Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Rockmusik soll die Kirchentüren weiter öffnen
FRIEDERSDORF/MZ. - "Jugendliebe" in der Kirche? "Auf der Wiese haben wir gelegen", "Geh zu ihr" und andere Ostrock-Klassiker im Gotteshaus? "Ja", sagt Eva Geidel, "das haben wir ganz bewusst gemacht, denn wir wollen auch diejenigen erreichen, die nicht das klassische Konzert in die Kirche zieht." Die Vorsitzende des Förderkreises "Kirche Friedersdorf und ihre Inneneinrichtung" meint da vor allem Leute, "die um die 50 sind".
Sie ist überzeugt, mit einem Rockkonzert wird das klappen. Und der gut gehende Kartenvorverkauf scheint ihr Recht zu geben. Am 8. Oktober, wenn das Konzert "Wer die Rose ehrt..." erklingt, weiß man mehr. Ihr jedenfalls ist da nicht bange. "Warum sollten Rock und Kirche nicht zusammenpassen? Es ist Musik, die ganze Generationen geprägt hat", sagt sie, "die Musiker haben sich ja auch viel der Klassik bedient. Und überhaupt: Sollte Kirche nicht auch zeigen, dass es hier nicht nur ernst, sondern auch fröhlich zugehen kann?"
Die Mitglieder des Förderkreises haben es sich nunmal auch zur Aufgabe gemacht, nicht nur die Kirche als solche zu erhalten und herzurichten, sondern sie auch mit Leben zu erfüllen. Dazu, sagt Eva Geidel, müsse sich die Kirche nach außen öffnen, damit Menschen herein kommen. Und dafür tut der Förderkreis einiges. Mindestens fünf Konzerte stehen im Jahr auf dem Programm. Hinzu kommen Lesungen, Diskussionen. Und auch als eine Station der Radtour "Mitteldeutsche Kirchenstraße" ist sie bekannt.
Und überhaupt - die Kirche, die 1898 erbaut wurde, ist ein wahres Kleinod geworden unter den Händen vieler freiwilliger Friedersdorfer und Sponsoren. 2006 nahm der Förderkreis die Geschicke in die Hand, das stolze Gebäude aus der Gründerzeit sollte nicht verfallen. Das erste Projekt ging gleich in die Vollen. "Wir haben erstmal den Dachboden entrümpelt, danach wurden erstmal andere Schäden am Dach sichtbar. Wir haben uns Schritt für Schritt nach unten gekämpft", berichtet Eva Geidel. Inzwischen sind Dach und Dachboden in Ordnung, die alten Öfen einer modernen Heizung gewichen, die alten Fußbodenplatten neu verlegt, die Wände geputzt und gemalert, die Fenster saniert.
Der Frauenkreis hat sich für den wunderschönen Taufengel ins Zeug gelegt. Und auch die Orgel hat ihre ursprüngliche Schönheit und ihren vollen Klang zurück. Allein das hat 70 000 Euro gekostet. "Würden hier nicht alle mit anpacken, wäre das alles nicht gelungen", so die Förderkreis-Chefin mit Blick auch auf die Geldgeber wie die Kreissparkasse, Sponsoren, Kreiskirchengemeinde und andere.
Jetzt soll eine neue Wetterfahne das Dach zieren. Für dieses Projekt braucht es rund 10 000 Euro. Das teuerste dabei, meint Eva Geidel, wird die Installation des guten Stücks auf der Kirchturmspitze. Ein Teil des Geldes übrigens kommt durch die Konzerte rein. "Tja, jetzt, wo unsere Kraftwerksschornsteine weg sind, haben wir nichts mehr, was höher ist als die Kirche", meint sie mit einem Lächeln, das offenbar sagen will: "Und deshalb muss die besonders schön aussehen."
Das Konzert mit der Dessauer Gruppe "Capriccio", die unlängst mit dem "Stars & Legends Award 2011" ausgezeichnet wurde, beginnt am 8. Oktober um 19 Uhr in der Kirche Friedersdorf.