Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Mutter im Bauwagen
Spören/MZ. - Alles Bio oder was? Annet Grothe fällt die Antwort darauf nicht schwer. "Na klar. Wir haben sogar eine Biokomposttoilette", lacht sie. Mit der Natur zu leben und in ihrer Mitte den Tag zu verbringen, den Traum träumt die 31-Jährige seit ihrer Kindheit. Die verbrachte sie meist in Spören bei ihren Großeltern. Dorthin zieht es die in Schrenz lebende junge Frau nun wieder. Im wahrsten Sinne des Wortes - mit ihrem Bauwagen parkte sie ein auf einer Wiese unter Obstbäumen am Rande von Spören. Annet Grothe will bleiben. Die Wochentage hier verbringen. Nicht allein, sondern in der Gesellschaft von Kinderlachen, Hähnekrähen, Bienensummen. Eben Natur pur. Das schwebt der gelernten Handelsfachwirtin vor. Die hat jedoch umgeschult zur Tagesmutter. Kein leichter Weg. Aber Annet Grothe bringt nichts von ihrem Ziel ab: eine Waldkindergruppe ins Leben zu rufen. Naturpiraten, Wiesenprinzessin, Dschungelforscher und Waldelfen - sie alle sollen einen festen Platz in Spören haben. Mit ihrer Idee steht sie bis jetzt allein im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Die, so hofft sie, kommt an bei Eltern und vor allem bei den Kindern.
Tagesmutter zu werden, darüber hat sie lange nachgedacht. Und sich doch entschieden, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Eine dreimonatige Ausbildung, die Prüfung durch das Jugendamt, Baugenehmigung, Gesundheitsamt, Brandschutz . . . Es gab viel zu tun und gibt es noch, bis das Land der kleinen Füße betreten werden kann. Aber Annet Grothe hat einen langen Atem. Im vergangenen Jahr kam sie gemeinsam mit der Hallenser Grafikdesignerin Susanne Grosch auf die Idee, dem Bauwagen Farbe zu verpassen. Und das ging natürlich nicht ohne Kinderhände. Jetzt grüßt der bunte Wagen schon von weitem Autofahrer zwischen Zörbig und Quetzdölsdorf.
"Am 15. März will ich loslegen." Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren sollen dann in Spören Landluft schnuppern, Natur fühlen. Die Kinderanzahl wird die Finger einer Hand nicht übersteigen. Familiär eben. Individuell eben. Der Bauwagen diene nur zum Schutz bei schlechtem Wetter. Ansonsten spielt sich alles im Garten ab. Gemüse und Obstanbau, pflegen und ernten natürlich. Was das wohl kostet? Annet Grothe will versuchen, dass die Beiträge die Höhe, wie sie in Kindergärten bezahlt werden, nicht übersteigen. Dabei hofft die junge Frau auf Unterstützung von Firmen der Region. Denn jedes Kind soll eine Chance bekommen, in der Natur aufzuwachsen, findet Annet Grothe.
Der Weg wird schwer, das weiß sie. Auf Zuschüsse von der Stadt hat sie wenig Hoffnung. Unterstützung vom Landkreis gibt es nur für Tagesmütter, die sich um Kinder im Alter von 0 bis drei Jahren kümmern, informiert Jutta Mädchen, Fachbereichsleiterin in der Stadt Zörbig. Was die Drei- bis Sechsjährigen betreffe, seien für jene ausreichend Kindergartenplätze im Zörbiger Bereich vorhanden, erläutert sie. Deshalb sei eine finanzielle Unterstützung bisher nicht in Betracht gekommen.
Annet Grothe hat eine Idee und Tatendrang. Sobald die Kinder in den Bauwagen einziehen, komme auch ein Gesundheitsmanager zum Einsatz. Dann werde der Kochlöffel geschwungen. Und es versteht sich wohl von selbst: Alles Bio oder was?
Mehr Informationen über das Spörener Projekt gibt es unter Telefon: 034956 / 38 90 79 oder 0163 / 4 91 12 13