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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Immer auf Empfang und auf der gleichen Wellenlänge

Von SYlvia Czajka 24.11.2011, 18:17

WOLFEN/MZ. - Nicht nur zwischenmenschlich. Sie liegen auch hobbymäßig auf der gleichen Wellenlänge. 29 Mannsbilder und eine Frau nehmen jeden Freitag Kontakt auf. Mit Unbekannten, Tüftlern, Neugierigen aus der ganzen Welt. Steffen Adamietz aus Marke ist seit 1999 dabei. Nach der Wende fing er als CB-Funker an. Mittlerweile gehört er zu den Profis unter den Bastlern. Baut Funkgeräte selbst. Das ist das, was ihn reize.

Die Voraussetzungen für Funker sind in Wolfen perfekt. Der 120 Meter große Industrieschornstein dient als Antennenträger.

Seit nunmehr 21 Jahren betreibt der Radio Club Wolfen einen Sende- und Empfangsumsetzer (Relais) im UHF Amateurfunkband, informiert Fachmann Falko Zeisler, der zugleich den Vorsitz des Clubs innehat. Die erste Bewährungsprobe habe das Relais bereits zum Jahrhunderthochwasser 2002 für die Einsatzzentrale des DRK Bernburg zu den Rettungskräften und Hilfsorganisationen als Not- und Katastrophenfunknetz bestanden, sagt Zeisler. Des weiteren konnte das navigationsorientierte Empfangs- und Meldesystem für mobile Amateurfunkstationen neu eingeführt werden, berichtet Zeisler nicht ohne Stolz. Mittlerweile besteht der Radioclub sei 21 Jahren. Das Team ist eingeschworen. Jeder hat sein Spezialgebiet. Auch Andreas Jahn aus Wolfen. Der befindet sich, wenn es seine Zeit zulässt, gern auf Fuchsjagd. Jedoch wird kein Schuss abgegeben, kein Reineke muss sein Leben lassen. Kein Jäger bläst ins Horn. Doch die Jagd ist allgegenwärtig. Der Wald meist Ort des Geschehens. Ein Peilsender wird im Gelände versteckt, den gilt es zu finden, erklärt Jahn die Regeln. Der Sender ist der Fuchs. Mit Karte und Kompass streifen Jahn und seine Kontrahenten durchs Areal. "Hier ist jeder ein Einzelkämpfer. Jeder will gewinnen." Worauf es ankomme? Auf die Schnelligkeit. Fünf Sender gilt es aufzuspüren. Dann stehe der Sieger fest. Man sei immer an der frischen Luft - stehe unter Spannung und habe zudem noch viel Spaß, plaudert Jahn über sein Hobby, das ihn immer wieder aufs Neue herausfordert.

Als Herausforderung sieht es auch Cornelia Birkner - die Frau in der Männerdomäne. Die Möhlauerin gehörte schon während ihrer Schulzeit zu den Amateurfunkern. Mit dem Klischee, dass Frauen nichts von Technik verstehen, räumt sie auf. Was sie fasziniert, ist der weltweite Kontakt zu den Menschen, die auf der gleichen Wellenlänge liegen. Man könne mit wenigen Worten viel ausdrücken, berichtet sie. Zwei Jahre gehört sie zum Radioclub-Team. Es habe eben gefunkt. Derzeit absolviert sie die Amateurfunkprüfungen. Zwei habe sie bereits bestanden. Eine steht ihr noch bevor. Dann kann ihr Mann eine Antenne in den Garten setzen - daran erkenne man die wahren Funker.

Günter Mader aus Osternienburg gehört zu den Sammlern unter den Funkern. Seine Welt passt in einen Schuhkarton. Den Funkkontakt mit Menschen aller Herren Länder bestätigen ihm so genannte QSL-Karten. Die wahren Raritäten kommen von weitabgelegenen Inseln, die Mader wohl nie betreten wird.

So hat jeder sein Spezialgebiet im Wolfener Radio Club. Immer freitags 18 Uhr treffen sie sich am Fuße des Schlotes der Stadtwerke - führen Gespräche mit Menschen in der ganzen Welt und bleiben doch auf Wolfener Boden.