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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Ein Handwerk mit Tradition

Von CHRISTINE KRÜGER 03.11.2011, 16:09

SCHLAITZ/MZ. - In der Woche ist nichts mit Ausschlafen. Zehn vor drei ist die Nacht zu Ende. Eine halbe Stunde später ist René Rachner dann auch schon im Auto und unterwegs nach Schlaitz. Dort wartet die Arbeit auf den 29-Jährigen. Er ist Fleischermeister und seit kurzem auch der Chef der Metzgerei der Firma "Agrarprodukte aus Schlaitz". Zwölf Leute - unter ihnen zwei Azubis - sind hier beschäftigt. Rachner ist seit seiner Lehre hier und kennt das alles von der Pike auf.

Er stapft in seinen weißen Gummistiefeln und in traditioneller Fleischer-Montur über den blitzsauberen Fußboden der Produktionshallen. Sauberkeit und Hygiene, das ist klar, sind das A und O. In dem flachen Gebäude, das so unscheinbar und abseits vom Wegesrand steht, wird alles hergestellt, was in den Geschäften gefragt ist: Von der Wurst übers Gehackte bis hin zum Bratenfleisch - ob gekocht, gebrüht, geräuchert oder roh.

Die Metzgerei ist ein wichtiges Glied in der hiesigen Produktionskette. Fleisch und Wurst werden in den 13 unternehmenseigenen Läden in der Region verkauft.

Außerdem beliefert die Metzgerei die Landgaststätte Schlaitz, die ebenfalls zur Agrarprodukte Schlaitz GmbH gehört - und übrigens für ihr super Essen bekannt ist.

Das Geschäft läuft gut, weiß Rachner. Nicht zuletzt deshalb, weil die Schlaitzer eine Marktlücke entdeckt haben: Sie sind spezialisiert auf das Hausschlachte-Sortiment. Und das mit ganz eigenen Rezepten. 15 Schweine am Tag sowie drei Rinder in der Woche werden in der Metzgerei zerlegt, verarbeitet, portioniert, kommissioniert und an die Geschäfte ausgeliefert. Trödeln gibt's hier nicht, da muss jeder Handgriff sitzen. Das erste, was in aller Frühe produziert wird, ist das Gehackte. "Das kommt jeden Tag total frisch in die Läden", sagt der Fleischermeister. "Wenn das raus ist, geht das Alltagsgeschäft los."

Und das ist etwas, wozu gestandene Männer schon einige Kraft brauchen. Dennoch, sagt René Rachner, sei das der Beruf, den er schon immer machen wollte. Er kenne das vom Hausschlachten her. Und die Oma war Fleischverkäuferin im Konsum gewesen, blickt er zurück und sagt: "Das ist ein schöner Handwerksberuf, man sieht, was man herstellt. Und das macht mich zufrieden."

Außerdem, meint er, gehe es ihm auch um den alten, traditionellen Handwerksberuf an sich. "Es ist heute schwierig, junge Leute für den Beruf Fleischer zu begeistern. Aber er ist ja wichtig und muss im Bestand bleiben." Deshalb hat er sich auch noch weiter qualifiziert zum Meister - mit großer Unterstützung durch das Unternehmen. Und dafür, dass er als Jahresbester 2011 die Ausbildungsklasse der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau abgeschlossen hat, hat er einiges tun müssen. Immerhin lief die Fortbildung neben der täglichen Arbeit. "Wir sind stolz auf das, was er geschafft hat und vor allem auch, was er mit seinem ganzen Team heute leistet", so Steffen Furche, der zusammen mit Bernd Furche die Agrarprodukte Schlaitz GmbH leitet.

Viel Zeit für sein Hobby, Fahrrad fahren, ist René Rachner während seiner Fortbildung nicht geblieben. Das hat sich geändert. Und auch die Zeit für ein anderes Hobby ist nun wieder da. Dem jungen Mann ist die Küche nicht fremd, er bäckt und kocht nämlich selbst. Am liebsten, verrät er, mag er so einen richtigen Sauerbraten - eingelegt in Buttermilch.