Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: In Badelatschen zur Wellness-Oase
WOLFEN/MZ. - Am Jugendclub in der Nähe des Festgeländes am Kletterfelsen antworteten die meisten trotzdem mit einem "Ja". Und so versammelten sich immer mehr Bitterfelder und Wolfener in bunten Badelatschen und Bademänteln.
Sie alle wollten ein Spektakel live miterleben und mit ihrem Auftritt mit dazu beitragen, dass die Wolfener eine Stadtwette gegen den MDR gewinnt. 50 Jahre nach dem ersten Spatenstich in Wolfen-Nord machte dort der MDR Station auf seiner Sommertour. Dazu gehörte die Wette, dass es die Wolfener nicht schaffen, die größte Wellness-Oase Deutschlands mit 150 Einwohnern in Badekleidung zu präsentieren. Angesichts der vielen Strandbekleidungen sah Regisseur Jens Kroemer jedoch recht bald schwarz für sein Team. "Es hat aber trotzdem unheimlich viel Spaß gemacht, die Stadt bei der Vorbereitung zu begleiten", verriet Kroemer.
Insgesamt 172 Gäste hatten sich in der neben der Bühne errichteten Wellness-Oase mit Sandstrand und Palmen eingefunden. Sonnenliegen und Massagebänke, zehn Masseure und zehn Kosmetikerinnen - die sogleich mit Wohlfühl-Massagen und Freiluft-Gurkenmasken starteten - und ein Moorbad erfüllten weitere Wettbedingungen. Und so verkündete gegen 19.20 Uhr Moderator Andreas Mann: "Bitterfeld-Wolfen - ihr habt's drauf!"
Bezweifelt hatte den Erfolg schon im Vorfeld kaum jemand. Doch um sicherzustellen, dass genügend Bademäntel getragen werden, erschien auch Oberbürgermeisterin Petra Wust in einem solchen. "Den Spaß lasse ich mir nicht entgehen", meinte Hajo Backes aus Wolfen, der ein großes grünes Gummikrokodil dabei hatte, um so seinen Teil zum Gewinn der Stadtwette beizutragen.
So kam schon vor der Bühnenshow eine prächtige Stimmung auf. Petra Zieger und ihre Band heizten den zu Tausenden erschienen Besuchern ein. Der Hauptakt, die Münchener Freiheit, sorgte schon im Voraus für so manchen begeisterten Jubelschrei weiblicher Fans.
Die Veranstaltung, die bis nach Mitternacht andauerte, hatte bereits tagsüber einige Höhepunkte zu bieten. Dabei fand das einer Hüpfburg ähnelnde Fußballfeld und das darauf ausgetragene kleine Turnier reges Interesse. Der Berliner Künstler Kurt Buchwald beteiligte sich mit einer symbolträchtigen Ausstellung. Auf dreieckigen Leinwänden hatten sich Kinder, Jugendlichen und Erwachsene aus Wolfen-Nord selbst porträtiert. Vier dieser Leinwände wurden dann zu einem Zelt zusammengestellt. "Das Zelt symbolisiert ja Unterkunft und Bleibe", so der gebürtige Wittenberger, der sich schon seit einigen Jahren mit Projekten in Bitterfeld-Wolfen, in Berlin-Marzahn und -Hellersdorf engagiert, Mit den Zelt-Aufstellern, die an verschiedenen Stellen platziert werden können, will Buchwald zeigen, dass freie Flächen in Besitz genommen werden müssen.
Diese freien Flächen machen den Reiz des Stadtteils für viele aus. "Seit dem Rückbau wird es hier immer grüner", so Birgit Wessel vom Verein Biworegio, der gemeinsam mit der Erneuerungsgesellschaft Wolfen-Nord mit dem Motto "50 Jahre alt und trotzdem herrlich jung!" vertreten war. Der demographische Wandel sei auch an Wolfen-Nord nicht vorbeigegangen, "aber hier gehören Kinder immer noch zum Stadtbild", hob sie hervor. "Wir haben versucht, die Geschichte des Stadtteils mit ,Blitzlichtern' zu dokumentieren", erklärte Birgit Wessel. Es seien Momentaufnahmen im Zehn-Jahres-Rhythmus.
Eva-Maria Wandiger hat fast alle diese Momente in Wolfen-Nord miterlebt. Seit knapp 44 Jahren wohnt sie hier. Seinerzeit ist sie in ein neues Wohngebiet gezogen. Vieles habe sich seitdem verändert, aber trotzdem fühle sie sich nach wie vor wohl in Wolfen-Nord, sagte sie. "In den letzten Jahren ist hier einiges passiert, es ist richtig schön geworden." Ausreichend Einkaufsmöglichkeiten und immer mehr Grünflächen gehören für sie zur Lebensqualität.
Das einzige Problem, das Eva-Maria Wandiger in Wolfen-Nord sieht, ist das steigende Durchschnittsalter der Einwohner. Damit die Jugend da bleibe, brauche man ganz einfach ausreichend Arbeitsplätze, meinte sie.