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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Muldeperle rollt ins Ungewisse

Von DETMAR OPPENKOWSKI 29.03.2010, 16:31

SCHLAITZ/FRIEDERSDORF/MZ. - Zwei Schwerlastkräne heben am Montagmittag in Friedersdorf das Fahrgastschiff "Muldeperle" auf einen Schwerlasttransporter. Mit der für Montagnacht geplanten Verlegung des Schiffes nach Bitterfeld steht nun fest: Das Kapitel touristische Schifffahrt auf dem Muldestausee gehört der Vergangenheit an. Dies bestätigten am Montag unabhängig voneinander sowohl Wolfdietrich Vetter von der Vetter Touristik GmbH als auch Walter Berger vom Heide-Camp Schlaitz - die bisherigen Partner der Betreibergesellschaft.

"Wir haben lange abgewogen", sagt Berger, "und haben uns schließlich dazu entschlossen, die Schifffahrt hier einzustellen." Dazu hätten vor allem wirtschaftliche Erwägungen geführt. "Die Schadensregulierungssumme reicht nicht, um die Wiederherstellung der Muldeperle zu finanzieren", sagt er. Ende November vergangenen Jahres war die Muldeperle in der Nähe des Heide-Camps teilweise gesunken. Erst eine Woche später - im zweiten Versuch - konnte das Schiff durch ein Tauchunternehmen geborgen und von Schlaitz nach Friedersdorf verlegt werden. Hier, an Land, wurde das ganze Ausmaß des Schadens sichtbar. "Die Elektrik, die Innenausstattung und der Motor - einfach alles müsste komplett erneuert werden", so Berger, "doch Aufwand und Nutzen stehen dabei in keinem Verhältnis. Hinzu kommen ungünstige Rahmenbedingungen". Er bedauere dies alles sehr, denn mit der Muldeperle verliere man auch eine Attraktion. "Zudem haben wir acht Jahre um das Schiff gekämpft und viel Arbeit investiert", sagt Berger, "doch wenn man weiß, dass ein Kampf sinnlos ist, dann muss man aufhören."

Dies gestaltet sich aus Sicht der Vetter Touristik GmbH anders. Zwar würde der Fahrgastbetrieb auf dem Muldestausee eingestellt, aber für die Zukunft der Muldeperle hielt sich Wolfdietrich Vetter zwei Möglichkeiten offen. "Wir haben das Schiff übernommen", sagt er, "und nun steht die Entscheidung aus, ob wir es behalten und selber betreiben oder verkaufen." Gegenüber der MZ formulierte er aber das Ziel, dass die Zukunft des Schiffes im Landkreis Anhalt-Bitterfeld liegen sollte. So sei etwa die Goitzsche ein möglicher Standort, um ein zusätzliches Angebot zu schaffen. Aber dies hänge maßgeblich von einem - noch zu erstellenden - Betreiberkonzept ab, welches auch vor dem Hintergrund der regionalen Entwicklung, der Weiterentwicklung an der Goitzsche und dem Ausbau der Freizeitangebote betrachtet werden müsse. Sollten also die unterschiedlichen Faktoren dafür sprechen, könnte die Muldeperle wieder instand gesetzt werden und eventuell in der Saison 2011 auf der Goitzsche fahren. Dafür müsste aber nach Schätzungen von Wolfdietrich Vetter eine fünfstellig Summe investiert werden.

Zuvor müssen aber die Arbeiter der Firma Maxikraft das 55 Tonnen schwere Schiff erst einmal mit dem Schwerlasttransporter von Friedersdorf nach Bitterfeld fahren und am Dienstag hier mit den beiden Schwerlastkränen wieder abladen. "Das Besondere an unserer Arbeit ist: Man macht alles nur einmalig, so wie hier die Verladung und den Transport der Muldeperle", sagt Ralf Heilemann von dem Unternehmen. Dies bleibt abzuwarten. Vielleicht müssen Heilemann und seine Männer doch irgendwann ein zweites Mal ran, um die Muldeperle an die Goitzsche zu bringen?