Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Japanische Comics bei Manga Convention im Mittelpunkt
wolfen/MZ. - Mit "Konnichiwa" begrüßt Kei Shirasaka die Besucher an ihrem Buchstand im Wolfener Kulturhaus. Das ist japanisch und bedeutet so viel wie Guten Tag. Die 52-Jährige stammt selbst aus dem Land der aufgehenden Sonne. Zwar ist sie nicht aus ihrem Geburtsort Tokio, sondern aus ihrer Wahlheimat München zur zweiten Bitterfelder Manga Convention (Bimaco) angereist, dennoch hat sie viele fernöstliche Publikationen mitgebracht.
Obwohl viele unterschiedliche Lehr-, Wörter- und Grammatikbücher aufgeschlagen vor ihr liegen, gilt das Interesse der Besucher fast ausschließlich den hier aneinandergereihten "Manga". Dabei handelt es sich um gezeichnete Bildergeschichten, also um Comics. "In meinem Land haben diese Zeichnungen eine sehr lange Tradition", sagt sie und verweist auf ihre Kollegin, die sich nur Duca nennt.
Geschickt und schnell führt die 27-jährige Japanerin ihren schwarzen Stift über das weiße Papier. Strich für Strich nimmt so eine Figur ihre Gestalt an, die idealtypisch für diese Art der fernöstlichen Zeichnungen ist - ein großer Mädchenkopf mit stark vergrößerten Kulleraugen. "Die Augen vermitteln die Gefühle der Figur. Daher werden sie hervorgehoben. Der Mund wird vergleichsweise klein gezeichnet, kann aber bei Emotionen auch übertrieben groß dargestellt werden."
In diesem Stil zeichnen auch Anika Else (16) und Lisa-Marie Hörhold (15) ihre Figuren. Beide stammen aus Pouch, beide sind seit Jahren "Mangaka". So bezeichnet man die Schöpfer der Manga. Natürlich habe man sich viel aus Japan abgeschaut. Das beginnt bereits bei den Künstlernamen. Während Anika sich "an-kari-chan" nennt, ist Lisa-Marie in dieser "anderen Welt" nur noch "sali-chan".
"Uns haben die japanischen Trickfilme - sie werden Anime genannt - schon sehr frühzeitig geprägt", sagt Anika auf die Frage, was sie mit dieser Kultur verbindet. Und Lisa-Marie antwortet: "Das Zeichnen der Figuren ist für mich eine Abwechslung zum Alltag und auch eine Möglichkeit, sich künstlerisch auszudrücken." Etwa durch "Con-Hon". Das ist die moderne Form des Poesiealbums. Allerdings werden hierbei keine Wahlsprüche in Reimform niedergeschrieben, sondern selbst entworfene Figuren in die Bücher gezeichnet. Diese Bandbreite ist auch für Laura Köpke (23) immer wieder faszinierend. "Mittlerweile haben sich im Bereich der japanischen Comics viele Untergruppen für nahezu jede Zielgruppe herausgebildet", sagt die freischaffende Manga-Zeichnerin, die sich den Künstlernamen "yukosan" zugelegt hat. Drei Comics hat sie bereits veröffentlicht.
Doch bevor die Geschichten in Buchform im Handel erhältlich sind, wird viel Zeit investiert. "Figuren müssen entworfen, Dialoge geschrieben und Szenen gestaltet werden." Dann geht es mit Bleistift, Pinsel oder Kalligraphiefeder an die Arbeit.
Skizzen, Entwürfe, Nachbearbeitung am Computer - viele Monate vergehen bis die Bildergeschichten fertig sind. Auch beim Aufschlagen der Bücher machen sich dann die japanischen Einflüsse bemerkbar, denn man liest sie von hinten nach vorne. Auch das ist eine Besonderheit. Wie so vieles auf diesem Kongress, denn selbst die Besucher haben sich ihre fernöstlichen Kostüme selbst geschneidert und nennen sich "Cosplayer". "Man will so die Charaktere und das Verhalten seiner Lieblingsfiguren möglichst originalgetreu darstellen", sagt die Organisatorin Nathalie Rauchbach. Und so sind die Übergänge zwischen Realität und Fantasie hier fließend. So wie bei den mit martialischen Samurairüstungen bekleideten Männern des Naumburger Vereins "Kamakura".
In einem Schaukampf wetzen sie gekonnt die Klingen ihrer japanischen Schwerter aneinander. "Wir verkörpern damit einen Teil der Kultur und Geschichte dieses Landes", sagt Hobby-Samurai Peter Hösel. "Ich war bereits sechs Mal in Japan zu Gast und bin immer wieder von dem entgegengebrachten Respekt der Menschen gegenüber anderen beeindruckt", sagt er und verabschiedet sich zum Abschluss auf japanisch mit "Sayounara".