Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Königsscheibe bleibt unberührt
RAGUHN/MZ. - Lag es allein an der Ferienzeit? In der Raguhner Schützengilde Libehna tut man sich schwer mit der Erklärung eines so nicht erwarteten Phänomens. An der Mulde gibt es keine neue Schützenkönigin. Die Vorjahressiegerin Petra Bergholz wird ihr Amt weiter ausüben, ohne einen einzigen Schuss auf die Königsscheibe abgegeben zu haben.
"Wir haben ein klares Reglement. Alles ist in der Satzung niedergeschrieben", erzählt Vorstandsmitglied Roland Kleetz. Demnach werde der Wettbewerb um die Königsehre nur dann ausgetragen, wenn wenigstens vier Schützen anwesend wären. Das waren sie nicht bei den Frauen und auch nicht bei der Jugend. "Schade", betonen die Hausherren, die sich wahrlich zwischen Baum und Borke fühlen. Denn sie sind zurück in der Erfolgsspur und haben nach verregneten Schützenfesten der letzten Jahre mit eher kleinen Umzügen und eher bescheidener Feierlaune dieses Mal richtig punkten können.
"Es macht Spaß, dass alles hier zu sehen", freut sich Schützenbruder Kleetz, der trotz aller Tristesse an der Königsscheibe nicht gänzlich ohne Majestät auskommen muss. Zumindest die Männer haben die Ehre der Schützen hoch gehalten und ihren Besten ermittelt. 41 Akteure legten an und feuerten mit dem KK-Gewehr auf die Königsscheibe. Sieger und damit neuer Mann im Königsrang wurde Holger Klamt. Er verwies Gerd Mieske und seinen Vater Bringfried Klamt auf die Plätze. Auch das Volk hat wieder einen König. Nachfolger des Muldensteiners Mario Knabe wurde der Jeßnitzer Roland Dubb. Der eigentliche Badmintonspieler verwies Anika Sommerlatte und eben Mario Knabe auf die Plätze. Die Volksschützen hatten anders als die Raguhner Vereinsmitglieder eine Extra-Hürde zu nehmen. Auf die Königsscheibe durften nur die zehn Besten des Qualifikationswettbewerbs mit dem KK-Gewehr schießen.
Die Spreu vom Weizen trennen wollen die Hausherren damit. Und am Ende einen wirklich talentierten Schützen auf dem Königsthron wissen. Wer König an der Mulde ist, muss doppelt Leistung zeigen. Als Vereinsmajestät hat er Treffsicherheit gezeigt, er hat allerdings auch als Gastgeber zu überzeugen.
"Das Königsfrühstück ist Pflicht", sagt Roland Kleetz und zieht den Hut vor den besten Schützen des Vorjahres. Petra Bergholz und Wolfgang Voigtsberger hätten sich als Gastgeber wahrlich nicht lumpen lassen. "Es war einfach bestens", lobt der Schütze und ist nicht weniger angetan vom traditionellen Zug durch die Muldestadt, der Auftakt des Schützenfestes und zugleich einer dessen Höhepunkte ist. Majestäten in der Kutsche, Naturfanfarenzug aus Wolfen und Reiter aus Möst im Gefolge. Dazu Schützen aus neun Vereinen, Hand- und Fußballer aus Raguhn: so groß war der Umzug lange nicht mehr ausgefallen. Zufrieden sind die Hausherren.
Sie wissen aber auch von der jetzt sehr hoch liegenden Messlatte. Nächstes Jahr feiert die Schützengilde 165. Geburtstag. Da soll in Sachen Besucherzahl an das Wochenende angeknüpft werden. Wenn es dann auch noch einen neuen Jugend-Schützenkönig und eine Königin geben würde, wäre die Welt ganz in Ordnung. "Hoffen wir." Roland Kleetz und seine Mitstreiter sind jedenfalls zuversichtlich.