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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Diebe machen Jagd auf Kois

Von Detmar Oppenkowski 03.07.2012, 15:01
Kois sind eine Zuchtform des Karpfens. (ARCHIVFOTO: THOMAS RUTTKE)
Kois sind eine Zuchtform des Karpfens. (ARCHIVFOTO: THOMAS RUTTKE) NGEN

RAMSIN/MZ. - Der wirtschaftliche Schaden ist enorm, der ideelle kaum zu bemessen. In der Nacht zum Sonntag wurden von dem Grundstück eines Ramsiner Einfamilienhauses 5 000 japanische Jungkarpfen (Kois) gestohlen. Den Schaden gibt der private Züchter mit 25 000 Euro an. Doch detaillierter wolle er sich darüber nicht äußern. Er habe Angst, dass noch andere Koi-Diebe auf ihn aufmerksam werden.

Sie scheinen derzeit in den Landkreisen Anhalt-Bitterfeld, Dessau-Roßlau und Wittenberg ihr Unwesen zu treiben. Das zeigen die Fälle der vergangenen Monate.

Tatort: Dessau-Mildensee. Beute: Ein Koi. Tatort: Wittenberg. Zehn Kois. Tatort: Köthen. 50 Kois. Und nun: Ramsin mit mehreren tausend Fischen. Weiß man, dass ein ausgewachsenes Tier auf dem hiesigen Markt Preise zwischen 800 und 1 200 Euro erzielen kann, so ziehen Diebe schnell einmal eine Beute im Wert eines Klein- oder Mittelklassewagens aus dem Gartenteich an Land.

Doch damit nicht genug. "Im vergangenen Jahr wurden Kois samt der kompletten Technik für den Teich im Wert mehrerer tausend Euro aus einer Sandersdorfer Kleingartensparte geklaut", sagt Jana Proske.

Zusammen mit ihrem Mann betreibt sie den "Sandersdorfer Wassergarten" und handelt mit Kois, Goldfischen und Fischfutter. "Nachdem die Tiere entwendet und die Anlage zerstört wurde, fand man die Tiere tot in der Nähe der Sandersdorfer Kiesgrube", sagt Mario Proske. "Die Kois zu stehlen, ist eine Sache. Sie auch richtig zu versorgen, die andere."

Der Stress, die unterschiedlichen Wassertemperaturen und pH-Werte setzten den empfindlichen Tieren schnell zu. "Die kann man nicht einfach abstellen wie ein altes Fahrrad."

Doch warum sind die Tiere so begehrt? "Für den Hobby-Gärtner bedeutet der eigene Teich mit Kois Entspannung, für die Diebe sind es Spekulationsobjekte", meint Proske. Ausgewachsene Tiere brächten es auf stattliche Summen und im Internet könne man sie ohne Kontrollen und Nachfragen problemlos vertreiben. "In den virtuellen Auktionshäusern bekommt man einfach alles."

Ein Blick auf die Seite von dem Online-Händler "Ebay" bestätigt das. Mehr als 1 790 Treffer bringt die Suche nach dem Schlüsselbegriff "Koi" hier. Zwischen zwei und 500 Euro ist alles vertreten. Ob auch die gestohlenen Fische aus Anhalt-Bitterfeld, Dessau-Roßlau und Wittenberg auf dieser Plattform feil geboten werden, kann niemand sagen. "Aber auszuschließen ist das nicht", meint Proske.

Am meisten ärgere ihn die Ignoranz der Koi-Diebe. "Die Züchter, Händler und Gartenteichbesitzer investieren viel Geld und Zeit, um die Anlagen auszubauen und die Tiere zu hegen und zu pflegen." Bei guter Haltung würden diese 50 bis 70 Jahre alt und können eine Länge von 90 Zentimeter und 1,20 Meter erreichen. Besonders stolz sei man, wenn nach vielen Jahren die Form stimme und beispielsweise die rot-weiß-schwarze Zeichnung leuchtend hervorsteche. "Wenn einem diese ganze Arbeit von jemanden kaputt gemacht wird, dann schmerzt das sehr."

Hinzu komme, dass die Tiere nur einmal pro Saison laichen. Wird - so wie in Ramsin - mit einem Schlag die ganze Selektion der eine Woche alten Jungfische gestohlen, bedeute dies nicht nur einen finanziellen Schaden, sondern auch einen enormen zeitlichen Verlust. "Wenn man von der Zucht und dem Handel lebt, steht in so einem Fall schnell die eigene Existenz auf dem Spiel."