aktion einfallen lassen.

Noch bis Ende September hatte Bachmann als Anlagenfahrer bei dem Thalheimer Solarunternehmen Q-Cells SE gearbeitet. Neun Jahre lang. Doch nach der Insolvenz im vergangenen Jahr und der anschließenden Übernahme durch das südkoreanische Unternehmen Hanwha wurde der ehemalige Branchenprimus umstrukturiert, sprich: Ein Teil der damals 1 000 Beschäftigten ist in eine Transfergesellschaft gekommen. Darunter auch Bachmann. Bis Juli erhält er nun von dieser Seite noch finanzielle Unterstützung, danach steht er - zum ersten Mal in seinem Leben - auf der Straße.

"Sven sucht Job"

„Soweit will ich es aber nicht kommen lassen“, sagt Bachmann und zeigt nun - im wortwörtlichen Sinn - in Wolfen und Leipzig Gesicht. Hier ist sein Konterfei auf 3,50 Meter mal 2,50 Meter großen Plakatwänden zu sehen. Daneben ist zu lesen: „Sven sucht Job.“ Auch seine Telefonnummer steht darauf. „Um heutzutage von potenziellen Arbeitnehmern beachtet zu werden, muss man sich etwas einfallen lassen“, weiß er auch aus seinen Recherchen im Internet. Hier hatte er gesehen, dass in England gerade eine ähnliche Aktion für Furore sorgt. Ein arbeitsloser Hochschulabsolvent hatte auf einem Plakat auf seine Situation aufmerksam gemacht. „Und was der kann, kann ich schon lange“, sagte sich daraufhin Bachmann, der bereits eine Lehre als Mediengestalter absolvierte. Also hat er Anfang Februar seinen Mut zusammen genommen und über die „Firmengruppe Freund“ die Plakate mit seinem Gesicht in Auftrag gegeben. Mehr als 150 000 „Außenwerbemedien“ betreut die nach eigenen Angaben bundesweit. „Aber es ist im Osten der Republik das erste Mal, dass sich jemand mit einem Großflächenplakat bewirbt“, sagt Pressesprecherin Stefanie Probstfeld.

"Die Plakate hängen zehn Tage"

Für diese Aktion hat Sven Bachmann dann auch finanziell alles auf eine Karte gesetzt, denn 430 Euro kosten die beiden Plakate an der Ecke Thalheimer/Reudener Straße in Wolfen und der Ecke Kurt-Schumacher-Straße/Wilhelm-Liebknecht-Platz in Leipzig. „So viel Geld macht man ja nicht einfach mal so locker.“ Auch sei ungewiss, ob sich der Einsatz überhaupt bezahlt macht, denn bislang habe sich noch niemand bei ihm gemeldet. „Die Plakate hängen zehn Tage. Wenn bis dahin keiner anruft, dann verpufft die Aktion.“ Und ein zweites Mal könne er sich das nicht leisten.

Dennoch wolle er nicht verzagen. Schließlich sei er einer der ersten gewesen, der damals bei dem Thalheimer Solarunternehmen angefangen und in der Zell- und Modulproduktion alle Entwicklungen hautnah miterlebt habe. „Ob Qualitätskontrolle in der Produktion, die fachgerechte Führung der Maschinen oder die systematischen Problemlösungen - ich habe mir vieles angeeignet“, sagt er. Hinzu komme die Flexibilität. „Um wieder in Lohn und Brot zu kommen, fahre ich auch nach Halle, Dessau, Leipzig oder Berlin.“ Aber am liebsten würde er in der Region bleiben. „Ob das klappt, hängt nun nicht mehr von mir ab.“ Telefon: Kontakt zu Sven Bachmann können Arbeitgeber über die MZ aufnehmen. Telefon: 03493/9 75 09 10.