Altstadtfest in Raguhn Altstadtfest in Raguhn: Inselclub verärgert über abgesperrte WCs der Stadt

Raguhn - In Raguhn-Jeßnitz sind ein Verein und die Stadtverwaltung wegen einer Toilettenfrage aneinandergeraten. Der Inselclub Raguhn musste zum Altstadtfest in diesem Jahr erstmals Dixies mieten. Jahrelang konnten die Festbesucher das Örtchen der angrenzenden Grundschule nutzen.
Doch das war am Fest-Wochenende 2018 zugeschlossen. Den Verein brachte diese Entscheidung der Stadt auf die Palme und das Thema jetzt in einen Ausschuss der Kommune. „Das ist eine fürchterliche Sparmaßnahme“, erklärte dort der Ausschussvorsitzende Klaus Zschocke. Er sei sehr daran interessiert, dass diese Regelung rückgängig gemacht werde.
Das Ausschussmitglied Christine Klickermann berichtete, dass solche mobilen Dixies sehr unangenehm sind. „Ich zahle lieber 50 Cent oder einen Euro, als noch mal auf so eine Toilette zu gehen.“ Raguhn-Jeßnitz’ Ex-Bürgermeister Eberhard Berger berichtete im Ausschuss als diesjähriger Unterstützer des Altstadtfestes von kritischen Stimmen der Besucher. Dabei wäre der Inselclub bereit gewesen, die Nebenkosten der Toiletten im Schulgebäude zu begleichen, so Berger.
Derartige Nutzungskonflikte der städtischen Toiletten existieren auch in anderen Kommunen
Die stellvertretende Bürgermeisterin von Raguhn-Jeßnitz, Constance Mädchen-Vötig, verteidigte in dem Gremium die Entscheidung der Stadt. Sie nannte Hygienevorschriften und erklärte, dass die Toiletten mehrfach am Tag gereinigt würden. „Eine Reinigung wie zu Hause reicht nicht aus.“ Zudem hätte der Verein mehr Vorkehrungen treffen müssen, damit die Toiletten, die barrierefrei sind, von den Festbesuchern hätten genutzt werden können. Die Schule mit dem WC sei keine öffentliche Einrichtung.
Derartige Nutzungskonflikte existieren auch in anderen Kommunen. Wenn beispielsweise auf dem Bitterfelder Marktplatz Veranstaltungen stattfinden, können bei manchen Festen die Gäste das WC im benachbarten Rathaus nutzen - bei anderen aber nicht.
Das kritisiert zum Beispiel der Innenstadtverein. „Wieso wird das unterschiedlich gehandhabt“, fragt dessen Vorsitzender Kay-Uwe Ziegler. Er nennt als Beispiel das Innenstadtfest des Vereins. Hier habe man einen Toilettencontainer aufstellen müssen, der mehr als 1.000 Euro gekostet habe.
In Raguhn-Jeßnitz kommt die Verwaltung dem Verein mittlerweile entgegen
Laut OB Armin Schenk (CDU) liegt die unterschiedliche Handhabung am Veranstalter. Bei Festen der Kommune öffne diese für die Besucher auch die kommunalen Toiletten im Bitterfelder Rathaus. Bei privaten Veranstaltern hingegen müssen diese sich selber um WCs kümmern. Schenk stellt aber eine Prüfung dieser Praxis in Aussicht.
In Raguhn-Jeßnitz kommt die Verwaltung dem Verein mittlerweile entgegen. Im nächsten Jahr sollen die Toiletten der Grundschule von den Altstadtfest-Besuchern nutzbar sein. Allerdings müsse der Verein absichern, dass niemand andere Gebäudeteile betreten kann. Zum Beispiel mit Hilfe eines Kontrolleurs. „Dem Verein steht es auch frei einen Obolus für die Toilettennutzung zu nehmen.“
Die Auflagen für den Veranstalter dürften aber nicht zu hoch werden. „Die Verhältnismäßigkeit muss gewahrt werden“, erklärte Mädchen-Vötig der MZ. Davor warnte auch Stadtrat René Schön (SPD-Fraktion) im Ausschuss, nachdem dort zwischenzeitlich Bauzäune erwähnt wurden, die einen Zutritt zum übrigen Schulgelände abseits der WCs verhindern könnten: „Es macht keinen Sinn, den Geldbetrag für Anmieten der Toiletten einzusparen, wenn dann für eine ähnliche Summe Bauzäune aufgestellt werden müssten.“ (mz)