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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Sieben Forderungen gehen per Post ins Kanzleramt

Von CHRISTINE KRÜGER 08.03.2011, 18:08

WOLFEN/MZ. - Heute ist das etwas anders. Heute stehen Frauen mit lila Leibchen an einem Stand am Eingang des Marktes und überreichen selbst jeder Frau fröhlich gratulierend eine Tulpe. Und einen Flyer und eine Karte. Die Frauen sind Mitglieder des so genannten frauenpolitischen runden Tisches des Landkreises Anhalt-Bitterfeld. Sie gehören verschiedenen Parteien, Gewerkschaften, Vereinen und Initiativen an. Alle jedoch haben ein Ziel: Darauf aufmerksam zu machen, was Frauen wollen, was sie können - und wo sie stehen.

In Köthen und in Zerbst finden ähnliche Aktionen statt. "Wir unterstützen die Forderungen der Landesfrauenräte in Deutschland", erklärt Ines Chlebowski vom Verein Frauen helfen Frauen. Sieben Forderungen haben sie aufgemacht, jede unterschriebene Karte wird an die Bundeskanzlerin geschickt. Damit machen die Frauen unter anderem darauf aufmerksam, dass beispielsweise heute noch nicht überall gilt "gleicher Lohn für gleiche Arbeit", dass nach wie vor zu wenig Frauen bei entscheidenden Fragen in Wirtschaft und Politik das Sagen haben, dass in vielen Unternehmen das Thema "Elternzeit für Väter" noch belächelt wird. "Nach unserem Grundgesetz sind Frauen und Männer gleichgestellt, doch in der Praxis sieht es schon anders aus", fasst Justizministerin Angela Kolb (SPD) zusammen. "Frauen tun sich schwer, manchmal was zu fordern. Sie machen wahrscheinlich lieber ohne Aufsehen eine gute, kreative Arbeit."

Eine Forderung, die Frauenhaus-Koordinatorin Ines Chlebowski besonders am Herzen liegt, ist die nach einem gesetzlichen Rahmen für die Finanzierung der Frauenhäuser. "Ein Frauenhaus zu betreiben, ist immer noch eine freiwillige Aufgabe von Land, Kreis und Kommune. Wir finden, es ist an der Zeit, hieraus eine (moralische) Pflicht zu machen."

Der Trubel auf dem Wochenmarkt geht indes weiter. Hier und da bleibt jemand stehen - meist sind es ältere Leute. Wie Bernd Räder. Ihm sei die heutige Gesellschaft "viel zu hart geworden". "Die Sicherheit für Kinder und Familie ist doch heute nicht mehr da. Und für eine Frau ist es ganz schwer, wenn sie Kinder hat und nur eine Lohntüte. Das tut mir richtig leid, wie es manchen jungen Leuten heute geht", sagt der 72-Jährige. Miriam Schaper, die schnell einkaufen will, fühlt sich indes ganz wohl, sagt sie. Die junge, selbstbewusste Sportlehrerin in Bad Düben leidet nicht unter Diskriminierung, findet sie. Und ihrer Zukunft irgendwann als Mutter sieht sie gelassen entgegen: "Wir haben hier doch ein gutes System der Kinderbetreuung."