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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Demenz ist immer noch Tabu-Thema

Von sylvia Czajka 12.02.2014, 18:27
Auch das Kursana-Domizil in Wolfen-Nord ist Teil des Netzwerkes. Ergotherapeutin Mandy Schliemann führt mit Senioren eines Wohnbereichs Bewegungsübungen durch.
Auch das Kursana-Domizil in Wolfen-Nord ist Teil des Netzwerkes. Ergotherapeutin Mandy Schliemann führt mit Senioren eines Wohnbereichs Bewegungsübungen durch. André Kehrer Lizenz

Wolfen/MZ - Die Krankheit mit dem Anfangsbuchstaben D wie Demenz könnte auch mit A wie Angst oder S wie Scham anfangen. Denn all das steckt in ihr, wenn sie langsam kommt und bleibt. Angst und Scham empfinden nicht nur die Menschen, die an Demenz erkranken, sondern oft auch deren Angehörige. Und dann gibt es da noch das T, das für Tabu-Thema steht.

Das will nun das Demenz Netzwerk Regional ändern. 16 kompetente Partner aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld haben sich zusammengeschlossen, um betroffenen Angehörigen mit Hilfe und Rat in einem geschützten Rahmen zur Seite zu stehen. Anonymität und sensibler Umgang mit deren ganz persönlichen Anliegen ist der Anspruch des neugegründeten Netzwerkes. Darunter befinden sich Experten aus Kirche, Medizin, Justitia, Pflegediensten, Therapeuten, Bildung ...

Gefördert wird diese Allianz vom Bundesministerium für Familie mit 10 000 Euro für drei Jahre, informiert Birgit Wessel, die sich ebenfalls im Netzwerk ehrenamtlich engagiert.

Zu den Mitbegründern gehören die Kommunikationstrainer Roland Leipold und Norbert Dege. „Demenz ist ein Thema, das in der Gesellschaft noch nicht wirklich angekommen ist“, sagen sie. Bei den über 80-Jährigen, die in Deutschland leben, sei ein Drittel - an Demenz erkrankt. 1,3 Millionen Menschen sind davon betroffen. Im Jahr 2050 sollen es laut Statistik 2,5 Millionen Menschen sein. Eine Zahl, die einem den Atem stocken lässt. In jeder zweiten Familie wird Demenz irgendwann den Alltag bestimmen, informieren Leipold und Dege. Letzterer kann aus eigenen Erfahrungen sprechen.

Seine Schwiegermutter erkrankte an Demenz. Er habe sie fünf Jahre lang bis zu ihrem Tode begleitet. Schleichend sei die Krankheit gekommen, und man sei ohnmächtig und weiß, es gebe keine Hilfe. Vielleicht irgendwann einmal. Denn die Hoffnung sterbe zuletzt.

Diese Zeit hat Norbert Dege berührt, aber auch stark gemacht und animiert, seine Erfahrungen mit der Pflege von an Demenz Erkrankten an Betroffene weiterzugeben.

Unterstützung erhielt er von Kollegen und Freund Roland Leipold. Und das Duo blieb nicht allein mit der Idee. „Dafür sind wir dankbar.“

Es fanden sich in der Allianz fachlich kompetente ehrenamtliche Begleiter, die Hilfe anbieten - nicht in elitärem Kreis, sondern jedem betroffenen Angehörigen, der es zulässt und Demenz aus der Liste der Tabu-Themen streicht.

Immer am letzten Freitag im Monat ab 14 Uhr gibt es im Mehrgenerationenhaus in Wolfen, Straße der Jugend 16, eine Sprechstunde. Der Kontakt zum Netzwerk ist über die Telefonnummer: 03494/66 94 79 möglich.

Norbert Dege
Norbert Dege
André Kehrer Lizenz
Roland Liepold
Roland Liepold
André Kehrer Lizenz