Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Wenn das Knie schmerzt und die Gelenke verschlissen sind
WOLFEN/MZ/UR. - Renate Schmidt ist eine Frau wie viele. Adrett im Aussehen, geübt im Umgang mit anderen und sicher auf den eigenen Beinen. Das war nicht immer so. Die Frau hat ein neues Kniegelenk erhalten. 2009 wurde der Eingriff im Klinikum Bitterfeld vorgenommen.
"Nach einem Unfall war das notwendig", erklärt die Patientin, die eine gewisse Anspannung vor dem Eingriff nicht verhehlen möchte, sich allerdings auch sehr gut vorbereitet darauf sah. Renate Schmidt kann ohne Hilfsmittel laufen - trotz und wegen des erheblichen Eingriffs, dem sie sich stellen musste.
"In Deutschland werden jährlich rund 130 000 künstliche Kniegelenke implantiert", erklärt Hans-Joachim Kluger, promovierter Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Gesundheitszentrum Bitterfeld / Wolfen, das zu einer Informationsveranstaltung rund um das schmerzende Knie eingeladen und damit den Nerv Hunderter Neugieriger getroffen hatte.
Von einer Volkskrankheit reden die Mediziner, stellen sie die Arthrose in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. "Die Menschen werden älter. Gut 20 Prozent der Deutschen sind älter als 60 Jahre", rechnet der Mediziner Olaf Dieball vor. Für den promovierten Orthopäden aus Bitterfeld geht das einher mit einer ganzen Reihe altersbedingter Erkrankungen. Arthrose, der über das altersübliche Maß hinausgehende Gelenkverschleiß, treffe Millionen Deutsche. Schmerzen, Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und Lebensqualität sind Begleiterscheinungen. Wenn das Knie schmerzt, wird der Arzt aufgesucht. Das ist Normalität.
Ganz verschieden ist indes die Art und Weise der Behandlung. Schmerzen lindern, Gelenkfunktionen erhalten und Entzündungen hemmen können Medikamente, physikalische Therapie, Rehabilitation und nicht zuletzt der Mensch selbst. "Mitmachen", rät Dieball und denkt dabei auch an Gewichtsreduktion. Doch kann in vielen Fällen am Ende nur noch ein operativer Eingriff helfen. Seit zehn Jahren gehört die Knieendoprothetik in Deutschland zu den Standardeingriffen. Die meisten Patienten erreichen sehr bald nach der Operation und Reha deutlich verbesserte Bewegungsabläufe, können Rad fahren, schwimmen. "Den Tagesablauf selbst gestalten", betont Hans-Joachim Kluger. Dennoch ist die Implantation eines künstlichen Gelenks ein schwer wiegender Eingriff. "Information ist sehr wichtig", berichtet Oberarzt Reiner Kleber über die Erfahrung im Bitterfelder Klinikum. 2010 wurden dort 100 Kniegelenke eingesetzt. Routiniert erfolgt die Operation.
Das ist das Signal an die Zuhörer im Saal. Schnitte, Anpassungen der künstlichen Gelenke und deren mittels Computertechnik realisierte präzise Positionierung rücken in den Mittelpunkt. Erklärt werden die Vorbereitung auf den Eingriff, der Ablauf der ersten Tage danach und die anschließende Rehabilitation. Die ist in der Regel auf drei Wochen angelegt. "Wir wollen, dass sie danach weitgehend ohne Hilfsmittel laufen können", sagt Klaus Wentzel, promovierter Chefarzt im Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg. Renate Schmidt zeigt, was das bedeuten soll. Sie läuft umher, redet, schüttelt Hände. Vom künstlichen Gelenk ist nichts zu spüren.