Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Japaner schwören auf Glückszahl 8
Bitterfeld/MZ. - Die Acht ist in Japan eine Glückszahl. Und offensichtlich gilt die auch für japanische Außenstellen in Deutschland: Das Unternehmen Hi-Bis - ein Gemeinschaftsunternehmen der Chemiekonzerne Honshu, Mitsui & Co. und Bayer Material Science - baut jetzt eine zweite Produktionsanlage in Bitterfeld. Die erste ging vor genau acht Jahren in Betrieb. Und daraus wurde eine Erfolgsgeschichte. Denn das Produkt ist ein absoluter Renner.
Es ist wichtigster Ausgangsstoff für den Hochleistungs-Kunststoff Apec, ein absolut hitzebeständiges Material. So wird es unter anderem in der Automobilbeleuchtung, der Lichttechnik, der Elektroindustrie und in Haushaltsgeräten eingesetzt. Die Nachfrage nach dem glasklaren Material, das vor allem für optisch anspruchsvolle Artikel genutzt wird, liegt weit über der Nachfrage für den gesamten Kunststoffmarkt. Und das wird mittelfristig pro Jahr bei fünf Prozent erwartet, erklärte Ralf Echterhoff, Leiter Produktion und Technologie im Geschäftsbereich Polycarbonate von Bayer Material Science. Daher investiert Hi-Bis 50 Millionen Euro für eine zweite Anlage zur Herstellung der so genannten Spezial-Bisphenole. Gestern wurde der Grundstein gelegt, Produktionsstart soll Mitte 2014 sein. Damit wird sich auch die Kapazität von Hi-Bis am Standort Bitterfeld verdoppeln. Einen Glücksfall für Bayer Material Science nennt es Echterhoff. "Denn als Kunde von Hi-Bis profitieren wir von der zuverlässigen Belieferung und den kurzen Lieferwegen nach Antwerpen (Belgien), wo wir das Produkt aus Bitterfeld zum begehrten Apec verarbeiten", so der Manager.
Hi-Bis ist das erste Unternehmen in Sachsen-Anhalt, das mit japanischen Investitionen gegründet wurde. Darauf wies der japanische Botschafter Takeshi Nakane hin. "Die Erweiterung der Anlage kann verwirklicht werden, weil hier wichtige Faktoren zusammentreffen: die herausragenden Technologien von Hi-Bis, die exzellenten Standortbedingungen in Sachsen-Anhalt und Bitterfeld und nicht zuletzt die Unterstützung durch Stadt und Land." Das Land Sachsen-Anhalt, so Ministerpräsident Rainer Haseloff (CDU), unterstützt das Projekt mit Fördermitteln. Er übergab gestern einen Förderbescheid.
Eher im Hintergrund bei all den Reden steht Andreas Poprawa. Der Elektromeister ist Prozessleitelektroniker bei Hi-Bis. "Das ist ein sicheres Unternehmen", schätzt er ein. "Und jetzt nochmal diese erhebliche Erweiterung - das ist ein gutes Zeichen. Ich arbeite gern hier." Von Anfang an betreut er die Messtechnik, koordiniert im Werk die Wartungs- und Installationsarbeiten. Zuvor hat er bei Bayer gearbeitet - im Lackharzbetrieb und im Ionenaustauscherbetrieb. "Dann ergab sich das hier und das war eine neue Herausforderung. Außerdem konnte ich hier meinen Meister machen", erzählt der Raguhner. Natürlich ist der Umgang miteinander ein bisschen anders als in einem anderen Unternehmen. Meetings finden in englisch statt. Poprawa lacht. "Klar, wir müssen ja eine Betriebssprache finden. Außerdem: Die Japaner sind absolute Perfektionisten in Sachen Pünktlichkeit."
Auch der Spatenstich fällt bei einem japanischen Unternehmen nicht aus wie bei einem hiesigen. Er wurde von einem japanischen Ritual begleitet, mit dem der Boden befriedet wird. Eigens dafür ist ein Shinto Meister nach Bitterfeld entsandt worden.