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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Feste Formen zerfließen im Licht

Von ULF ROSTALSKY 05.03.2012, 17:11

OBITTERFELD/MZ. - Seine Bilder drängen sich nicht auf. Aber sie haben die Kraft, Menschen zu binden.

Vom 21. März bis 6. Mai wird Stephan Sievers 45 großformatige Arbeiten in die Bitterfelder Galerie am Ratswall bringen. Dort ist er zum ersten Mal präsent. Angenähert habe er sich der Region, sagt der Niedersachse mit einem Augenzwinkern. Duisburg, Heidelberg, Magdeburg, dazwischen Istanbul: es sind die Orte seiner großen Ausstellungen. Bitterfeld ist neu. Obwohl: Die Formulierung lässt wie die Sierversschen Bilder Raum zum Denken.

Im Bitterfelder Klinikum hängen ein paar seiner Blütenträume. Sie sind von intensiver Farbe geprägt - Kunst, allerdings nicht künstlich. Der Mann aus Hannover hat die Anziehungskraft von Blüten ins Visier genommen. Farben geben Kraft, sollen Gemüter aufhellen. Es ist eine kleine Sammlung seiner Bilder. Zur großen Ausstellung werden aber erst die Flüssigen Orte.

Stephan Sievers bemüht die großen Griechen. Heraklits "panta rhei" bedeutet ihm viel. Alles fließt. Also sind seine Bilder am Ende nur verfälschte Wirklichkeit? Bearbeitete Momentaufnahmen von Landschaften und Gebäuden? "Nein. Alles ist das pure Abbild der Realität." Sievers setzt auf den Aha-Moment. Türme, Lagerhallen, Boote rücken ins Blickfeld. Freilich sind sie alles anderes als gewöhnlich. Sie fließen dahin. "Sie nicht." Der Künstler hat tatsächlich keine Gebäude oder Landschaften fotografiert. Aber er hat den Moment festgehalten.

Er hat seinAuge auf die Wasseroberfläche gerichtet. Deren Unruhe lässt feste Formen aufbrechen. Vieles ist dennoch auf den ersten Blick erkennbar. Anderes zu ergründen, braucht Zeit.

Die wünscht Stephan Sievers den Besuchern seiner Bitterfelder Premierenausstellung. Vom Verstehen der Kompositionen spricht er und von der Surrealisierung eines Gegenstandes. Erstaunlich ist, dass der Niedersachse dabei ohne große Hilfe auszukommen vermag.

Er nutzt eine ganz normale Kamera, ein wenig Software für die Fotobearbeitung. "Aufhellen, Schärfen, an der Sättigung arbeiten." Alles andere macht das Leben. Die immer in Bewegung befindliche Wasseroberfläche zaubert stetig neue Formen. Licht sorgt für leuchtende Farben. Typisch venezianische Kanalszenen tauchen auf. Norwegen wird zur Spielwiese des Künstlers. Alles fließt, das Auge wird verzaubert.

Zaubert die Natur? Oder zaubert Stephan Sievers? Beide spielen mit im großen Spiel. Natur liefert Farbe und Formen. Der Künstler hält sie fest und stellt die surreale Welt auf den Kopf. So, dass der Betrachter wieder Halt findet, genießen, nachdenken und entdecken kann. "Aber ich möchte wirklich nicht alle Geheimnisse meiner Arbeit preisgeben." Wieder geht es ums Aha-Erlebnis. Um seine Bilder, um Flüssige Orte.

Die Vernissage zur Ausstellung findet am 20. März ab 18 Uhr in der Galerie Am Ratswall in Bitterfeld statt.