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Entscheidung rückt wieder in Ferne Alles wieder auf Null beim Neubau der Kita in Roitzsch

Von Christine Färber 10.05.2021, 14:42
Ortsbürgermeister Mario Willer vor der Fläche am Waldrand in der Karl-Liebknecht-Straße
Ortsbürgermeister Mario Willer vor der Fläche am Waldrand in der Karl-Liebknecht-Straße (Foto: André Kehrer)

Roitzsch - Keine Frage - die Villa der Roitzscher Kinder ist wunderschön. Doch: zu klein, zu alt, längst nicht mehr den Betreuungskriterien entsprechend - Roitzsch braucht einen neuen Kindergarten. Auch, um andere Kitas der Stadt zu entlasten.

Das Projekt, rund sechs Millionen Euro schwer, läuft seit Jahren unter der Rubrik Vorhaben im Haushalt der Stadt Sandersdorf-Brehna. 160 Plätze sollen entstehen. Ein Grundstück ist nach langer Suche jetzt gefunden - besser gesagt: zwei. Das eine befindet sich am Waldrand, das andere in der Teichstraße.

Das Grundstück in der Teichstraße ist plötzlich wieder im Gespräch

Erste Planungshürden sind für das Waldrand-Grundstück unmittelbar neben dem Sportplatz bereits genommen. Denn nach dem Votum des Ortschaftsrates hatte der Stadtrat für dieses Areal bereits sein OK gegeben. Nun ist auf einmal alles anders. Das Grundstück in der Teichstraße ist plötzlich wieder im Gespräch. Und der Stadtrat hat seine Meinung geändert, die Entwicklung des Areals am Waldrand gestoppt.

Und nun? „Wir sind wieder bei null“, sagt der Ortsbürgermeister Mario Willer (UB). „Aus heiterem Himmel.“ Dass sich Ortschafts- und Stadtrat ursprünglich für das Waldgrundstück entschieden, hat unter anderem auch mit den Kosten, die aus dem Fonds der so genannten Kohlemilliarden gedeckt werden sollen, zu tun.

Aber auch die Überlegung, dass am Ortsrand mehr Auslauf für die Kinder ist und sie beim Toben ungestört und laut sein können. Die Befürworter der Teichstraße indes sind auch nicht verlegen um gute Argumente: Das Grundstück liegt mitten im Ort und es befindet sich in der Nähe der Schule. „Alle meinen es gut, aber nun ist keinem gedient“, so Willer.

Soll die Verwaltung weiter die Entwicklung am Waldrand forcieren?

Es hätte ohne die Wiederbelebung der eigentlich schon abgeschlossenen Diskussion also richtig losgehen können. Doch damit wird es vorläufig nichts werden. Denn was sich so unkompliziert anließ, entpuppt sich nun als gewaltige Hürde. Und die Debatte ist neu entfacht. Die Roitzscher sollten nun doch selbst entscheiden, heißt es aus dem Stadtrat. Willer schüttelt den Kopf: also alles auf Anfang.

Bei der letzten Stadtratssitzung stand klipp und klar die Frage: Soll die Verwaltung weiter die Entwicklung am Waldrand forcieren? Die wurde eindeutig mit „Nein“ beantwortet. Vielleicht trug dazu auch die emotionale Ansprache einer Roitzscher Ortschaftsrätin bei, die sich für ihre Ja-Stimme, die sie im Ortschaftsrat für das Waldgrundstück abgegeben hatte, entschuldigte. Sie habe sich falsch entschieden, sagte sie. „Ich bitte um Entschuldigung.“

Mario Willer vor der Fläche in der Teichstraße
Mario Willer vor der Fläche in der Teichstraße
(Foto: André Kehrer)

Um das Areal in der Teichstraße zu entwickeln, gibt es derzeit auch keinen Beschluss

Doch um das Areal in der Teichstraße zu entwickeln, gibt es derzeit auch keinen Beschluss. Weder vom Ortschafts- noch vom Stadtrat. „Viele Fragen sind hier offen“, so Willer. „Für wie viel Geld wird der Eigentümer dieses Grundstück jetzt verkaufen?

Wie hoch sind die Kosten für den Abriss der Gebäude dort? Ist die Erde der ehemaligen Gärtnerei kontaminiert? Wie kriegen wir Verkehrsführung und Parkplätze da überhaupt hin? Und wie lässt sich das mit der Feuerwehr-Ausfahrt vereinbaren?“

Willer bringt es auf den Punkt: „Vielleicht klappt jetzt ja gar nichts. Und dann? Ich habe lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Aber was die Roitzscher wollen - so soll es sein.“ Doch der Stadtrat solle sie nicht dermaßen unter zeitlichen Druck setzen.

„Je länger wir warten, umso schwieriger wird es. Wir brauchen den Kindergarten.“

Fakt ist: Die Fragen müssen geklärt werden. „Denn es hängt mehr dran, als nur eine Kita für Roitzsch“, darauf weist Andy Grabner (CDU), Bürgermeister von Sandersdorf-Brehna eindringlich hin. „Wir müssen schnell zum Ziel kommen.“ Die Situation in der ganzen Stadt, die sich mit dem Prädikat „Familienfreundlich“ schmückt, ist im Hinblick auf Kinderbetreuungsplätze angespannt.

Auch Willer weiß, dass die Entscheidung nicht auf die lange Bank geschoben werden kann. Denn: Wie lange, fragt er, stehen die doch sehr beträchtlichen Fördermittel noch zur Verfügung? Sein Fazit: In die Debatte muss wieder Sachlichkeit rein. „Je länger wir warten, umso schwieriger wird es. Wir brauchen den Kindergarten.“ Daher wird jetzt die Roitzscher Wählervereinigung in die Sitzung des Ortschaftsrates eine Vorlage einbringen, in der der Stadtrat nun die Verwaltung ermächtigen soll, die offenen Fragen für das Grundstück in der Teichstraße zu klären. „Bevor sich gar nichts mehr dreht, müssen wir was anschieben“, sagt er. (mz)