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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Die Schönheitskönigin erweckt Leidenschaften

Von CHRISTINE KRÜGER 17.03.2011, 17:35

SCHWEMSAL/MZ. - Wer glaubt, eine Barbie ist eine Barbie, der liegt schon mal völlig falsch. Eine Barbie ist etwas Besonderes. Der Star der Puppenwelt ist Zeitgeist und daher immer anders. Mindestens vier Mal hat sie in ihren 52 Jahren ihr Gesicht geändert, die Frisur - versteht sich - viel öfter. Und einmal sogar hat Barbie ihren Körper verändert. Das allerdings kam gar nicht gut. Nach zwei Jahren hatte sie wieder ihre normalen Körpermaße: 99 - 46 - 84. Allerdings, haben kluge Köpfe errechnet, wäre Barbie als menschliches Wesen schlicht nicht lebensfähig. Nähme man nämlich ihre Körpermaße und rechne die auf einen Menschen um, ist Schluss mit Schönheit.

Das jedoch ist Marion Denschel so ziemlich schnuppe. Die Sammlerin aus Schwemsal erfreut sich an der Puppe als solche, an ihren Kleidern, ihrem Make Up, dem Glitzer und Glamour und daran, dass sie eben eine gute Figur macht. Über 500 Barbies hat sie heute - alle in Themen-Gruppen zusammen in Schauvitrinen ausgestellt: Barbie als Elizabeth Taylor, als Audrey Hepburn und natürlich als Marilyn. Barbie als Rockerlady, Barbie als Neptun-Phantasie, Barbie als Verkörperung des Diamanten, als Thai-Mädchen, als Braut, als Ballerina. Barbie aus Plastik, aus Porzellan, mit Swarowski-Steinen übersät, nach der neuesten Mode gekleidet, in Bayern-Tracht. Fast scheint es, es gäbe hier nichts, was es nicht gibt. Doch diese Vermutung ist grundfalsch. "Jetzt kommt Barbie gerade als die Damen des Denver-Clan raus: Alexis und Christl. Die habe ich mir gestern bestellt", erklärt die Sammlerin.

Und dazu nutzt sie vor allem das Internet. Aber auch Sammlerbörsen und persönliche Beziehungen sind hilfreich bei der Vervollständigung der Sammlung. Doch dass sie jemals vollständig wird, daran glaubt Marion Denschel nicht. "Immer gibt es was neues. Vor allem in Amerika. Ich bin ja froh, dass ich nicht dort wohne", meint sie und lacht. Obwohl: als ihr großer Sohn im Land der unbegrenzten Möglichkeiten war, hat er seiner Mutter natürlich eine besondere Barbie mitgebracht.

Schon als Kind hatte Marion Denschel ein Faible für solcherart Puppen. Eine mit einem so fraulichen Körper hatte sie schon zu DDR-Zeiten. Und, wie sie sagt, auch in der DDR gekauft. "Die Schlanke hieß die nur bei mir. Sie hat mir gefallen, weil sie so anders aussah", sagt sie und holt sie aus einer Vitrine. Der Mund verzieht sich spöttisch. "Eigentlich ist sie ja hässlich", meint sie, "und auch mit Omas Nähmaschine konnte ich sie nicht schöner machen." Naja, drückt man beide Augen zu: Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Barbie-Urmodell lässt sich erahnen. Die erste Mannequin-Puppe aus dem Hause Mattel übrigens wurde am 9. März 1959 in New York vorgestellt. Die freilich steht nicht in Schwemsal, doch sind bei Marion Denschel schon einige der älteren Modelle zu sehen.

Die große Liebe zu Barbie ist bei ihr spät erwacht - 1996 immerhin erst. Damals hielt die Kosmetik-Vertreterin einen Katalog in der Hand. Und da war es um sie geschehen. Die Barbie-Puppen von Marion Denschel sind natürlich nicht zum spielen gedacht, sie sind echte Sammlerstücke und als solche auch hergestellt. Versteht sich, dass die Preise sich auch deutlich von einer Barbie aus dem Kinderzimmer unterscheiden. Aber das macht nichts. Die ganze Familie akzeptiert das Hobby. "Wenn ich mich mal richtig geärgert habe, gehe ich in das Zimmer hier und ich merke richtig, wie ich ruhig werde", verrät sie.

Barbie-Zubehör interessiert Marion Denschel nicht. Auch Barbie-Mann Ken lässt sie kalt. Nur einen einzigen hat sie. "Beim Thema Hardrock-Café - da gehört er schon dazu", sagt sie. Doch da scheint sie ein bisschen unfair zu sein, denn immerhin ist Ken der Einzige, der es mit Barbie aufnehmen kann. Alle anderen Nebenfiguren in Barbies Welt wurden nur ein oder zwei Jahre lang verkauft. Ken feierte übrigens gerade seinen 50. Geburtstag. Der steht Marion Denschel noch bevor. Aber was sie da bekommt, das weiß sie schon. Immerhin will das Geschenk gut vorbereitet sein. Ihre Freundin in Koblenz, deren Hobby es ist, Barbies zu designen, wird ihr eine ganz besondere anfertigen. Die wird die Gesichtszüge von Marion Denschel haben und ihr Hochzeitskleid tragen.

Was ihrer Freundin Hobby ist, ist anderen Beruf: Dutzende von Mattel-Designern arbeiten unter strengster Geheimhaltung ihrer Kreationen an immer neuen Ideen. Sie verpassen keine bedeutende Schau der Haute Couture, gleich, wo immer die auch stattfindet. Die moderne Barbie soll Trendsetter sein. Sie ist es. Und zwar so sehr, dass Saudi-Arabien den Verkauf von Barbie-Puppen verboten hat, weil Barbie dem Sinn des Islams nicht entspreche, so die Begründung. Aber das kann Marion Denschel schnuppe sein. Ihr Traum ist noch lange nicht zu Ende.